Monat: August 2024

Ein Blick hinab, ein Blick darauf, ein Blick hinauf

Da nun wieder ein neues Wochenende begann war es für mich wieder an der Zeit mein Gehirn zu benutzen und darüber nachzudenken was ich nun unternehmen könnte. Also tat ich dies und erinnerte mich, dass es hier in der Stadt eine Statue gibt welche höher als die Freiheitsstatue ist und welche bei ihrer Fertigstellung die zweithöchste der Welt war. Die Sendai – 仙台 Daikannon – 大観音 – (大 – Oo – groß), (観 – mi – Sicht), (音 – oto – Ton/Klang) könnte wortwörtlich also so viel wie „Großer sichtbarer Klang“ heißen, was ja irgendwie passend wäre.
Auf meiner Reise zu dieser Statue kam es, kurz nachdem ich die Bushaltestelle erreichte, zu einem gewaltigen Regenschauer welcher von Blitzen in ca. 600 – 700 Metern Entfernung ihr Unwesen trieben.
Man würde nun meinen, dass dies meine Laune deutlich verschlechterte, allerdings sah ich nun eine Chance das ich von der Statue aus tatsächlich eine gute Aussicht haben könnte, da es bis dahin recht bewölkt war und meine Fahrt ungefähr 40 Minuten dauern sollte.
Die Figur selber hat man auch schon in meiner Vorbereitung für den Fujiyama als kleines weißes etwas durch mehr als zwanzigfachen Zoom gesehen.
Anders als ich gedacht hatte, stellt sie nicht den Buddha dar, sondern den Bodhisattva Kannon, eine Göttin welche mit Mitgefühl verbunden wird. In ihrer rechten Hand hält sie das Chintamani, ein Wunschjuwel mit welchem der Träger bekommt was er sich wünscht.
Die Statue wurde 1991 fertig gestellt und stellt bis heute die höchste Statue einer Göttin, unter allen Statue allerdings nur die achthöchste Statue mit 100m inklusive Sockel und „nur“ 92m ohne.

Bevor man die Statue allerdings betreten kann, muss man durch den Schlund eines Drachens steigen, welcher ehrlich gesagt einen ziemlich guten Zahnarzt haben muss. Diesen betreten sieht man an den Runden Wänden 33 unterschiedliche Statuen welche die verschiedenen Formen zeigen welche die Daikannon annehmen kann. Ich bin mir relativ sicher, dass die Holzfiguren welche auf der Innenseite des Rundweges im Erdgeschoss stehen nicht zu diesen 33 Figuren zählen. Sonst könnte die Göttin einige erschreckende Gestalten annehmen welche auch Waffen besitzen und offensichtlich auch damit umzugehen wissen.
Man stelle sich vor diese hochhaushohe Statue würde plötzlich eine Axt herbeizaubern und auf die Stadt los laufen. Oder lieber nicht, immerhin hält sie ja den Wunschjuwel in der Hand…

Nützlicherweise haben die Erbauer daran gedacht, das einige Besucher (ich) keine Lust haben an einem Tag mit ca.30 Grad die Treppen hinauf in den 12. Stock zu nehmen und haben daher großzügiger weise einen Aufzug im Kern der Figur installiert. Diesen genutzt kam man an einem kleinen goldenen Schrein an neben welchem ein Buddah stand und fröhlich lachte.

Ich habe mich zwar zuvor nicht informiert ob es eine Aussichtsplattform gibt, als ich jedoch keine gefunden habe (weil es keine gab) war ich doch ein klein wenig enttäuscht. Glücklicherweise jedoch konnte ich durch ca. 40cmx40cm große Fenster einen Blick hinauf und hinab in die Stadt und Entfernung werfen. An den Stellen der Statue an welchen es statt Stahlbeton ein Fenster gab allerdings, hatte man eine tolle Aussicht.

Als ich dann die Treppen hinab stieg und das innenenleben dieser Statue betrachtete bekam ich schon ein wenig Höhenangst ähh ich meine natürlich Höhenrespekt. Im Kern befinden sich um den Aufzug aufgestellt insgesamt 108 Figuren welche unterschiedliche Formen darstellen welche der Buddah annehmen kann. Insgesamt gibt es 108 Statuen von welche auf den 12 Etagen im inneren verteilt sind.

Beeren am Straßenrand. Nein, probiert habe ich sie nicht, auch wenn ich schon gerne gewusst hätte welche Geschmackssorten die unterschiedlichen Farben haben.

Der Hitze entkommend machte ich mich auf zur nächsten Station, dem Buddhistischem Rinnojitempel oder besser gesagt dem anliegenden japanischen Garten welchen ich zuvor schon einmal besucht hatte. Bei meinem letzten Besuch allerdings vergaß ich mein Stempelbuch, daher holte ich mein Versäumnis schnell nach und schlug die fehlenden Stempel schnell auf die leeren Seiten des Buches. Und ja, im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass es vielleicht möglich gewesen wäre das zwei Stempel auf eine Seite gepasst hätten, aber ich bin jetzt zu müde davon noch ein Foto zu machen, man möge mir verzeihen.

Der Garten war genau so schön wie bei meinem letzten Besuch, dieses Mal allerdings ging ich nicht im Uhrzeigersinn, sondern entgegengesetzt durch den Garten, damit ich auch mal was neues sehe.
Ich meine das die Bider hier für sich sprechen, meinen Lesern die einen Japanischen Garten in ihrer Umgebung haben mache ich es nun zur Hausaufgabe diesen ein mal bei gutem Wetter zu besuchen und ein wenig Ruhe zu finden. Wer keinen hat der hat sicherlich einen Nachbarn mit dem schönen neuen Deutschen Steingarten, dieser muss dann auch ausreichen. – Mein Beileid an diejenigen mit „Meiers Open Air Schotter Sammlung“ in der Nähe.

Nachdem ich damit fertig war das Wetter und den Garten zu genießen ging es nun an meine eigentlich wichtigste Station. Ich war ja schon immer an der Astronomie und der Raumfahrt interessiert. Auch bin ich fast täglich über neue Erkenntnisse, Entdeckungen und andere Entwiscklungen informiert, was mich aber leider zu nichts qualifiziert. Das wäre ja als würde ein Fußballfan sagen das er Ahnung vom Spielen hat, obwohl die einzige sportliche Betätigung das Heben der Bierkästen ins Auto und vom Auto in die Bude ist.

