Monat: September 2024 (Seite 1 von 2)

Ich sehe alles, alles an einem Tag

Ich war heute viel unterwegs, deshalb halte ich mich kurz.
Mein Tag startete, früher als der Hahn mich mit seinem Geschrei wecken konnte, um halb neun. Sofort sprang ich auf und machte mich mit der Bahn zum Osaka Castle.

Die Navigation mit den Bahnlinien fällt mir ein wenig leichter als gestern noch, trotzdem überprüfe ich lieber doppelt und öfter das ich auch tatsächlich im richtigen Zug sitze.
30 Minuten, davon ca. 20 Minuten reine Laufzeit. Ach Mann, laufen werde ich heute doch eh noch genug, und ich bin doch eigentlich lauffaul?
Am wunderschönen Schloss angekommen empfängt mich der beeindruckende Burggraben aus welchem die Mauern der Burg wie eine Klippe aus dem Meer stechen.

Steine so groß wie Kleinwagen, einige so groß wie dieser VW Bus der heutzutage echt ein ästhetischer Totalausfall ist. Dafür aber elektrisch, man kann wohl nicht alles haben.
Vor den Toren des Schlosses stehend, werde ich von einer Schlange aufgehalten. Ich muss wohl erst eine halbe Stunde warten um mir ein Ticket kaufen zu können. Wer hat sich das denn ausgedacht?
Na gut, denke ich mir, und versuche stattdessen das Onlineticket zu kaufen, „Dann können sie mich nicht ans Ende der Schlange stellen!“. Nachdem ich die Zahlung bestätigte, allerdings, sagte die Website mir nur „Verbindung unterbrochen“.
Komischer Ticketname, ich dachte, dass es wenigstens auf Englisch sein sollte, wenn schon nicht auf Japanisch, aber auf Deutsch?
Als mir langsam aber sicher klar wurde, dass es ein „Problemchen“ sein könnte, ging ich zum Kopf der Schlange und fragte einen Mitarbeiter, der das Pech hatte zur gleichen Zeit meines Burgbesuches im Dienst zu sein, und fragte ihn, ob er mir helfen könne, mein Ticket will nicht.
Freundlicherweise schickte er mich an den Ticketschalter welcher anscheinend für die besonderen Gäste eingerichtet wurde, und an dem ich mir das Ticket mit Hartgeld kaufen konnte.
Das war es mir wert, auch wenn der Inhalt der Burg eher ernüchternd sein sollte, wie ich gehört habe.
Dieses Gerücht kann ich teilweise bestätigen, wer den Inhalt einer japanischen Burg gesehen hat, der hat den Inhalt der meisten gesehen.
Die Interne Struktur erinnert auch an die Burg in Hiroshima, Stahl, Beton, äh nein Stahlbeton und moderne Treppen, natürlich
Der Blick von Oben war ganz angenehm, warum aber die Hochhäuser die Sicht versperren, das haben sich sicher auch die anderen Besucher gefragt.

Immerhin konnte ich weiter fleißig Stempel sammeln (Einer der Hauptgründe für den (internen) Burgbesuch).

(unten neu)

(spoiler rechts)

Schnell weiter, die Länge des Tages nutzend, machte ich mich auf zu dem buddhistischen Shitennoji Tempel welcher schon 593 errichtet wurde. Beim Betreten des Geländes stach ein starker Geruch von Räucherstäbchen in meine Nase welcher diese auf dem Gelände auch nicht wieder verlassen wollte.
Die Gebäude sind in den folgenden Jahrhunderten immer wieder in gleicher Bauweise errichtet wurden, Holz hält ja nicht ewig. Ich besuchte den Tempel zwar einen Tag nach dem monatlichen Flohmarkt, trotzdem konnte ich eine Menge Stände mit allen möglichen antiken Gegenständen finden.
Vielleicht hatten sie auf, da der Montag ein Feiertag war?

Auf dem Weg zum Tsutenkaku, einem 103 Meter hohem Sende und Aussichtsturm, kam ich zufälligerweise am Isshinji Tempel vorbei. Dieser wurde 1185 errichtet und hat eine einzigartige Tradition bei welcher eine Buddhastatuen (Knochen Buddhas) aus der Asche der Verstorbenen errichtet wird.
Diese Tradition ist erst aus dem 20ten Jahrhundert und soll dazu dienen sich in fassbarer Form an die Verstorbenen zu erinnern. Die zwei Statuen, eine Metallkonstruktion tragend, motivierten mich ursprünglich dazu mir diesen Tempel anzuschauen, es hat sich definitiv gelohnt.

Der Tsutenkaku, dann, erinnerte wie man sehen kann, an einen Sendeturm. Das liegt zum Teil auch daran, das es ein Sendeturm ist. Der Vorgänger dieses Turmes soll angeblich den Eifelturm als Vorbild haben, beim neuen Turm kann ich mir das aber beim besten Willen nicht vorstellen.
Es hätte auch die Möglichkeit gegeben die Aussichtsplatform zu besuchen, oder an einem Seil irgendwo da oben rumzulaufen, aber das war mir nichts. Am Ende drücken sie einem noch Kabel und Wergzeug in die Hand und ich muss da irgendwas reparieren.

Nachdem ich nun am gestrigen Tag die Fischstäbchen einmal sehen wollte, aber nicht warten wollte, dachte ich mir, dass die Wartezeiten an einem lokalen Feiertag, dem Tag der Tagundnachtgleiche, kürzer ausfallen würden, als gestern noch, an einem Sonntag.
Tja, jain? Immerhin musste ich „nur“ ca. 70 Minuten warten. Da ich immer noch gut in der Zeit lag, machte ich mich ins direkt anliegende Kaufhaus auf.
Das ist ja komisch, ein Kaufhaus, direkt neben einem Aquarium mit regelmäßigen Wartezeiten von 90 Minuten? Machen die das aus Spaß oder übersehe ich da was?
Das Kaufhaus war eher so naja, immerhin gab es ziemlich gute Livemusik, und was heutzutage so alles an Legosets produziert wird, ist ja echt irre.
Kein Wunder das es so teuer geworden ist, wenn die Hälfte der Sets für Filmen oder Serien gemacht wurden.

Das Aquarium war wirklich sehr schön, deutlich besser als der Zoo, welchen ich zuvor in Sendai besucht hatte, hier hat man tatsächlich auch die Lebensräume der Tiere nachgebaut.
Die Hektar an natürlichem Lebensraum haben leider nicht in die Fischtanks gepasst, der Walfischhai zum Beispiel, musste immer aufpassen nicht gegen die Wände zu schwimmen.
Schon blöd irgendwie, wenn man immer in Bewegung sein muss um nicht zu ersticken, und dann dreht man sich den ganzen Tag (und Nacht) wie ein Dönerspieß.
Aber zurück erst einmal zum Aquarium an sich.
In unterschiedlichen Aquarien sieht man viele Meeresbewohner von Ring des Feuers oder auch Ring des Lebens genannt, mit etlichen Fischarten. Manche aus dem hohen Norden, mache aus dem Süden, und mache sind auch Otter, Pinguine oder Delfine. Wie die mit ihrem Echolot da auskommen ohne einen Knall im Kopf zu bekommen möchte ich nicht wissen.

Der hässlichste „Fisch“ der mir dort unter die Augen gekommen ist…

Der kleine hat mich gesehen und sich dann vor die Scheibe gestellt. Vielleicht hat er mein helles Hemd als Artgenossen wahrgenommen?