Als ich jedoch nach Sehenswürdigkeiten rund um Sendai schaute stellte ich doch etwas überrascht fest, dass es hier ein Observatorium gibt und das ich dieses noch nicht besucht hatte.
Ich hatte Glück und kam doch recht pünktlich zu einer Show im Planetarium, allerdings blieb mir nicht genug Zeit um herauszufinden wie ich meinen Sitz verstellen konnte. Ja, man sollte meinen, dass ich dieser Aufgabe gewachsen sein sollte, allerdings scheiterte ich kläglich daran und musste nun die Show, schief auf meinem Stuhl sitzend genießen.
Nachdem erklärt wurde wo man das große Sommerdreieck am Himmel finden konnte wurde gezeigt welches Sternbild es im Herbst am Himmel zu finden geben würde.
Kann es jemand erraten?
Nein?
Das glaube ich nicht, daher gibts noch einen Versuch.
Richtig, nach Dreieck kommt Viereck. Das Herbstviereck ist ein Sternenbild was man recht leicht in den kommenden Monaten am Himmel erblicken können sollte. Ob das hier in Sendai mit dem derzeitigen Regen und der Lichtverschmutzung auch möglich ist, werde ich vielleicht berichten können.
Auch habe ich nicht herausgefunden ob es ein Frühlingszweieck oder ein Winter Fünfeck/Pentagon gibt. Ich habe mir aber auch nicht die Mühe gemacht danach zu suchen.
Was die Einstellung des Sitzes im Planetarium angeht so vermute ich das die QR-Codes an den Sitzen etwas mit deren Aktivierung zu tun haben, da während der Vorstellung auch Fragen gestellt wurden welche von den Zuschauern beantwortet werden konnten. Dabei leuchtete an den besetzten Stühlen die kleinen Nummerntasten mit denen die Antworten gewählt werden konnten. Meine leuchteten nicht auf, wodurch ich nur, Sherlock Holmes hätte es nicht besser lösen können, schlussfolgerte, dass diese QR-Codes etwas damit zu tun hatten.
Und ja, als ich den Raum betrat gab es in großen Lettern, ähh, Hiragana, Katakana und Kanji meine ich natürlich, eine Erklärung die vermutlich in einfacher Sprache geschrieben war damit auch Kinder wüssten wie die Stühle zu bedienen waren. Aber ich bin schon lange kein Kind mehr, blöd nur das die Zeit nicht reichte um mit meinem mangelhaften Japanisch entziffern zu können was da im Detail stand. Aber es hätte sich auch um etwas handeln können was absolut nichts mit der Handhabung der verstellbaren und hoch digitalisierten Stühle zu tun hat.
Ja, die Antwort zu manchen Fragen des Lebens werden wir wohl nie erfahren…
Die weitere Vorstellung im Planetarium war eher so ein Standarddings würde ich mal sagen, am Horizont der Kuppel wurden die Gebäude der Stadt angezeigt und auf den Tag folgte schnell die Nacht mit einigen wenigen Sternen.
Als sich jedoch die Häuser auflösten (vielleicht waren sie nur aus Zuckerwatte und vertragen keinen Regen?), war der Sternenhimmel und die Milchstraße in voller Pracht für alle Sichtbar.
Mit verrenktem Nacken sah ich dann wie wir uns immer weiter von der Erde entfernten, dann das Sonnensystem aus den Augen verloren und nun die Milchstraße (da wohnen wir, voll cool oder?) in ihrer vollen Pracht erblickten.
Ein kurzer schwenk und wir hatten nun die größere Andromedagalaxy vor uns welche uns mit ca. 110 km/s (s steht für Sekunde) erreicht und wahrscheinlich vorerst verfehlt, es gab gerade kürzlich erst neue Meldungen, dass es vielleicht doch nicht, vielleicht auch etwas später erst zu einer Kollision kommt. Anschnallen müssen wir uns da zum Glück nicht, da die Entfernungen auf dem Galaktischen Highway recht groß sind und ich und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit alle meiner noch nicht lebenden Nachfahren bis dahin schon lange in einen dem jetzigen Zustand ähnelnden Zustand sein werden (nicht lebendig).
Insgesamt war die Präsentation auch sehr interessant, zumindest wenn man ein Kind ist. Ich bin zwar ein Kind meiner Eltern, da ich jedoch mittlerweile einiges an Grafischem Know How angesammelt habe wurde mein Hunger nach Spektakel leider nicht gestillt. Immerhin war die Atmosphäre mit anderen zusammen etwas über die Sterne zu lernen aber sehr empfehlenswert.

Die Ausstellung, welche ich nach meinem Besuch im Planetarium besichtigte war größtenteils spielerisch, aber das nur im positivsten Sinne. So hat man tatsächlich auf Knopfdruck Plasma erzeugen können, ähnlich wie die Nordlichter welche ich vor meiner Abreise mit meinen eigenen Augen in höster intensität in den Nördlichen Breiten Weimars bestaunen konnte. Oder eine Prismenfolie welche tatsächlich das Licht nach ihren Farben sortiert. Wäre das Prinzip der Lichtbrechung und den Wellenlängen des Lichtes heutzutage entdeckt worden, so wäre es vielleicht sogar als rassistisch eingestuft und verboten worden. Soviel zu meinem Recht der freien Meinungsäußerung, bei Risiken oder Nebenwirkungen fragen sie bitte einen Anwalt.

Von unserer Erde ging es immer weiter hinaus und auf wenigen Quadratmetern wurde in anschaulichster Weise genug Wissen vermittelt um ohne Probleme die Astronomiearbeit der 10. Klasse zu bestehen. Schade das wir Astronomie nicht in der 11. oder 12. Klasse wählen konnten. Dann hätte ich ohne ein Wimpernzucken Spanisch oder Religion ein Angebot gemacht was sie nicht hätten ablehnen können.

Mir war nicht bewusst das der Neptun der neunte Planet in unserem Sonnensystem ist und seit 2006 kein Planet mehr ist. Immerhin haben wir noch den Pluto, es hätte schlimmer sein können… Man stelle sich vor der Pluto wäre kein Planet mehr, will man wirklich in solch einer Welt leben?

Ich war gerade erst bei unserer Galaxie (immer noch die Milchstraße) angekommen, da wurde mir leider mitgeteilt das die Ausstellung schließt. Mit meinem, sagen wir mal, sehr geringen Sprachkenntnissen, gelang es mir doch das unvermeidbare noch ein par Minuten hinauszuzögern und mir im Eiltempo den Rest der Ausstellung anzuschauen.

(nicht maßstabgetreu) Modell des Hubble Space Telescope

Ich habe leider nicht ganz alles durchlesen können, aber ich bin mir recht sicher, das dies das Aktuellste Modell unserer Erde ist. Eine Schlange, auf dieser eine große Schildkröte und wiederum auf dieser vier Elefanten welche unsere scheibenerde gemeinsam auf ihrem Rücken tragen. Jetzt ergibt eigentlich alles Sinn. Also die Flacherdler haben doch Recht und die mit der runden Erde nicht. Ich habe auch noch nie Hände gesehen die einen so großen Ball wie die Erde hätten herstellen können. Tja, wieder mal was gelernt, wa?

Als großen Highlight war es mir gegen Ende noch möglich das Hitomi Telescope mit einem Spiegeldurchmesser von stolzen 1,31 Metern.

Ja, es gibt Aliens.
Und ja, ich habe Bildbeweise:

Kiwis kennen keinen Frieden. Nachdem sie ihre Gegner geköpft haben Essen sie ihre inneren Organe um sich an den Kräften ihrer Opfer zu stärken.

Viel zu erledigen aber nichts zu tun?

Da die vergangene Woche von Regen, Sonne Wind und Wetter durchwachsen war und ich außerdem viel Arbeit zu erledigen hatte, kam ich nicht dazu mir große Pläne fürs Wochenende auszudenken. Leider hielt mich auch der Wetterbericht davon ab das Wochenende produktiv zu nutzen und so blieb ich dabei alles vorzubereiten sodass am Montag eine kleine Studie gemacht werden konnte.

Ich habe hier zuerst Pissu biru (… Gebäude) gelesen, Google Übersetzer meint allerdings das ピースビル – Pīsubiru – „Friedensaufbau“, also Friedensgebäude heißt.


Trotzdem war auch diesen Sonntag wieder Volleyball in der kleinen Sporthalle in der Nähe der Sendai Station, jedoch waren wir nicht einmal genug Leute um zwei Volle Teams a 6 Leute zu bilden.
Viele waren schon nach hause geflogen, einige würden es noch, und leider ist es auch so, dass mindestens ein Großteil nicht wieder zurück kommen würde. Etwas schade muss ich schon gestehen. Vor allem da sie nun ungefähr ein Jahr hier waren und ich sie von dieser Zeit nur ca. 2 Monate kannte. Außerdem spielt es sich nicht so einfach wenn ein Großteil der Leute fehlen. Und es gab schon Tage an denen wir vier Teams bilden konnten.
Es gab gestern Abend wieder einmal ein kleines Erdbeben, diesmal jedoch zwischen Tokyo und Sendai. Obwohl es recht weit entfernt war, war es auch hier noch recht ok spürbar.
Immerhin wurde nun auch die Warnstufe vor dem großen Erdbeben im Süden erst einmal verringert, das ist doch schon mal ein Anfang.

Ja, der Roboter kann besser fahren als ich, denn ich habe keine Räder. Das ist ein Roboter des gleichen, im vorherigen Beitrag genannten Restaurant „Gasto/Gusto“.

Taifun – kein fun

Da Japan am pazifischen Feuerring liegt ist es nicht überraschend das es auf den Inseln des Landes viel vulkanische Aktivität zu finden gibt welche aber auch unter anderem heiße Quellen entstehen lässt.
Der Fujiyama, welchen ich vor fast zwei Wochen bestiegen habe ist neben dem höchsten Berg Japans auch noch ein aktiver Vulkan welcher zuletzt 1707 ausbrach.
Mit dem Hyūga-nad Erdbeben der Stärke 7.1 welches letzte Woche am 8. August auf dem Nankai Streifen die Region erschütterte wurde dies wieder einmal umso deutlicher. Das Erdbeben war vor der Küste Miyazakis in der Präfektur Miyazaki ungefähr 1.100 Kilometer von mir entfernt. Trotzdem ist wichtig zu verstehen was es mit diesem Erdbebengebiet auf sich hat.
Diese Nankailinie beschreibt die einen Teil der Grenze zwischen der Eurasischen und der Philippinischen Platte. In der Nähe (ca. 30 – 40km) des Punktes an welchem diese beiden Platte auf die Nordamerikanische Platte treffen befindet sich auch der Fujiyama, dem wie vorher schon genanntem aktiven Vulkan. Zusätzlich zu dem Nankai Abschnitt gibt es noch zwei weitere, Tonankai und Tokai welche in dieser Reihenfolge weiter Nördlich und Östlich sind.
Bei diesen Erdbeben gibt es eine historische Periodizität mit welcher sie in gewisser Stärken auftreten. So gibt es auch hier in Sendai ab und zu, vielleicht alle par Wochen etwas kleinere Erdbeben, die man aber leicht verschläft.
Größere Erdbeben gibt es dann seltener, Anfang des Jahres zum Beispiel das Noto Erdbeben der Stärke 7.5 welches mehr als 282 Leben nahm. Das große Erdbeben der letzten Woche aber forderte zum Glück keine Menschenleben.

Die Häufigkeit der großen Erdbeben dieser Region Südwestlich von Tokio ist zum Glück relativ gering, sie geschehen ungefähr alle 90 bis 200 Jahre. Der Grund für den momentan sehr hohen Alamierungszustand der Bevölkerung ist der, dass vor dem großen Erdbeben der Stärke 9.1 in Tohoku welches am 11.03.2011 war, ein vorheriges Erdbeben am 9.03.2011 der Stärke 7.2. Bei dem großen Erdbeben und dem folgenden Tsunami in Tohoku gab es mehr als 20.000 Todesopfer.
Das letzte dieser großen Erdbeben war das Nankaidō Erdbeben 1946 und kurz zuvor 1944 das Tōnankai Erdbeben. Beide hatten jeweils eine Stärke von 8.1 und je weniger als 1.500 Opfer.
Insgesamt ist dieses Thema viel, viel komplexer als ich nun hier versucht habe zu beschreiben, jedoch ist es trotzdem wichtig zu wissen, dass 1. Erdbeben passieren können. 2. Erdbeben unvorhersehbar sind. 3. Die Stärke der Erdbeben sehr stark variieren kann und 4. Japan womöglich eines der sichersten Länder im Falle eines Erdbebens ist.

Zum einen werden die neuen Gebäude des Landes stetig sicherer und sicherer gegen die stärksten Erdbeben gebaut, zum anderen ist es auch so, dass auch ein großer Teil der älteren Gebäude sicher sein kann. Denn durch die Häufigkeit der Erdbeben ist es ja schließlich so, dass alles was ein Erdbeben nicht übersteht zwangsweise neu und besser gebaut werden muss. Abgesehen davon habe ich keine Bedenken das mich ein Erdbeben größerer Stärke erreichen wird. Und selbst wenn, was soll ich denn machen? Sagen das es aufhören soll? Es darf mich nicht ohne meine Erlaubnis durchschütteln? Nein, das Einzige was hier helfen kann ist eine gute Vorbereitung. Einen Helm habe ich ja zumindest schon in jedem Zimmer in dem ich mich hier im Land regelmäßig befinde.
Zusätzlich muss ich sagen, dass die Situation der Bahn hier aus Sicht eines Deutschen wirklich verrückt ist. Nicht nur das die Züge pünktlich sind, nein, das alleine ist schon ein Ding der Unmöglichkeit. Nein, nachdem nun das Erdbeben am 8.08 die Erde erschütterte, kam es durch die Drosselung der Shinkansen zu Verzögerungen im Bahnverkehr von Sage und Schreibe 5 FÜNF! 1 + 1 + 1 + 1 + 1 Minuten. Fünf Minuten – da lacht doch die Deutsche Bahn.