Das Umeda Sky building wurde 1993 fertiggestellt und hat seitdem darauf gewartet von mir, kurz vor dem Sonnenuntergang besucht zu werden. Jetzt hat es seinen Zweck erfüllt und kann sich ausruhen.
Bevor ich das Gebäude betrat, fürchtete ich mich schon ein wenig vor Schlangen, verständlicherweise, meine ich. Aber ich konnte sofort per Rolltreppe in den zweiten Stock und von dort dann vor dem Aufzug einige Minuten warten.
Der Aufzug war geräumiger als ich erwartet hätte, es haben wohl 10-13 Leute hinein gepasst. Das war ist sicher logistisch auch gut so, denn es ging in den 39. Stock.
Nach den ersten Höhenmetern plötzlich, lösten sich die Wände auf und wurden durch Glasscheiben ausgetauscht. Am oberen Rand des Aufzuges dann, zeigte ein grünes Siebensegmentdisplay in welcher Höhe wir uns gerade befinden, aber das Messgerät muss wohl gesponnen haben, der Wert hat sich ständig geändert.
138,139,140, Stopp. In dieser Höhe dann, nahm ich eine Rolltreppe. Soweit nichts besonderes, als ich allerdings zur Seite schaute, stellte ich fest, das diese Rolltreppe in der Luft Stand.
Wenn aber die Rolltreppe in der Luft steht, wohin führt sie dann? Glücklicherweise wurde das Gebäude um das Loch über meinem Kopf drum herum gebaut und auf der anderen Seite so fortgesetzt, das es die Rolltreppe auffangen konnte.
Puh, da habe ich ja noch einmal Glück gehabt.
Auf der Ebene des übergroßen Plums- äh Observatorium angekommen, machte ich mich zuerst daran den Weg zum Dach zu finden. Das war gar nicht mal so einfach, ich durchlief das gesamte Deck im Uhrzeigersinn bis ich schließlich die Treppe zum Dach fand.

Dort angekommen, schoss ich viele Bilder, darunter auch dieses des Gate Tower Buildings. Durch dieses fährt, wie es manchmal so kommt, ein Auto. Und dann noch eins? Ja, hier handelt es sich um eine Autobahn, welche direkt durch das Gebäude geht.
Allerdings ist es hier so, dass zuerst die Straße gebaut wurde und der Eigentümer des Grundstückes lange darum kämpfen musste, um ein Gebäude zu errichten. Es ist das Erste in Japan durch welches Autos auf einer Autobahn fahren.
Ob es zum modernen Trend geworden ist, und mehr Autos durch Häuser fahren, weiß ich allerdings nicht.

Did issa, der is einfach durch mein haus jefahren!

Ich stand nun also auf dem Dach des Umeda Sky Buildings und hatte schon ganz platte Füße, die Sonne müsste ja auch bald untergehen. Währenddessen wurde die Stadt in dieses Orangegoldene Licht getaucht in welchem ich Tokyo bei meiner Anreise das erste Mal erblickte.
Na gut, sagte ich mir, du kannst noch ein par Minuten da stehen und warten bis die Sonne untergeht, aber nur bis 18 Uhr, wenn sie bis dann noch nicht weg ist, machst du einen polnischen Abgang.
Immerhin ging sie ca. 7 Minuten früher unter und ich konnte doch noch einige Bilder machen. So ein Zufall aber auch. Das hatte ich eigentlich so nicht eingeplant für den Tag.

Kontrollierend das die Sonne auch wirklich untergegangen ist, machte ich mich zu meiner letzten Station auf, dem Dotonbori, einem Distrikt welcher früher fürs Theater bekannt war, heutzutage allerdings eher für sein reges Nachtleben und die farbigen Reklameschilder welche ein Vielfaches der Fläche in Anspruch nehmen die eine japanische Familie zum Leben hat.
An einem Fluss entlang, schlängeln sich auf beiden Seiten Straßen für Fußgänger, miteinander durch Brücken verbunden. Die Häuser welche durch die Straßen vom Wasser abgehalten werden, sind in allen Formen, Farben und Größen vorhanden.
Mir wurde gesagt, dass Osaka ein bisschen so wie Berlin ist. Während ich das erst einmal verdauen musste und mir nicht sicher war ob ich dann wirklich nach Osaka wollte, muss ich doch sagen, dass ja auch an Berlin nicht alles schlecht ist.
Zum Beispiel wohnen viele Freunde und Familie in Berlin, das alleine ist ja schon mal ein sehr positiver Punkt für die Stadt. Wie „schlimm“ also kann dann Osaka sein?
Nun bisher war es wirklich anders, als die anderen Japanischen Städte, die ich so gesehen hatte. So steht man ja hier auf der Rechten, und nicht auf der Linken Seite, der Rolltreppe.
Im Dotonbori aber erinnert die Freiheit und Selbstsicherheit einiger Berliner. Der Stil einiger Besucher hatte auch etwas freies, unbekümmertes an sich, was man unter „normalen“ umständen nur als verrückt bezeichnen könnte.
Das war vielleicht nur für einen kleineren Teil der Leute so, für mich aber hier trotzdem eine echte Überraschung.

Die Kapseln sind begehbar, sie fahren im Oval.

Die Straße senkrecht zum Fluss (nicht vertikal), ging ich soweit hinunter bis mir die Füße abfielen. Ich wollte sehen, wie weit die Straße tatsächlich gehen würde, ein Ende konnte man höchstens erraten, die Distanz war mindestens enorm.

Ein Kulturshock der anderen Art

Da ich leider schon um 10 Uhr auschecken musste, blieb mir nicht viel anderes übrig als meine unhandliche Tasche, welche bei jedem Stop, wie ein halbvoller Sandsack zusammen fiel, zum Bahnhof zu schleppen. Um nicht den gesamten Weg auf einmal zu machen, wir sahen ja wohin dies führen kann, werde ich einen Zwischenstopp in Osaka eingelegt haben. Die Fahrt führt nach Shin-Osaka – 新大阪 – しん おおさか (新 – しん – shin – neu, 大 – おお – oo, 阪 – さか – Steigung), diesmal ohne Verspätung, genau pünktlich. Shin Osaka beschreibt hier nur, das der Bahnhof neu ist, es ist keine neue Stadt wie New York zum Beispiel.
Während der Fahrt erblickte ich, durch das Fenster auf der, mir gegenüberliegenden Seite des Zuges, ein markant großes Schloss, dessen Ausmaße sich mit denen der umliegenden Hochhäuser zu messen wusste. Zeitgleich erschien auf der Anzeige des Shinkansen: „Now passing Himeji“ – ach so, na klar! Dachte ich, das majestätische Schloss das ich erblicken durfte, war DAS Postkartenmotiv, welches man sofort mit Japan verbindet (Neben vielleicht dem Fujiyama).

Am Bahnhof regnete es bereits heftig, mindestens fünf Millimeter, es wird nach meiner Ankunft sicher noch so zwei, drei Stunden geregnet haben.
Wie oft bisher, habe ich mich auch an diesem Bahnhof ein wenig umgeguckt, die Fahrt zum Bahnhof Osaka gestaltete sich auch sehr, sagen wir mal, interessant. Das GPS spinnt unter der Erde, das wissen wir ja spätestens seit meiner Fahrt nach Shiroichi, die Richtungsanzeige dreht auch oft am Rad, und ja, der Grundriss der Bahnhöfe, vor allem mit diversen unterschiedlichen Namen für die Ausgänge, kann sich doch als ein wenig verwirrend gestalten.
Wie durch ein Wunder allerdings, schaffte ich es auf Anhieb den richtigen Bus zu erwischen, auch, wenn ich dachte, dass dieser eigentlich in die entgegengesetzte Richtung abfahren müsste.

Im Hostel angekommen, bemerkte ich, ein wenig negativ überrascht, dass ich zu pünktlich war und erst in 90 Minuten einchecken konnte. Immerhin konnte ich im 6. Stock ein wenig nach Sehenswürdigkeiten suchen.
Ich entschied mich dazu eine Reise zum Aquarium zu machen, vielleicht bekomme ich endlich mal die Chance zu sehen, wie die Fischstäbchen in ihrem natürlichen Habitat leben.