Zusätzlich kommt noch der Mountain Day am vergangenen Sonntag – der Montag war dadurch frei, der Feiertag wurde verschoben – und die お盆 – Obon Feiertage, ein buddhistisches Fest in welchem an die Geister der Vorfahren gedacht wird.
Heißt nun also übersetzt, das nach dem Erdbeben am 8. für viele vom 9/10.8 bis zum 18.8 Frei ist. Die Anzahl der Shinkansen welche am 9.8. unterwegs waren ist zusätzlich sehr beeindruckend. Es waren 483.

Jaja und warum gibt es nichts spannenderes von meinen Ausflügen der letzten Tage? Nun leider konnte ich bisher keine weiteren Unternehmungen machen, ein 台風 – Taifu – Taifun auf den Weg nach Sendai machte, die Stadt knapp verfehlte, aber das Wetter trotzdem im negativen beeinflusste.
Die Taifunzeit hier soll fast schon wie eine Jahreszeit sein ohne welche etwas im Alltag fehlt. Vielleicht ein wenig als würde auf den Sommer direkt der Winter folgen ohne das die Blätter eine Chance hatten sich ins gelbliche oder rötliche zu verfärben.
Ich bin mir aber hier nicht sicher ob die Regenzeit die ja bis Juli gehen sollte ein Teil der Taifunsaison ist oder ob diese eine neue Jahreszeit darstellt die in ihrem Wirken sehr große Ähnlichkeiten zur Regenzeit hat.
Aber ja, heute Vormittag hat es hier extrem geregnet und ich habe selbst eine Flutwarnung für den Osten der Stadt bekommen. Aber keine Sorge, mit dem Hirose Fluss nebenan, und mit mir im 4. Stock, sehe ich keine Flutgefahr.

七夕まつり – Tanabata Matsuri

Es ist wieder ein Tag der Woche und das heißt für mich, dass es wieder an der Zeit ist einige der vergangen Erlebnisse wieder aus meinem Gedächtnis zu holen und aufs Papier zu klopfen.
Nachdem ich nun am Samstag ziemlich fertig wieder in Sendai angekommen war ging es am Sonntag direkt zur Abschlussfeier des Volleyballclubs. Keine Sorge, spiele soll es weiter geben, nur die Studenten welche die Uni zurück in ihre Heimat verlassen werden nicht mehr dabei sein.
Nach einer kleinen aber feinen Feier im 8. Geschoss eines recht schmalen Gebäudes in meiner Nachbarschaft war es nun für mich endlich an der Zeit mein Wochenende zu Genießen.

Das たなばたまつり – 七夕まつり – Tanabata Matsuri – Tanabata Fest ist ein Fest welches eigendlich am Abend des 7.(7) stattfindet. Es feiert traditionel das Treffen von Orihime und Hikoboshi die durch die Sterne Vega und Altair verkörpert werden. Durch die Milchstraße sind die beiden getrennt und es ist ihnen nur möglich am Siebten Tag des siebten Monats vereint zu sein. Das Tanabata Fest in Sendai geht auf dieses Sternenfest und vor allem Date Masamune zurück und wird hier jährlich, Generationen überbrückend gefeiert.
Nun normalerweise wird das Fest auch im Juli gefeiert, jedoch fängt es in Sendai einen Monat später an, vermutlich um der Regenzeit auszuweichen. Denn die Stadt, vor allem die Einkaufsstraßen sind für dieses Fest mit einer unglaublich großen Anzahl an Papierverzierungen geschmückt die alle per Hand angefertigt wurden.

Ja, das sind alles gefaltete Papierkraniche

Eine aufsehen erregendes Flötenspiel am Rande der voll gepackten Straße

Es ist sehr schwer zu zeigen wie groß das Fest an sich ist und wie viele dieser Papierschuckstücke die Straße verzieren. Es handelt sich um mindestens einen Kilometer, welcher wirklich voll mit dicht an dicht bepackten Papieraufhängern ist, so das selbst ich mich regelmäßig bücken musste um durch die Menge zu navigieren.

Sicher wird dies auch als Werbung genutzt, wie würde es sich denn sonst lohnen haufenweise FARBIG bedrucktes Papier aufzuhängen?

Der Start des Festes wird mit Feuerwerk gefeiert. Das japanische Wort für Feuerwerk – 花火 – はなび – Hanabi setzt sich dabei aus 花 – はな – Blume und 火 – ひ – Feuer zusammen. Es ist also kein „Werk“ aus Feuer, sondern eine Feuerblume. Wenn ich ein Lieblingswort im Japanischen hätte, dann wäre es wahrscheinlich 花火 oder 花見 – はなみ – Hanami – das Betrachten der Kirschblüten im Frühling (den ich leider knapp verpasst habe…).
Das Feuerwerk sah ich mir zusammen mit dem Franzosen und dem Amerikaner vom Balkon des Labors aus an, von dem aus wir eine Ziemlich gute Sicht auf das Spektakel hatten. Da die Stadt voll und der Campus auf dem Berg voll war, war dies der naheliegendste Weg das kunstvolle Feuerwerk zu bestaunen.
So wie wir ein par Bürostühle auf den Balkon gehievt hatten – wir mussten durchs Fenster – begann schon das Lichtspektakel.

So schön die Raketen auch waren, so muss ich auch leider sagen, dass das fast eineinhalbstündige Feuerwerk auch ein Test unserer Geduld war. Nachdem so vier bis fünf Raketen ihren Aggregatzustand änderten war es uns nun aufgetragen bis zu eineinhalb Minuten zu warten bis die nächsten Raketen den Himmel erleuchteten.
Nichtsdestotrotz ist die Qualität dieser nicht zu vernachlässigen. Von Herzen über Smileys zu etwas das aussah als wäre Pikachu die Treppe herunter gefallen war gab es eine große Kreativität in Farben, Formen und Größe der Feuerblumen.

Ja, das Video spinnt ein wenig, liegt wahrscheinlich an der Kompression. Ach wenn ich doch nur Ahnung von Pcs und so hätte…

Es gab viele kleine Buden und Stände, von Essen über Süßigkeiten bis hin zu Geschicklichkeitsspielen oder Glücksspiel für Kinder. So ist ein Spiel zum Beispiel das man ein kleines Wasserbecken hat und mit einer Art Minitennisschläger welcher statt eines Netzes ein Stück Papier hat nun aus diesem Becken kleine Fische angeln muss. Weicht das Papier auf, oder ist der Fisch zu schwer und macht den „Minitennisschläger“ kaputt, so muss man wieder Geld bezahlen bis man irgendwann den winzigen gefangenen Fisch behalten kann.

Den Dienstag nutzte ich dann um einen neuen Ramenshop zu testen an welchem ich bereits viele, viele Male vorbei gelaufen war. Ich erwähne das an dieser Stelle nur, da ich hier die bisher besten Ramen in ganz Japan hatte, was vielleicht nicht viel bedeutet, da ich immer noch nicht so viele verschiedene Restaurants getestet hatte, allerdings war ich hier auch am Freitag wieder (heute) und muss sagen, dass es heute wieder genau so gut geschmeckt hat wie zuvor. Und das für je nur 900 Yen. Als ich zuerst zur Mittagszeit dort zum Essen war, war ich auch der einzige Gast, heute waren es immerhin schon insgesamt drei Gäste. Ich will hier keine Wirtschaftlichkeitsstudie machen, aber man fragt sich doch wie sich solch kleinen und leeren Läden halten.

Wo wir nun zuvor beim Volleyball waren, so wurde mir heute kurzfristig, gegen 11 Uhr mitgeteilt, dass es um 13:30 wieder Volleyball geben würde. Glücklicherweise schmiss ich am Tag zuvor meine Sachen in die Wäsche, was bedeutete, dass ich perfekt darauf vorbereitet war die Arbeit ruhen zu lassen und mich zum Spielen auf zu machen.
Wie so oft war es heute auch wieder in einem anderen Teil der Stadt – echt praktisch, man sieht ab und an was neues – ein wenig hinter dem Bahnhof.
Auch anders als sonst war ich heute leider nicht, wie zuvor immer, der beste Deutsche, da es heute überraschender weise auch andere Spieler aus Deutschland (Hamburg und München) gab.
Es hat sich definitiv gelohnt die Arbeit ruhen zu lassen, jedoch heißt das auch, dass ich am Wochenende einiges nachzuholen haben werde, da ich nicht sonderlich produktiv war.
Auch interessant ist hier, dass ich zwar das Sportshirt des Volleyballklubs habe, bei den Übungen dabei sein kann, aber leider kein offizielles Mitglied bin, da ich nicht an der Uni studiere. Allerdings hat es sich bisher trotzdem jedes Mal gelohnt zum spielen dabei zu sein, auch wenn es keine offiziellen Spiele sind. Oder wohl eher, gerade weil es keine richtigen Spiele sind?

Nun soweit soviel, eine weitere Woche ist nun um, viele weitere werden folgen!

Bergfest

Um auf den Fuji zu kommen muss man erst einmal in die Nähe des Fujis gelangen. Je nachdem welchen Wanderweg man nimmt gibt es dafür auch unterschiedliche Buslinien. Die unterschiedlichen Wanderwege haben auch andere Schwierigkeitsgrade und da ich mich höchstens als unerfahrenen Wanderer einstufen würde, entschied ich mich für den „leichtesten“ Wanderweg für Anfänger, den Yoshida Trail.
Um diesen Wanderweg also zu erreichen musste ich zuerst nach Kawaguchiko, ein kleines Dorf zwei Stunden entfernt von Tokio.
Ich ging also hier in Sendai zum Bahnhof und kaufte mir das erste Mal in meinem Leben Shinkansen Tickets am Schalter. Glücklicherweise fahren diese mit einer so hohen Frequenz, dass ich ohne Reservierung Tickets bekam. Für einen Zug der bereits auf dem Gleis Stand als ich ankam…
Da die Shinkanses nur kurze Zwischenstopps einlegen musste ich mich schleunigst beeilen in meinen Waggon zu kommen, da es hier Gran Class, Reserved und Non Reserved gibt. Es scheint mir auch so, dass non reserved am weitesten von den zu den Gleisen führenden Treppen entfernt sind.
Also fragte ich schnell einen Bahnmitarbeiter am Gleis wo ich hin muss (Das Ticket war fast ausschließlich auf Japanisch) und nahm die Beine in die Hand.
Kurz nachdem ich nun also einstieg fragte ich einen anderen Passagier ob dies der Shinkansen nach Tokio wäre und mit einem Verwundertem Blick sagte er „Yes“. Puhh noch mal Glück gehabt.

Mein erster Blick auf Fukushima

In Tokyo angekommen folgte ich dem Rat meines Bruders und ging noch einmal näher als jemals zuvor an den Palast welcher recht nah an der Tokio Station ist, bevor ich umdrehte um mir meinen Bus zu suchen. Die Suche nach dem Busterminal gestaltete sich als relativ einfach, da dies direkt auf Google Maps zu finden war, jedoch musste ich für den Bus Tickets an einem Schalter kaufen. Mir wurde die Richtung und Entfernung gezeigt (ca. 100m) und so machte ich mich schnell auf meinen Weg.
Ich hangelte mich nun also von Ticketschalter zu Ticketschalter bis ich den richtigen fand an dem ich mein Busticket für 2200 Yen kaufte – Die Busfahrt ging ja zweieinhalb Stunden, dafür war es recht günstig.
Im Bus eingestiegen sah ich dann, dass es, anders als mir gesagt wurde, gar nicht notwendig gewesen wäre ein Ticket zu kaufen, da dieses auch direkt im Bus zu holen möglich gewesen wäre.

Tokyo Tower im Hintergrund

In die Dunkelheit hinein fahrend versuchte ich Fujisan unter all den Bergen zu erkennen, jedoch waren so viele Berge im Weg, dass mir dies nicht gelungen ist. Selbst als dieser direkt vor uns hätte sein müssen, sah ich nur eine dichte Wolkendecke, die aber so dunkel war, dass es auch der Himmel (ohne Sterne) hätte sein können.
Mit einer fast halbstündigen Verspätung erreichten ich nun Kawaguchiko und begab mich umgehend in meine Unterkunft. Ich würde für den kommenden Tag so viel Schlaf benötigen wie ich bekommen könnte. Leider gab es in dieser nun einen Schnarcher welcher mir das Einschlafen deutlich erschwerte. Ich war ja in einem gemischten Schlafsaal mit mindestens acht Betten.
Gegen Sechs Uhr nochwas wachte ich dann noch vor meinem Wecker auf und machte mich für meinen ersten Wandertag bereit.