Nach nur 40 Minuten stand ich dann am Ticketschalter des Aquariums, jedoch wurde mir leider mitgeteilt, dass ich nur 90 Minuten zu warten hätte, um höchstens für zwei Stunden, danach würde es schließen, die Meerestiere zu sehen. Vielleicht hätte es sich ja doch gelohnt, aber zu diesem Zeitpunkt wollte ich nicht noch länger warten und die anderen Attraktionen auf meiner Liste waren entweder schon geschlossen, oder es hätte sich noch nicht gelohnt sie anzusteuern, da sie Nachts beleuchtet sein würden.

Ein wenig Enttäuscht also, machte ich mich auf den Rückweg, als mich mein Bruder plötzlich daran erinnerte, dass es auch noch ein Legoland und ein Universal Park in der Nähe geben würde. Nein, leider bin ich nicht ins Legoland, vielleicht wäre es die bessere Endscheidung gewesen, ich ging in den Universalstudiopark.

Dieser Park war wirklich ein Kulturschock hoch drei, so unjapanisch und zugleich doch irgendwie überdreht japanisch kann man es sich nur schlecht vorstellen, wo bin ich denn hier gelandet? Wirklich, so fremd und fehl am Platz habe ich mich in diesem Land vorher noch nicht gefühlt, es ist komplett eine andere Welt. Und da ich ja bisher eher das echte, authentische Japan kennengelernt habe, mit der höflichen Freundlichkeit, wirkte es hier sehr nach einer überspielten, bezahlten Höfligkeit.
Die Mitarbeiter winken und lächelten, aber es wirkte sehr anders als man es gewohnt ist. Aber im Nachhinein natürlich, versteht man es. Ich hätte auch wenig Motivation mehr übrig, nachdem ich Stunden lang, zehntausende Besucher anlächeln und bewinken würde.
Ich denke das wird auch ein wichtiger Punkt gewesen sein. Abgesehen davon, dass alles extrem voll war, die Massen alles verstopften, und ich, einen Kopf größer, aus dieser herausstach.
Allerding hatte ich immer gute Sicht, da kann ich mich nicht beschweren.

Eieiei, da hat ja wohl jemand keinen Führerschein. Immerhin kann die Schrottkarre fliegen wenn man den Filmen glauben darf.

Hätte ich die Kamera tiefer gehalten, hätte man nicht mehr von den Gebäuden gesehen, dafür aber nur Besucher.

Schloss Hogwards und das anliegende Hogsmeade waren sehr beeindruckend nachgebaut, die Räume der Gebäude allerdings, waren leider alles nur Läden. Auch sehr aufwändig gestaltet, keine Frage, aber nur rein kommerziell.
Wenn man die Besucher ignorierte und ein Auge geschlossen hielt, dann fühlte man sich wirklich als Schüler in der magischen Schule. Die Innenräume der Läden in Hogsmeade waren auch sehr authentisch gestaltet, das letzte mal als ich Harry Potter gesehen habe allerdings, gab es keine zwei Olivanders in Hogsmeade, Olivanders Laden war in der Winkelgasse.
Vielleicht ist das in der Japanischen Version etwas anders, kulturelle Unterschiede und so.
Das einzige was mich wirklich ein wenig traurig gestimmt hat, waren die enormen Wartezeiten ab 100 Minuten. So viele Minuten hat doch der Tag nicht, oder hab ich da was übersehen?
Das Schloss betretend, gab es leider nur einen Kellerraum zu sehen, ein Laden, was auch sonnst. Es war mir auch leider auch nicht möglich herrauszufinden, ob die Kammer des Schreckens nachgebaut wurde.
Der Wirkung des Schlosses hat das Wetter gut getan, der bewölkte Himmel ließ es in einem seichten Licht erscheinen, dadurch wirkte es wie im November und der künstliche Schnee auf einigen Gebäuden in Hogsmeade kam zur Geltung. Vor allem aber war es ganz angenehm, das die Temperaturen trotz des winterlichen Settings bei vielleicht 25 Grad lagen.

Ja, auch einen Jurassic Park gab es im Universalpark. Ob es darin noch einen specific Park gab, hab ich nicht herausgefunden. Aber die hatten keine echten Dinos, ein wenig schade.

Wohl die besten Attraktionen, nach einer Rock show von drei tanzenden, lebensgroßen Teddybären, waren zwei 4D Kinos.
Das erste, wohl beeindruckender als das zweite, nutzte zum 3D Film die bewegenden Stühle, Rauch und Wassertropfen, allerdings, und jetzt wird es spannend, auch anfangs zwei, dann drei Schauspieler, welche Synchron mit dem Film, ihren Teil der Handlung spielten und die Vierte Wand durchbrachen.
Dabei wurde der dritte Schauspieler durch die Decke abgeseilt, rannte mit einer Schauspielerin durch die Reihen der Sitze und verschwand durch eine, ihn umhüllende, Rauchwolke.
Selbst Dialoge zwischen Japanischen, computergenerierten 3D Anime-Modellen (in schlechter Auflösung) und den Schauspielern, wurden so gut über die Bühne gebracht, dass selbst die überspielte Schauspielerei, die zu der fikiven Figur passte, auf der Bühne nicht mehr wie ein Fremdkörper wirkte.
Und für einen nüchternen Magen war dies wirklich eine Schauspielleistung bei der die Künstler 200% gaben und für die Performance auch geben mussten. Der Stil musste ja überdreht sein.

So oft wie im zweiten 4D Film wurde ich sicher noch nie von einem Kino angespuckt. In diesem Halloweenfilm allerdings gab es keine Schauspielerinnen. Zum Glück auch keine Schauspieler. Nein, hier wurde rein mit der Leinwand, unterschiedlichen Projektionen außerhalb dieser, und einer virtuellen Verlängerung der Sitzreihen gespielt.
Dadurch saß man nicht in der ersten, sondern schon in der dritten Reihe. Der Kinosahl wurde während der Vorstellung dann stück für Stück, beim Kampf mit einem Kürbisgeistmonster in Stücke gelegt.
Jedes Mal wenn dann ein Kürbis geköpft wurde, wurde man entweder angespuckt (Wasser von vorne) oder man hat einen Luftstoß in den Nacken bekommen. Die Sessel haben sich auch hier wieder fleißig mitbewegt, sodass man nach oben, unten, rechts oder links geschleudert wurde.

Auch gab es einen „Zombieausbruch“ bei welchem Zombies durch die Menge liefen, einige hatten nur langweilige Waffen, andere sogar Kettensägen (es hat sogar nach abgasen gestunken und nach Kettensägen gekungen, keine Ahnung wie sie das gemacht haben) und dann gab es auch weiß gekleidete Zombiejäger mit blau leuchtenden Pistolen.
Natürlich wurde dieses Spektakel auch mit einer Lichterbeschallung untermalt, und das Publikum vorher von einem Zombiejäger motiviert.

Letztendlich bin ich echt zwiegespalten, es war ja doch auch gutes dabei, Achterbahnfahrten habe ich allerdings nicht gemacht (Wartezeit ab 100 Minuten), jedoch war es etwsa komplett anderes, was ich so nie wirklich zu erleben geplant hatte.
Ich wollte ja eigentlich die Stadt sehen, genug sollte ja da sein. Die Kinos allerdings, haben mich dann doch ein wenig überzeugt. Vielleicht hätte es auch geholfen, wenn ich nicht an einem Sonntag dort gewesen wäre. Oder am Fischzoo äh Aquarium nennt man das ja heute.