An der Kawaguchiko Station angekommen traf ich eine Gruppe Wanderer welche Ich fragte welchen Wanderweg sie nehmen Würden „Yoshida trail“ – Gut meinte ich, dann wüsste ich ja wann ich aussteigen müsste.
Die Busfahrt dauerte ca. eine Stunde und da es sich um einen normalen Bus handelte sahen wir einen guten Teil der Umgebung. Von der ersten bis zur vierten Station war teilweise nicht mehr viel übrig, einige waren nur noch zu Parkplätzen am Straßenrand mutiert. Trotzdem fuhren wir recht schnell von ca. 800-900 Metern auf die 2300 Meter Höhe auf welcher der angeblich leichteste Wanderweg begann.

Ich nahm mir also einen Platz an einem außen liegenden Tisch und begann in aller Gemütlichkeit mein vorher im Lawson gekauftes Frühstück genüsslich zu verspeisen. Ok, ich gebs ja zu, es war eher mittelmäßig, wichtig war aber, dass ich genug Energie hatte.
Am Nachbarstisch unterhielt ich mich kurz mit einer dreiköpfigen Familie, die Frau aus Japan, der Mann aus Washington und das kleine Kind auch aus Japan. Sie zeigten mir wo ich mir einen Wanderstock kaufen könne und wollten schauen wie weit sie es mit der kleinen den Berg hinauf schaffen würden.
Im Nachhinein glaube ich, dass sie es vermutlich nicht zu weit geschafft haben werden, aber ich weiß es leider nicht.
Nun also kaufte ich mir einen kleinen Wanderstock von vielleicht 40-50 cm Länge. – Ein Wanderstock für Ameisen? Mach ich mich damit über kleinwüchsige oder Kinder lustig? Nein, er muss aber klein genug sein um noch ins Gepäck zu passen.
Unter anderem gab es auch Wanderstöcke die vielleicht zwei Meter groß waren und Amerikanische, Japanische oder die Flagge der Japanischen Marine hatten. Diese Marineflagge ist wohl durchaus bekannt, da sie nicht nur die rote Sonne in der Mitte auf weißem Grund zeigt, sondern auch die dazugehörigen Sonnenstrahlen abbildet.
Ich fand die Tatsache, dass es diese Flagge dort zu kaufen gibt und auch die Tatsache, dass sie heutzutage noch genutzt wird ehrlich gesagt ziemlich befremdlich und auch verstörend. Es wäre in Deutschland mindestens ein Nationaler, vermutlich eher internationaler Skandal wenn hier einige Historische Flaggen an Nationalen Denkmälern verkauft werden würden.

Der 富士山 – 富 – fu – reich, 士 ji – Krieger, 山 san/yama – Berg ist mit 3776Metern der größte und heiligste Berg Japans sowohl für die Shinto als auch für die Urjapaner, die Ainu. Viele hunderte Schreine wurden für ihn in der Umgebung gebaut und es gibt viele wichtige religiöse Ereignisse welche mit dem Fujiyama verbunden sind. So ist zum Beispiel die Tochter des Gottes Oyamatsumi, eine Prinzessin, den Fujiyama hinuntergekommen um Frau des Gottes Ninigi no mikoto, Enkel der Sonnengöttin Amaterasu zu werden.
Der Berg ist also der heiligste, größte und schönste Berg welcher als Nationalsymbol Japans gilt und in etlichen Darstellungen der Kunstgeschichte zu finden ist.
Die bekannteste Darstellung ist wohl die Große Welle, ein Holzschnitt von 葛飾 北斎 Katsushika Hokusai (1760 – 1849) welcher durch Japan reist und mit seiner Kunst unter anderem sehr bekannt wurde und Künstler wie van Gogh, Monet oder Sisley inspirierte.
Die Große Welle ist ein Druck aus den 36 Ansichten des Berges Fuji welcher wohl am bekanntesten ist.
Ich würde nun auch von mir einmal behaupten, dass diese Ansicht mich sehr beeinflusst hat, zum einen als Inspiration einmal nach Japan zu gehen, unter anderem habe ich sie selber einmal kopiert und verschenkt. Der graue Druck in der oberen Ecke ist A4.

Nun nachdem also die Pause beendet war und ich meine Wanderschuhe angezogen hatte – meine Wanderausrüstung war nur geliehen, passte aber glücklicherweise trotzdem perfekt, machte ich mich auf mir einen Wanderstock – äh – ein Wanderstöckchen zu kaufen und die Reise den Berg hinauf anzutreten.
Ich traf zufälligerweise auf eine Kanadierin die ca. 10 Jahre älter ist als ich und in Japan Urlaub machte und wir entschieden uns dazu zusammen den Berg hinauf zu gehen, da wir auch zufälligerweise in der gleichen Hütte, der Taishikan Hütte (8. Station, auf 3100 Metern) übernachteten.

Die Wanderung hinauf began mit einer kurzen Wanderung einer relativ gut ausgebauten Straße hinab. Darauf folgte nun ein steilerer Anstieg wie man ihn vielleicht aus den Wäldern Europa kennen würde, mit Steinen auf dem Weg, links und rechts mit Bäumen bewachsen und mit dem ein oder anderem Pferdehaufen verziert. Ja, ein par Pferde gab es auf dieser Höhe noch. Diese rutschten teilweise auf den glatten Steinen und man hatte ein wenig Angst davor von einem Pferd, wie Pins von einer Bowlingkugel, mitgerissen zu werden.

Nachdem nun ein Schutzuntergang passiert wurde, welcher gegen Geröll und Steinschlag errichtet wurde, begann nun langsam wirklich die Wanderung.
Das Wetter war nun perfekt, ich hatte mich ein wenig eingelaufen, trotzdem aber machten wir sehr regelmäßig Pausen, zum einen Teil um Wasser zu trinken, zum anderen um einfach ein wenig die Beine zu entspannen. An dieser Stelle kann ich nur jedem empfehlen sich eine „Plastiktüte mit Schlauch“ anzuschaffen, da diese wieder aufgefüllt werden kann, im leeren Zustand kaum etwas wiegt und auch kaum Platz verbraucht. Außerdem ist es durch den Schlauch auch während des Laufens möglich Wasser zu trinken ohne wie ein Bekloppter in seiner Tasche nach einer vollen Wasserflasche zu suchen. Den Müll muss man ja wieder nach unten nehmen. Es gibt dort NIRGENS einen Mülleiner. Dieser wäre aber auch nach kurzer Zeit übervoll und würde durch ein wenig Wind die Umgebung komplett verschmutzen.

Nun also ging es langsam die schotternen Zickzackwege hinauf welche auch auf der Karte angezeigt wurden. Und diese hinauf zu gehen ist noch viel, viel, viel langweiliger als es scheint. Jeder Schritt, jeder Tritt ist der selbe, nach einer Kurve kommt die nächste und dieses Spielchen geht so lange weiter, bis es zum Glück endlich ein wenig spannender wurde.
Es gab nämlich endlich mal ein par Steine welche hinaufgeklettert werden wollten.
Wer nun sagt, dass dies der einfachste Wanderweg ist, mag vielleicht Recht haben. Wer aber behauptet, dass „Jeder“ diese Wanderung machen kann, sollte direkt enterbt werden und der Kontakt mit ihm sollte sofort für immer abgebrochen werden.
Ich würde von mir selbst behaupten, dass ich ein sehr vorsichtiger Mensch bin. Hier war ich ganz besonders vorsichtig. Denn obwohl es vielleicht nicht sonderlich gefährlich war, das Wetter war ja super und alles war trocken, war es hier dennoch so, das jeder, der sein Bein nicht mindestens einen Meter nach oben heben konnte um sich dann hinaufzuziehen, an dieser Stelle gescheitert wäre.
Es war also vielleicht nicht sehr anstrengend dort hinauf zu kommen, dennoch ist es nichts für ungeduldige Wanderer.

Vermutlich Kawaguchiko von oben

Wanderer bei ihrem Abstieg

Schritt für Schritt, Tritt für Tritt, auf, auf, hinauf! Es geht also langsam weiter bis nun langsam die 7. Stationen in Sicht waren. Dort wurde der Aufstieg deutlich langsamer, zum Teil um sich an die Höhe zu gewöhnen, aber auch um genug unterschiedliche Brandstempel am Wanderstock anzubringen. Stempel für das Stempelbuch gab es aber dennoch, schließlich ist ja der Fuji einzigartig.

Für diesen Anblick alleine hat sich die Wanderung auf jeden Fall gelohnt. Auch wenn es für unerfahrene Wanderer wie mich meist sehr langweilig war.

Nachdem nun auch die Achte Station erreicht war hieß es gegen 14 Uhr nun, dass es das Abendbrot, Reiscurry und co. schon gegen 16 Uhr geben würde, also nutzte ich die Zeit in meiner Zelle, einer ca. 80cm x 80 cm x 210 cm großen Box und ruhte mich ein wenig aus.
Zum Abendessen dann saßen wir zu viert an einem Tisch, die Kanadierin mit welcher ich den Aufstieg begann, einem Kanadier welcher zum Urlaub in Japan ist und einem Deutschen aus Bayern der hier Work and Travel machte und von seinen vorherigen Erlebnissen in Japan erzählte.
Wir unterhielten uns ein wenig über unsere Aufbruchspläne und machten aus, dass wir uns am nächsten Morgen um 0 Uhr vor der Hütte treffen würden um gemeinsam den Gipfel zu erreichen.

Wie machten nur langsam Fortschritte da viele Wanderer vor und hinter uns waren und diese riesige Schlange zum Gipfel nur extrem langsam voran kam. Außerdem schaute ich vor jedem Schritt, dass mir meine Wanderstöcke auch einen festen boten, meine Sicherheit war mir dann doch sehr wichtig. Die Wanderung bei Nacht war wirklich sehr meditativ und beruhigend, visuell vielleicht ein wenig so wie die Tiefseeunterwasserdokumentationen in welchen man nur das sieht was direkt vor einem ist und nur sehr vage die Umrisse des Berges erkennen konnte. Wir waren uns sehr einig, dass dieses Tempo doch sehr angenehm war und es gerne so langsam weiter gehen könne.
Auch trafen wir auch auf etwas taumelnde Wanderer welche um 21 Uhr ihrer Wanderung begannen, Amerikaner halt. Das das schon ein wenig unverantwortlic ist, vor allem wenn man an die Mögliche Höhenkrankheit denkt die einen befallen kann ist ja wohl klar.
Leider gab es auch hier wieder ein hin und her, einen Zickzacklauf den Berg hinauf, aber da ich ja darin nun schon geübt war, konnte auch dieser Abschnitt gemeistert werden.

Auf den Bildern erscheint es dunkler als es tatsächlich war. Die Sicht war ähnlich der unter Straßenlaternen.

Kurz vor dem Gipfel wurde es dann ein wenig steiler und steiniger, jedoch riefen nun die Gruppenführer ihren Wanderern zu wie weit es noch wäre und dass sie es schaffen würden, einfach nur weitermachen! Ab und an wurde man überholt, ging an pausierenden Wanderern vorbei oder versuchte sich einzuordnen, schließlich war aber nun wirklich der Gipfel zu erkennen. Am Horizont ging zeitgleich langsam der Mond auf, interessanter Weise sogar in Form einer Sichel welche sehr, sehr Stark an das Zeichen Date Masamunes erinnerte, welcher diese auf seinem Helm trug. Ob dies nur ein Zufall ist oder doch das Zeichen einer höheren Gewalt weiß ich nicht zu beurteilen, allerdings ist auch das besonders gute Wetter auffällig.

Bevor wir den Gipfel betreten konnten, sahen wir zwei steinerne Löwenfiguren die den Gipfel des Berges bewachten, uns aber glücklicherweise hindurch ließen. Nun oben angekommen suchten wir uns einen freien Platz mit der besten Sicht auf die in ca. einer Stunde aufgehenden Sonne, dieser Anblick soll schließlich magisch sein.
Die Zeit bis dahin wurde genutzt um viele verschiedene Bilder zu schießen, größtenteils von der Menschlichen Lichterkette die ihren Weg zum Gipfel suchte und dem Wolkenmeer welches sich vom Berg ausgehend über den Horizont hinaus ausstreckte.

Plötzlich blendete uns ein gigantisches Licht am Horizont, es kann sich nur um die Sonne gehandelt haben, und diesen Augenblick erwartend waren viele, viele Kameras in die Richtung des Sonnenaufgangs gerichtet.
Da ich ja die Helligkeit der Sonne normalerweise nicht gewohnt bin, vor allem nicht am Morgen, drehte ich mich instinktiv weg und sah eine zweite Sonne aufgehen. Es gab Zeiten in Japan in denen ein zweiter Sonnenaufgang nichts gutes mit sich brachte, jedoch war dies nur die Sonne der Japanischen Flagge, welche genau im Moment des Sonnenaufgangs auf dem Gipfel des Fujiyamas gehisst wurde.
Wirklich ein sehr beeindruckender und bewegender Moment, den man zu vermitteln nicht mit verbalen Mitteln in der Lage ist, muss ich zum Neid des Lesers sagen.
Ich konnte nun also auf dem Gipfel des Fujiyama das Bergfest feiern, da genau dieser Samstag die Mitte des Zeitraumes darstellte welcher mich von meiner Familie trennte. Das heißt allerdings nicht, dass es auch die Mitte meiner Zeit in Japan sein soll, dieser Zeitpunkt liegt noch in einer klein wenig weiter entfernten Zukunft.