Kleiner Nachtrag nachdem ich wieder in Sendai angekommen bin:
Ich habe schon viele Freizeitparks besucht, vor allem als ich klein war, aber einen mit sochen liveevents wie einem Zombieausbruch, oder einem live Rockrapmusikkonzert von Teddybären, nein, das war schon irre.
Es hat sich wohl doch gelohnt, ich hätte vielleicht auch das ein oder andere Mal die Geldbörse locker machen können, aber durch das „Made in China“ label ist ja recht klar, dass es keinen akkuten Kaufdruck geben sollte, da ja eh alles online zu finden ist.

Ich verabschiede mich von Hiroshima

Von Miyajima zurückgekehrt, schrieb ich den zur Insel passenden Bericht und nahm die Zeit am Abend um noch einmal bei Nacht durch den Friedenspark zu gehen. Hier nun einige Bilder.

Das Friedensmuseum.

Das Kenotaph des Friedensparks.

Die Flamme des Friedens.

Das Erholungsgebäude.

Das Kinder-Friedensmonument.

Der A-Bomb Dome.

Die Friedensglocke.

Miyajima

Ich war ja bereits in Matsushima, einer der drei schönsten Landschaften in Japan, zufälligerweise war diese auch recht gut von Sendai aus zu erreichen. Amanohashidate die letzte der drei Lanschaften werde ich mir wohl vorerst nicht anschauen können. Nach Hiroshima gehend wurde mir also dringenstens empfohlen einen Besuch dieser Insel zu tätigen. Nachdem ich mir gestern das wichtigste ansah, wahrlich ein Pflichtprogram für jeden, der die Stadt besuchen sollte, machte ich mich heute auf eine kleine Fahrt Richtung Südosten.

宮島 – みやじま – Miyajima (宮 – みや – miya – Palast, 島 – しま – shima – Insel) ist sehr, sehr gut zu erreichen, generell bin ich mit der Frequenz der Züge und Fähren sehr beeindruckt, alle 5 Minuten wechselt eine Fähre die andere ab, die Überfahrt dauert keine zwanzig Minuten. Auch das Ticket war günstig und mit der Suica sehr leicht zu bezahlen. Ich war mir sicher von dieser Insel zuvor schon gehört zu haben, ja sogar schon einige Videos und Filme über sie gesehen zu haben. Tatsächlich war es die Insel, auf welcher es früher keine Geburten oder Todesfälle geben durfte und auf welcher die Rehe frei herumlaufen. Leider liefen auch eine Menge Touristen frei herum, darunter viele Europäer oder Amis, ergibt auch Sinn, am Nachmittag sollte es Regnen. Die Rehe vielen mir nur zwei Mal etwas negativ auf. Zum einen, als ein anderer Tourist mit seinen Fritten in der Hand, fast schon angesprungen wurde als sich das Tier auf die Hinterbeine stellte, und zum anderen, als ein anderes in der Nähe der Fähre die Karte einer Touristin nahm und genüsslich verspeiste.

Das Foto das einem Photographen die nächste Miete sichern würde. Leider bin ich keiner.

Unter dem Tor gab es unzählige Durchfahrten des kleinen grünen Bootes, ich hatte allerdings nicht vor an einer teilzunehmen.

Die hiesige Hauptattraktion ist wohl das orangerote Tori (Tor) welches sich im Wasser vor dem Itsukushima Schrein befindet. Danach dann der Itsukushima Schrein, die Pagode, und natürlich auch alle anderen Schreine, Tempel, und Figuren.
Während meiner Erkundungstour wurde leider der Hauptschrein, welcher sich im Wasser befindet wegen der Flut gesperrt, daher ging ich Kreuz und Quer durch die Straßen und suchte mir Stellen, welche nicht von zu vielen Touristen besucht wurden. Das war garnicht mal so einfach, insgesamt aber werde ich mindestens 6km gelaufen sein.
Ich muss aber wirklich sagen, dass sich der Ausflug wirklich sehr gelohnt hat, ich hoffe doch das die Bilder für sich sprechen, ich bin echt ein wenig müde, aber auch Miyajima kann ich nur empfehlen.

Der sich im Wasser befindende Schrein wurde leider während der Flut geschlossen, nur wenige Minuten nachdem ich auf der Insel angekommen war. Immerhin hatte ich, bevor ich wieder zurück reiste, die Chance ihn zu betreten.

Auch in dem kleinen Bach streunerten, ich meine, grasten die Tiere frei.

Eine Ladung Kübel vor einem alten Tempel. Ob da was drin ist, oder ob hier vier gewinnst gespielt wird, weiß ich leider nicht. Aber rot hätte gewinnen können, sollte dies der Fall gewesen sein. Upsi

Die Sicht auf das Tor von einer kleinen Landzunge aus

Danach ging ich ein wenig den Berg hinauf um dem Weg der Schreine an dessen Fuß zu folgen.

In einem Raum unter dem Tempel gab es diesen verzierten Gebetsraum

Einige Häuser der Stadt

Achso, ihr wollt also wissen wie es sein kann, dass diese Holzkonstruktion dort noch steht, obwohl es ja nicht nur Wasser ist, sondern auch Wasser mit Ebbe und Flut? Keine Ahnung wie das geht, vielleicht wächst das nach.

Der Schrein des Tempels

Scheinbar hat jemand den Stöpsel gezogen, vorhin war doch noch Wasser da?

Der Gutteste hatte wohl einen Schnapserl zu viel. Prost!

Die Beute enthält: Links: Stempel des Itsukushima Schreins, Rechts: Stempel des Hokokujinja Senjokaku Pavilion. Ich meine, dass auf der linken Seite jeweils das heutige Datum steht.

Zusätzlich die passenden „Stempel“ Stempel, sogar die Fähre hat einen eigenen.

Dieser Ausflug hat sich wirklich sehr gelohnt, auch wenn es den Leser nicht hat sättigen können. Aber es heißt ja nicht umsonst, das ein Bild mehr als Tausend Worte sagt.

Ein später Nachmittag in Hiroshima

Ich habe nun im letzten Beitrag ein klein wenig ergänzt, da ich ihn gestern um 2 Uhr noch bearbeitet habe. Da ich etwas fertig war, ist unschwer zu erkennen, das weniger Text als vielleicht gewöhnt vorhanden war.

Neben dem Friedensmuseum gibt es eine kleine Galerie, von außen wirkt sie ein wenig wie ein Schiffscontainer. Im inneren allerdings ist ein sehr wichtiges Ereignis dokumentiert, das G7 Treffen 2023. Bei diesem Treffen wurden unter anderem der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und auch die Nukleare Abrüstung besprochen.

Die Flagge des Vereinigten Königreiches ist leider außerhalb des Bildes auf der rechten Seite wie man oben auf dem Foto erkennen kann.

Unter anderem wurde auch dieses positiv ästhetisch auffallende Porzellan ausgestellt.

Einige Meter weiter dann, war es möglich ein weiteres Überbleibsel der Explosion zu sehen. Der heutige Friedensplatz befindet sich auf dem ursprünglichen Stadtteil Nakajima, und durch ein Spezialgebäude ist es möglich einen Blick in die Überreste eines Hauses in ViertelTenjin-machi zu schauen.

Das schwarze im oberen Abschnitt des Zeitfensters ist der karbonisierte Überrest eines futon, eine traditionelle Matratze. Die Steine zeigten damals wie heute die Grenzen der Grundstücke auf, von den Hölzernen Häusern allerdings, gibt es keine Überreste.

Am Abend dann, sucht ich, wie es mir schon vorher erfolgreicher gelungen war, einen Ort, an welchem ich Katsudon essen wollte. Ungünstiger weise jedoch, landete ich in einer Art Rock bar, welche zwar auch sehr freundlich war, das Essen war aber leider etwas,.. naja.

An der Wand des kleinen Raumes spielte ein Projektor die zur Musik passenden Musikvideos. Obwohl die Musik jetzt nicht so „schlimm“ war, es gab ja auch gute Lieder, merkte ich recht schnell, dass ich vielleicht lieber in ein normaleres Restaurant gehen wollte, nicht in eine Rock-Kneipe.

Die Stadt ist groß

Auf dem Friedensplatz besuchte ich noch die Nationale Friedens Erinnerungshalle welches mit einem Mosaikelement für jeden Toten ein Panorama der Zerstörung aufzeigt.

Die Linien geben den Namen eines Stadtbezirkes an welcher weiter als der vorherige vom ground zero entfernt ist.

Während der im inneren der Gedenkhalle Stille den Raum ausfüllte, wurde eine Etage eine Reihe an Interviews abgespielt. Befragt wurden ehemalige Soldaten, manche zum Zeitpunkt 15 Jahre, andere schon 18 Jahre alt. Sie meldeten sich freiwillig für eine Sonderkommando, ein Selbstmordkommando. Ihre Mission war es mit einem kleinen, mit Sprengstoff gefüllten Boot, Schiffe zu zerstören. Bevor sie jedoch um 10 Uhr von einer kleinen Insel südlich Hiroshimas, zu ihrem Einsatz geschickt werden konnte, vernichtete die Bombe die Stadt, und sie wurden in die Ruinen dieser geschickt. Ihnen wurde jedoch verboten, die nach Wasser bettelnden überlebenden mit diesem zu versorgen, jedoch missachtete ein damals 15 Jähriger diesen Befehlt.

Sie erzählten weitere schreckliche Geschichten die ich nicht einmal annährend so beschreiben kann, wie es nötig wäre. Daher werde ich dies nicht versuchen.

Ich läuterte auch die Friedensglocke, hier die ältere (1949), nicht auf dem Friedensplatz befindliche.

Die nächste Station war dann das Hiroshima Castle. Das ursprüngliche Gebäude viel der Druckwelle und den Flammen zum Opfer, einige Bäume überlebten allerdings wie durch ein Wunder.

Das Eingangsgebäude des Schlosses, eine der Zwei Verbindungen mit dem „Festland“.

Außenleben, Innenleben und Modell des Eingangsgebäudes.

Einer der Bäume die überlebten.

Unter diesem tummelten sich einige Kois, vielleicht dachten sie, dass ich sie füttern dürfte.

Eine Koifigur am Schrein im inneren der Burgmauern. Bunte funkelnde Kois schwommen auch im Burggraben.

Ich habe ja schon viele verrückte Hüte gesehen, dies ist aber ein Design, das mir so noch nicht vor die Linse gelaufen ist.

Ein Model des Schlossgebäudes, heutzutage steht nur noch der auf dem unteren Bild sichtbare Teil.

Das Schloss ist ein Wiederaufbau, wie man am sehr modernen Inneren erkennen kann. Eine Seite der Treppe, die abgenutzte, ist für den Weg nach oben, die andere für den Weg nach unten. Das Schloss wirkt von außen wesentlich größer als von innen, dafür gibt es allerlei Informationen, Modelle und Originale aus vergangenen Zeiten der Stadt. Neben einigen Katanas die man nur mit seinen Augen bemustern konnte, war es mir hier auch möglich ein echtes Schwert in den Händen zu halten.

Die Sicht von der obersten Ecke des Schlosses ist hervorragend, hier benutze ich außerdem eine hohe Brennweite um die Kuppel zu sehen.

Das Schloss gesehen, ging es auf zum Shukkei-ein, einem Japanischen Landschaftsgarten.

Auch hier tummelten sich die Kois, sie dachten wohl, dass ich sie füttern würde.

Den schönen Garten verlassend, machte ich mich ins anliegende Museum auf, in welchem es leider keine Tickets mehr für die temporäre Ghibli Ausstellung mehr zu kaufen waren. Immerhin war es mir möglich einen echten Dali zu sehen. Das hätte ich hier auch nicht erwartet. Die Größte kommt schlecht rüber, aber zwei Meter wird das Bild mindestens hoch sein. Danach war ich wirklich sehr überrascht welchen Status doch die Ausstellung haben muss, aber ich habe leider keine weiteren Bilder von Dali finden können. Trotzdem möchte ich euch an einigen Bildern teilhaben lassen.

„Stone Cutters“ (1911) von Minami Kunzo

„Segelnde Boote – Morgen“ (1926) von Yoshida Hiroshi

Auch hier wieder ist der Größeneindruck nicht fassbar. „The Moving Castle at Sunset“ Aus einem Bild des Filmes „Howls Moving Castle“/“Das wandelnde Schloss“ von Hayao Miyazaki (5mx5m)

Gefaltete Kraniche

1797 erschien das Buch 千羽鶴折形 – せんば つる おりかた – Senbazuru Orikata – Wie man tausend Kraniche faltet. Der Autor war Akisato Rito oder Gido Ichien jedoch nennen andere Quellen unterschiedliche Namen, das Japanische Wiki wird wohl recht haben. Die Seiten bestehen aus Holzschnitten welche mit Gedichten und Falterklärungen sowie Spielszenen mit den Kränen zeigen. Es ist das älteste bekannte Buch mit detailierten Erklärungen des 折り紙 – おりがみ – Origami (折り – おり – ori – falten, 紙 – かみ – kami – Papier) – Papierfalten.
千 – せん – sen – Tausend – allerdings kann auch eine große Menge gemeint sein. Die gefalteten Kräne wurden ursprünglich übereinander an ein einem Faden gehangen um mit ihnen an Tempeln für Wohlstand, Gesundheit und ein langes Leben zu beten. Einige glauben auch, das die Götter einem einen Wunsch erfüllen nachdem man 1000 Kraniche gefaltet hat.

Einige ihrer gefalteten Kraniche im Friedensmuseum.

佐々木 禎子 – Sasaki Sadako, sie wurde von ihren Eltern Sadako genannt, da sich diese erhofften, dass sie gesund aufwachsen würde, war zum Zeitpunkt des Atombombenabwurfs auf Hiroshima Zweieinhalb Jahre alt. Zum Zeitpunkt der Explosion war sie in ihrem Zuhause etwa 1,6 Kilometer entfernt, wurde jedoch bei dieser nach draußen geschleudert. Als sie von ihrer Mutter wieder nach drinnen gebracht wurde, kamen sie in den schwarzen Regen.
Sie wuchs normal auf und selbst in einer Untersuchung 1954 fand man keine Auffälligkeiten. Im Februar 1955 Stellten die Ärzte Leukämie bei ihr fest und das sie wohl nur noch zwischen drei Monaten und höchstens einem Jahr hätte.
Im August schenkte ihre beste Freundin ihr Papierkraniche damit sich ihr Zustand verbesserte.
Sie, aber auch andere im Krankenhaus begannen nun Kraniche zu falten. Bis Ende August faltete sie mehr als Eintausend Kraniche.
Schließlich nutzte sie dünneres und kleineres Papier welches sie mit einer Nadel faltete.
Leider besserte sich ihr Zustand nicht und sie verstarb am 25 Oktober im Alter von nur 12 Jahren.

Durch Sadako wurde der gefaltete Papierkranich sowohl zu einem Internationalem Symbol der Friedensbewegung als auch einem Symbol für den Widerstand gegen Atombomben.
Und ihr wurde eine Geflügelte Statue in Hiroshima im Friedenspark am Kinder-Friedensdenkmal gewidmet welches für sie und den anderen tausenden unschuldigen Kindern 1958 errichtet wurde. Während ich dieses Denkmal heute besuchte, sang eine Grundschulklasse vor dem Denkmal bewegende Lieder und brachten danach ihre gefalteten Kraniche in einen, der dem Denkmal umgebenen, Glaskasten. Das war nicht der einzige Moment am heutigen Tag an dem ich, durch meine mit tränen gefüllten Augen, schlechter sehen konnte.