Am Schrein des Berggipfels gab ich nun mehr Geld aus als ich gewillt bin in Worte zu fassen, jedoch habe ich nicht vor den Fujiyama ein zweites Mal zu besteigen. Es heißt ja nicht umsonst, dass der Weise ihn nur einmal besteigt während der Narr ihn öfter hinauf geht. Um nun kein Narr zu werden darf ich diesen Berg halt nur nie wieder hinauf gehen.
Da man von der Spitze bereits den Krater erblicken konnte, entschied ich mich die mehrstündige Tour um den Krater nicht durchzuführen. Ob das ein Grund wäre wieder zurück zu kehren? Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es das wert wäre. Aber es wäre nicht das erste Mal das ich mich irren würde.

Nun also den Krater erblickend musste ich feststellen das es sich doch gelohnt hatte diesen langen langen langen aufstieg gewagt zu haben. Am interessantesten waren hier, wie im oberen Bereich des Berges die unterschiedlichen Farbverläufe die sich durch das Gestein flossen. Von Rot über braun zu schwarz war jede Farbe enthalten und nun aus dieser Nähe war tatsächlich das gesamte Ausmaß des Kraters erkennbar.
Eine wahrlich großartige Ansicht des Fujiyamas.

Über den Wolken, sagt man, muss die Freiheit wohl Grenzenlos sein,… ach ja, das war ein Ausblick…

Nachdem wir nun genug der Bergatmosphäre genossen hatten, ging es wieder langsam hinab in eine lebendigere Umgebung. Hierbei muss ich sagen, dass der Abstieg teilweise noch gefährlicher aussah als der Aufstieg. Dies lag teilweise daran, dass man zu der am Hang gelegen Seite des Pfades keine Absicherung hatte, quasi bei einem falschen Sturz also direkt am Hang hinunter gerollt wäre.
Ich hatte ja schon beim Aufstieg keinen Lust auf die Serpentinen, leider bestand der Abstieg fast vollständig aus einer ziemlich hohen Anzahl dieser Wege.
Wo man schon am Gipfel keine Kraft mehr hatte, hatte man beim Hinuntergehen noch weniger Lust irgendetwas zu machen. Hinab, rutschen, weiter hinab, kurze Pause, 180 Grad Drehung, hinab, rutschen, Pause hinab,… usw. Es war wirklich nicht mehr lustig.
Aber sehr, sehr langsam kam man dann doch irgendwann unten wieder an und konnte gleich wieder einige Höhenmeter hinauf um letztendlich doch wieder auf der fünften Station zu landen.

Die Rückfahrt gestaltete sich ähnlich wie die Hinfahrt, nur halt rückwärts. Andersherum wäre ja auch schlecht möglich, oder?
Kawaguchiko war nun richtig belebt und an der Bushaltestelle wartend sah ich immer wieder Busse kommen und gehen. Leider sogar mehr als ich gerne gesehen hätte, da der Bus nach Tokyo eine Verspätung von 34 Minuten hatte. Sicher lag es an der weiten Strecke und dem Verkehr in Tokyo, zumindest aber kam ich so gegen 14:30 wieder in Tokyo an.
Da ich nicht wusste wie lange die Wanderung dauern würde, habe ich mich noch nicht entschieden was ich nun machen würde, zum Beispiel stand ein Tag in Tokyo im Raum, allerdings war ich so müde, dass ich mich doch dazu entschied direkt nach Sendai zu fahren und dort sofort horizontalisiert meine Augen ausruhen würde.
Gesagt, getan.

Stempelbuch und Wander „stock“ nach einer erfolgreichen Sammelaktion in Tokyo und am Fujiyama

Guten Appetit?

Da die Geduld auf meinen neusten Bericht zu warten, wie mir zu Ohren kam, auszugehen scheint, kommt nun eine kurze Zwischenmeldung bevor es zum Fujiyama geht…
Und keine Sorge, der Praktikant gibt sich größte Mühe so viele Rechtschreibfehla einzubauen wie er kann ohne fristlos gekündigt zu werden.

Nachdem nun eine neue Woche anfing rückte mein selbsterwählter Spaziergang immer näher. Da ich nie davon ausgegangen wäre diese anzutreten, dachte ich vor meiner Abreise nicht daran professionelle Wanderausrüstung einzupacken. Glücklicherweise gibt es aber hier die Option sich für eine zwei oder dreitägige Wanderung professionelle Ausrüstung zu bestellen und diese am Tag nach Ende der Wanderung wieder zurück zu schicken.
Da ich ja auch Füße habe, mehr sogar als der Durchschnitt, war ich sehr erfreut, dass die Wanderschuhe sowie die andere Ausrüstung die mich am Dienstag erreichte gut zu passen schien.
Ob dies auf dem Berg noch der Fall ist, ist natürlich eine andere Frage.

Zum Abschluss des Tages gab es noch eine Nudelsuppe a la おすすめ は なんですか – osusume ha nandesuka – Was empfehlen Sie? für 1300 Yen.
Ich war ehrlich gesagt von der Präsentation sehr beeindruckt, fast so als hätte man einen Zopf auf dem Teller. Dazu gab es eine leckere Suppe mit leichtem Zitronengeschmack.
Aber halt! Eine typische Eigenschaft meiner bisherigen Ramengerichte fehlt hier doch!
ラメン – Ramen kommt interessanterweise von einem Chinesischem Wort 拉麵 – laiman und bedeutet gezogene Nudeln. Die Ursprünge kommen aus dem Chinatown Yokohamas im frühen 20 Jahrhundert Während des zweiten Weltkrieges dann verbreiteten sie sich weiter um die Hungersnöte zu stillen.
Das es von einem Chinesischem Wort kommt erklärt auch, warum es nun in Katakana geschrieben ist.
Aber was fehlt jetzt noch mal?
Es gibt keinen Dampf – Die Nudeln sind also kalt? Ja, ganz richtig Sherlock
Aber ich dachte, dass es unmöglich wäre kalt zu kochen? Und doch, sie sind kalt…
Es gibt einige Köche die diese Techniken beherrschen, aber ich dachte nicht, dass sie trotz ihres kalten Essens noch im Geschäft wären…
Nun was soll ich sagen? Der Geschmack war jetzt nicht schlecht, irgendwo zwischen Sphaghetti und Eierkuchen, aber die Lebensspendende Wärme hat schon ein wenig gefehlt.
Des weiteren hätten mir auch die Nudeln des letzten unzufriedenen Kunden serviert werden können – ach so, dafür ist die Küche direkt vor einem, genau das ebendies nicht passiert.
An einem heißen Sommertag wären kalte Nudeln vielleicht ganz angenehm, jedoch ist die Temperatur jetzt (zwei Stunden später „nur“ bei 28 Grad). Mir kommt es nicht so warm vor, aber ich hab hier auch ne Klimanlage, ne?.