Auf meinem Visum habe ich zuvor auch einen Kranich gesehen, wobei ich ursprünglich nur dachte, dass er für die Japanische Kultur stehen würde. Das dieser aber einen viel, viel wichtigeren Stellwert in der Japanischen Gesellschaft hat, wurde mir zu meiner Peinlichkeit erst viel später wirklich bewusst.

Das Denkmal für die Koreanischen Opfer der Atombombe

Eine neue Stadt

Nachdem ich dachte mich schon ein wenig an das Leben in Japan gewöhnt zu haben, so merkte ich heute, wie anders Hiroshima doch ist. Während ich zuvor kaum Ausländer aus westlichen Ländern gesehen habe, tut man sich hier schwer eine Straße zu finden in der sie sich nicht finden lassen.
広島 – ひろしま – Hiroshima – (広 – ひろ – Hiro – breit, 島 – しま – shima – Insel) bedeutet wortwörtlich übersetzt „Breite Insel“. Im japanischen auch…
Ich wachte heute so gegen 8 Uhr auf, was vor allem für mich sehr ungewöhnlich ist. Nachdem ich überlegte noch ein wenig weiter zu schlafen, überzeugte ich mich doch, die „Kälte“ des „Morgens“ zu nutzen um die Stadt zu erkunden.
Das bisschen Japan was ich bisher gesehen hatte, hatte entweder weniger Werbeschilder, oder ich habe mich an die kleine Menge in Sendai bereits gewöhnt und nehme sie nicht mehr als „ungewohnt“ wahr.
Meine Unterkunft hatte ich strategisch ausgewählt indem ich Kosten, sowie Distanz zum Friedenspark so gering wie möglich hielt. Ja, ähnlich wie in Kawaguchiko hatte ich schnarchende Nachbarn, diesmal war es aber auch mir möglich zu schnarc, äh schlafen natürlich.
Trotz der frühen Stunde war die Temperatur sicher so um die 30 Grad und ich hatte Glück, dass die Kaufstraße welche ich entlang ging, überdacht war. Wer hätte denken können, das es vier Grad südlicher auch ein wenig wärmer sein würde?

Monument to Tamiki Hara ————- Denkmal an Takimi Hara
Engraved in stone long ago, ———- Vor langer Zeit in Stein gemeißelt,
Lost in the shifting sand, ————— Im sich bewegenden Sand verloren,
in the midst of a crumbling world, — inmitten einer zerfallenden Welt,
The vision of one Flower. ————- Die Vision einer Blume.
Tamiki Hara —————————— Tamiki Hara

Das erste Mal, das ich die Atombomben-Kuppel (A-bomb Dome) erblickte, ging ich an einem kleinen Friedhof vorbei. Zuerst erblickte ich die Rückseite, hinter welcher dann der Fluss die Kuppel vom Friedenspark trennte. Das Gebäude auf den Bildern zu sehen ist das eine, tatsächlich aber davor zu stehen ist etwas anderes. Schon jetzt habe ich einen Klos im Hals und die Tränendrüsen fangen an zu arbeiten. Die Trümmer sind nicht nur von einem überwachten Zaun umgeben, nein, man hat eine schöne Parkanlage drum herum errichtet welche neben einem kleinen Brunnen auch viele in Stein gemeißelte Gedenkschriften enthält.

Am 6. August 1945 um 8:15 Uhr warfen die Amerikaner, während der letzten Tage des Pazifikkrieges im zweiten Weltkrieg, die erste Atombombe überhaupt, auf Hiroshima ab.
Little Boy, abgeworfen von dem Flugzeug Enola Gay fiel 43 Sekunden bevor sie 600 Meter über Hiroshima und 167 Meter von der Aoi Brücke entfernt das Leben von Millionen und mehr Menschen für immer verändern würde.
Das Fundament des Gebäudes wurde größtenteils vertikal belastet, wodurch ein Großteil dieses, die vernichtende Schockwelle der Bombe überstehen konnte.
Durch all die aufwendigen Restaurationsarbeiten steht es auch heute noch in dem gleichen Zustand wie unmittelbar nach der Explosion. Zu sehen wie dieses Gebäude der Kraft einer Atomexplosion standhalten konnte, während ein überwiegender Großteil der Stadt unwiederbringlich vernichtet wurde ist wirklich unglaublich, unfassbar und man vermag es nicht sich diese Zerstörung vorzustellen.

Eine Ansicht der anderen Flussseite

Ich selbst kann kaum fassen, dass ich hier wirklich in Japan bin. Geschweige denn in Hiroshima. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich hier einmal sein würde und den A-bomb Dome mit meinen eigenen Augen sehen würde.

Von diesem Führt eine direkte Linie über den Fluss, auf die andere Seite, über die Flamme des Friedens zum Kenotaph (Scheingrab) für die Opfer der Atombombe hinter welchem das Friedensmuseum erscheint.
Zu sehen ist zu glauben. So sah ich nun, gehalten von zwei steinernen Händen, die Flamme des Friedens, welche seit dem 1. August 1964 brennen wird, bis sie mit der Vernichtung der letzten Atombombe erlischen wird. Wie weit dieser Tag noch in der Zukunft liegt fragt man sich, ob die Gasreserven der Welt dafür ausreichen werden?

Die Stadt hatte vor dem 6. August ungefähr 255.000 Einwohner. Im Friedensmuseum erfährt man von persöhnlichen Schicksalen, von Kindern, Eltern, Älteren, zukünfitgen Generationen und vor allem von Unbeteiligten, deren Leben, sollten sie es fortführen dürfen, nie wieder normal sein würde. Die Ausstellung fängt mit dem Abwurf der Atombombe an einem runden Projektionstisch an. Um dieses herum verteilt steht eine Schulklasse, die nächste betritt gerade den Raum. Die Kamera folgt der Bombe in die Tiefe, und nachdem der runde Tisch in einen dichten Rauch gehüllt wurde, sieht man statt der vorher bunten Karte, nur noch eine schwarz weiße Übersicht auf welcher sämtliche Hausdächer fehlen und durch Schutt, Asche und Geröll verdrängt wurden.
Je weiter ich durch die Ausstellung gehe, desto schwerer wird die Luft, Bilder der Opfer, gezeichnet und Fotografisch, füllen die Wände aus, der Schmerz wird größer und größer.
Von den Menschen im Zentrum fehlt jede Spur, dafür wird das Leid, nach außen gehend größer und größer.
Die Zeichnungen im inneren zeigen zu Kohle verbrannte Menschen, die folgenden Bilder zeigen mit Menschen überfüllte Flüsse, sodass das Wasser dieses, nicht mehr wahrzunehmen ist.

Ich will die dort vermittelte Grausamkeit nicht noch weiter beschreiben, es ist eine Ausstellung über ein wichtiges Ereignis, was jedem Besucher den Magen umdrehen sollte.

Nachdem der Atomschlag mehr als 80% der Stadt zerstörte, machte sich der radioaktive, schwarze Regen, welcher aus der Asche ebendieser bestand, über die Überlebenden her.

Ich würde mit meiner Beschreibung der Ausstellung dieser nicht gerecht werden. Daher werde ich das auch nicht weiter probieren. Das Friedensmuseum ist eine absolute Empfehlung, sehr ergreifend, sehr lehrreich und sehr anschaulich.

Schatten.

Der schwarze Regen.

Sicht auf die Aoi Brücke vor dem Atomic Dome

„The City Auditorium Changed to a Pool of Blood (oben) (1953)
„The Tenmagawa River as a River of Fire“ (unten) (1954)

Eine Streetcar, breenend auf der Aoi Brücke

Ich fahre mit der Deutschen Bahn?

In Deutschland sind Verspätungen und Zugausfälle nichts neues, es gleicht eher einem Wunder, wenn der tatsächlich einmal pünktlich ankommt, abfährt und auch sein Ziel pünktlich erreicht.
Ich staunte also nicht schlecht als ich am heutigen Morgen am Bahnhof ankam und sehen musste, wie dieser vor dem Eingang zu den Shinkansen etwas überfüllt war. Komisch, kann mir aber egal sein, ich will ja nur 1100km nach Hiroshima.
Ungewöhnlich auch, dass die Schlange zum Ticketverkauf etwas länger ist als beim letzten Mal, heute stehen sogar die Menschen sogar auf dem Gang.
Mir nicht viel dabei denkend stellte ich mich also hinten an und wartete. Im Ticketverkaufsraum angekommen viel mir auf, wie die Informationstafeln der Züge keine Informationen, dafür aber einen Text auf japanisch anzeigten.
Zwei funktionierende Bildschirme an der Seite des Raumes allerdings, zeigten Informationen über zur jetzigen Zeit abgefahrenen Züge an.
Ja, irgendwie wirkt es ja jetzt doch ein wenig merkwürdig, ich wollte doch nach Hiroshima, dafür muss ich aber zuerst nach Tokio. Und um nach Tokio zu kommen, muss ich in einen Shinkansen einsteigen, denn nur so schaffe ich es die enorme Distanz in einer akzeptablen Zeit zurück zu legen.
Während ich warte sah ich, wie verschiedene Mitarbeiter die Tickets ihrer Gäste entgegennahmen und durch andere austauschten.
Komisch, was könnte das nur bedeuten?
Ich überlegte nun, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre mich an einen Ticketautomaten zu stellen, allerdings war es rückblickend doch sehr richtig in der Schlange zu stehen.

Nun endlich am Schalter angekommen wurde ich zuerst gefragt, ob ich einen JR Pass hätte. Dieser würde mir erlauben für 50.000 Yen alle Züge in einer Zeitspanne von Sieben Tagen zu nehmen. Vorausgesetzt ich hätte den richtigen Aufenthaltsstatus (unter 90 Tage). Wer den ersten Eintrag mitgelesen hat, der wird festgestellt haben, dass dieser schon mehr als 90 Tage zurückliegt. Etwas Schade, kann man aber nicht ändern. Nachdem ich mein Ziel angegeben hatte, wurde mir eine langsamere Ersatzroute vorgeschlagen welche statt den eigentlichen 6h nun nur 11h dauern sollte.
Na super, dachte ich, nicht nur, dass ich insgesamt statt zwei Mal, ganze FÜNF Mal umsteigen musste, nein, auch das ich erst um 22 Uhr ankommen soll, wobei ich vielleicht erwähnen sollte, das die Rezeption meiner Unterkunft in Hiroshima um 22 Uhr schließt.
Aber keine Sorge, ich habe bereits geklärt das ein späterer, manueller Check in möglich ist.

Was mir nun eher Sorge bereitete, waren die vielen kleinen Bahnhöfe an welchen ich mit der Bummel-äh-Bimmelbahn, anhalten und umsteigen musste.

Sendai 11:00 – Shiroichi 11:48, Umstiegszeit: 3 min
Shiroichi 11:51 – Fukushima 12:25, Umstiegszeit: 5 min
Fukushima 12:30 – Koriyama 13:18, Umstiegszeit: 6 min
Koriyama 13:24 – Iwaki 15:00, Umstiegszeit: 18 min
Iwaki 15:18 – Tokyo 17:43, Umstiegszeit: 29 min
Tokyo 18:12 – Hiroshima 22:02, Umstiegszeit: 0 min, endlich da

Beim Umstieg in Shiroichi stieg der gesamte Zug mit um, wechselte das Gleis und stieg wieder ein, das ging fein.
Danach unterhielt ich mich ein wenig auf englisch mit einem Japaner, welcher mir versicherte, dass ich alle anschließenden Züge bekommen würde und der mir versicherte, das er noch nie mitbekommen hat, das es diese Situation gab.
Er kannte sogar Weimar durch die „Weimar Constitution“ und zeigte mir bei der Einfahrt in den Bahnhof in welche Zug ich zu wechseln haben würde.
Auch hier war es mir recht schnell möglich einzusteigen und ich hatte noch satte 3 Minuten als Puffer. Aber nein, ich hatte nicht das Bedürfnis mit einem weitern Umstiegsversuch eine neue Bestzeit zu erreichen.
In Koriyama ging es von den vorherigen Zügen der Tohoku Line in ein etwas älteres Model auf der Ban-etsu-To Linie.
Auch dieser Umstieg gelang mit dem wirklich hervorragendem Ergebnis das ich im richtigen Zug saß.
Während der Himmel immer dunkler wurde und sich der Zug an den Wäldern durch die Berge schlängelte fing es langsam an zu regnen, jedoch konnte mir dies egal sein, ich war ja (noch lange) nicht am Ziel angekommen.

In Iwaki hatte ich sogar 18 Minuten zum umsteigen, ein wahres Geschenk. Leider jedoch habe ich es nicht geschafft einen Stempel zu sammeln.
Mittlerweile ist es 16 Uhr, und, hätte ich direkt ein Ticket bekommen schon längst hinter Tokyo, momentan muss ich allerdings noch eine Stunde im Zug verbringen um wieder umsteigen zu dürfen.

Ein leerer Shinkansen, aber keine Sorge, der füllt sich noch.

Da nun etwas Zeit ist, werde ich nun doch einmal verraten warum ich diesen Umweg nehmen musste.
Heute früh, gegen 8 Uhr lockerte sich die Koppelung zwischen zwei Waggons eines Shinkansen zwischen Furukawa und Sendai Station Richtung Tokyo.
Zum Glück aber gab es keine verletzten.
Dieser Shinkansen, bestehend aus Hayabusa 6 hat 10 Waggons mit ca. 200 Passagieren und Komachi 6 mit 7 Waggons und 120 Passagieren entkoppelte sich nun also mitten auf der Strecke und stoppte.
Daraufhin wurde der gesamte Verkehr auf der Tohoku Line zum Stillstand gebracht.
Während ich hier nun also sitze und „recherchiere“, habe ich eben einen Zeitungsartikel gefunden dessen Titel ich recht passend fand:
Komachi, wo bist du hingegangen?

Ich sehe gerade, dass die Shinkansen seit ca. 12:20 wieder fahren, naja, für mich ist der Zug abgefahren.
Vor allem, da ja genug andere Fahrgäste auf ihren Platz im nächsten Zug warten und die nächsten sicher sehr, sehr voll sein werden.
Mir kann das egal sein, in einer Stunde bin ich in Tokyo.

Das ist Tokyo

Warum guckt der so?

Nun bin ich auch angekommen, habe meine Verbindung in Tokyo bekommen, auch wenn dieser Bahnhof etwas zu unübersichtlich für mich ist und die Decke auch sehr niedrig ist. Muss aber letztendlich sagen, dass diese Fahrt abgesehen von der, durch das unvorhersehbaren erstmaligen entkoppeln eines Shinkansens entstandenen Verspätung/Umplanung, doch sehr, sehr gut geklappt hat. Sicher, ich hätte nur 6 Stunden statt 11 brauchen können, mit der Deutschen Bahn wäre ich aber nie angekommen. Ich habe sofort eine Umleitung bekommen und habe auch jeden der Züge bekommen und immer mal auf die Uhr geschaut. Ausnahmslos jeder einzelne Fuhr zur angegeben Zeit ab und kam auch zur angegebenen Zeit an. Das muss erst einmal jemand nachmachen. (DB das könntest du ja mal probieren) – Selbst ein Versuch wäre schon um längen besser als die Verkehrssituation mit der Bahn in Deutschland.

Die Fahrt am nächtlichen Osaka vorbei hat mich schon sehr, sehr stark an die Hochhäuser aus dem Anime/Film アキラ – Akira von 1988 erinnert. Über diesen Film der 2019 spielt gäbe es wahrlich Bücher zu schreiben, interessant könnte allerdings sein, dass dieser zur Verbreitung des Animes im Westen führte, das dieser für 2020 die Olympischen Spiele in Tokyo vorhersagte, 327 UNTERSCHIEDLICHE Farbtöne verwendete und das dieser vor Spirited Away – Chihiros Reise ins Zauberland, mit 10 millionen Dollar der teuerste Anime der Welt war.

Ich glaube, das ich auf der falschen Seite des Bahnhofs ausgestiegen bin. Ja, ich bin noch in Hiroshima, einen Umweg muss ich nun aber trotzdem machen. Und das alles nur wegen dieser Stempel:

銀山温泉 – Ginzan Onsen

銀山温泉 – ぎんざんおんせん – Ginzan Onsen (銀山 – ぎんざん – Ginzan – 銀 – ぎん – Gin – Silber, 山 – やま / (hier) さん – yama/(hier)san – Berg, 温泉 – おんせん – Onsen – 温 – ゆたか – yutaka – warm, 泉 – いずみ/せん – izumi/sen – Brunnen) – Heiße Quelle des Silberberges, ist ein kleine Ortschaft in welche man heutztage teure Hotels mit Bädern, gespeist von heißen Quellen vorfinden kann.

Ich hatte schon länger überlegt die Reise nach Ginzan Onsen anzutreten, vor allem da es nur 46 km Luftlinie entfernt ist, allerdings sollte die Reise dort hin und zurück je ca. 3,5 Stunden dauern. Die tatsächliche Distanz waren ca. 110km. Ob ich mir das wirklich antun wollte war die eine Frage, wichtiger noch wäre eigentlich eher, dass Ginzan onsen zur Herbst und Winterzeit am schönsten sein soll. Warum also nicht warten und zu späterer Zeit anreisen?
Nun ich habe zu diesen Zeiträumen schon einige Pläne gemacht welche ich aber hier nicht nennen werde, wichtig ist nur, dass die Zeit begrenzt ist und ich da auf jeden Fall mal hin wollte.

Zuerst dachte ich, dass es möglich wäre einen früheren Bus nach Yamagata in Yamagata zu nehmen, allerdings zeigte mir Google die falsche Bushaltestelle und nach einem kurzen Rundgang am Bahnhof fragte ich einen Japaner, der mir glücklicherweise zeigen konnte wo ich hin musste.
Die Busfahrt war eigentlich recht angenehm. Bis auf die Tatsache, das ich vergessen hatte zu frühstücken, der Bus hin und her kurvte und der Nebel ab und zu die Berge im Nichts verschwinden ließ was mir dann doch ein recht ungünstiges Gefühl der Übelkeit bereitete. Immerhin hatte ich mein Frühstück eingepackt, dummerweise nur, hatte ich vergessen das ich auch Wasser brauchen würde.

In Yamagata angekommen blieb mir kurze Zeit um den Stempel des Bahnhofs „einzupacken“ und mich auf das richtige Gleis zu bewegen. Dort holte ich dann schnell am Automaten Wasser und fühlte mich gleich besser, da die Frequenz dieses Zuges, wie die alle meiner heutigen Verkehrsmittel, recht niedrig war. Hätte ich den Zug nicht bekommen, hätte ich mir wohl Yamagata anschauen müssen.

Der Rest der Reise war recht angenehm und schon im finalen Bus nach Ginzan Onsen wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Es war nicht zu kalt, nicht zu heiß, es hat nicht geregnet und war nicht nebelig und so langsam tauchten ältere, traditionellere Häuser auf welche fast wie aus der Zeit gefallen wirkten. Ich habe womöglich keine guten Bilder dieser Häuser da der Bus zu schnell war, sie wirkten fast ein wenig wie alte traditionelle deutsche Holzhäuser, auf eine gewisse Weise aber doch sehr japanisch (so ein Zufall).

In Ginzan Onsen angekommen, ging ich die Straße nach unten bis ich an einem kleinen Fluss ankam. Diesen nach oben blickend sah ich die erste Brücke und einige Holzhäuser die ein wenig älter wirkten. Hier war ich also richtig. Durch die Biegung des Flusses waren allerdings die weiteren Häuser verdeckt.
Die Fassaden der Häuser wird, je weiter man den Fluss hinauf geht prunktvoller, prachtvoller und sicher auch wertvoller.


Da ich allerdings nicht alles auf einmal sehen wollte, bog ich nach links ab, da ich hinter der schmalen Lücke zweier Häuser eine Betontreppe sah, welche den Berg hinauf in den Wald führte. Vielleicht bekam ich von oben einen besseren Blick, dachte ich mir, und so stieg ich den Weg hinauf und lief parallel zum Fluss durch den Wald.

Plötzlich wirkt der Ort eher wie eine Ansammlung neuerer Häuser die dicht an dicht gebaut wurden.


Am Ende des Weges angekommen, mündete dieser an einem verschlossenen Schrein in einen anderen Weg welcher über eine Brücke führte. Man erahnte nun von dieser, neben welcher ein Wasserfall im Fluss Mündete, einige Häuser des Onsen.

Bevor ich mir diese jedoch weiter anschaute, bog ich, dem Fluss weiter folgend erst einmal tiefer in den Wald ein.

Dieser hatte neben einer weiteren Brücke auch einen Mineneingang den ich natürlich betreten musste. Warum auch sonst wären dort Lampen installiert worden?


Es war zwar nur eine kurze Tour unter Tage, trotzdem konnte ich mir zwei Mal den Kopf stoßen. Sehr vertrauenserweckend war aber auf jeden Fall das angerostete Metal das recht flexibel mein Gewicht aufnahm. Für dieses Jahr schafft es die Tour aber nur auf Platz zwei, Platz eins bleibt unangefochten stabil das Erlebnisbergwerk Merkers. Wer da noch nicht war, sollte definitiv einmal die Rundtour machen, die Fahrt alleine ist besser als jede Achterbahn und die Kristallhöhle ist einen Besuch wert.

Zurück aber nun nach Japan.
Durch den Märchenwald ging es nun zurück zu den alten Häusern am Fluss. Es heißt das Ginzan Onsen auch als Inspiration für das Onsen im Animationsfilm „Chihiros Reise ins Zauberland“ – „Spirited Away“ (2001) von Hayao Miyazaki. Das wird man mir vielleicht nicht glauben oder glauben wollen, aber diesen Film habe ich tatsächlich erst dieses Jahr zum ersten Mal gesehen. Empfehlen kann ich ihn aber trotzdem, auch wenn ich nicht alles verstanden habe.

Die Reflektion des Wasserfalls gesehen durch ein Rundes Fenster eines alten Gebäudes vom erhöhten Wanderweg.

Vielleicht sieht es hier im Herbst so oder so ähnlich aus.

トトロ – Totoro (Mitte) eine Figur aus dem Film となりのトトロ – tonari no totoro – Mein Nachbar Totoro von 1988 von Hayao Miyazaki. Ist auf jeden Fall auch empfehlenswert und ähnelt visuel ziemlich meiner Reise.

Zur Erfrischung gab es aber dann noch ein Macha Eis und ein heißes Fußbad in mit Quellwasser gefüllten Becken am Fluss. Das Fußbad kann ich sehr empfehlen, den ab und zu kommenden Geruch von verfaulten Eiern eher weniger. Vielleicht bietet sich ein Aufenthalt im verschneiten Winter mehr an als ein Besuch im Sommer, trotzdem bin ich sehr zufrieden die Zeit genutzt zu haben um dort hin zu reisen, auch wenn es recht lang war.

Yamagata

Zurück in Sendai, einen Tag weg und schon haben die Krabben die Stadt übernommen.

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