Ich war heute viel unterwegs, deshalb halte ich mich kurz.
Mein Tag startete, früher als der Hahn mich mit seinem Geschrei wecken konnte, um halb neun. Sofort sprang ich auf und machte mich mit der Bahn zum Osaka Castle.

Die Navigation mit den Bahnlinien fällt mir ein wenig leichter als gestern noch, trotzdem überprüfe ich lieber doppelt und öfter das ich auch tatsächlich im richtigen Zug sitze.
30 Minuten, davon ca. 20 Minuten reine Laufzeit. Ach Mann, laufen werde ich heute doch eh noch genug, und ich bin doch eigentlich lauffaul?
Am wunderschönen Schloss angekommen empfängt mich der beeindruckende Burggraben aus welchem die Mauern der Burg wie eine Klippe aus dem Meer stechen.


Steine so groß wie Kleinwagen, einige so groß wie dieser VW Bus der heutzutage echt ein ästhetischer Totalausfall ist. Dafür aber elektrisch, man kann wohl nicht alles haben.
Vor den Toren des Schlosses stehend, werde ich von einer Schlange aufgehalten. Ich muss wohl erst eine halbe Stunde warten um mir ein Ticket kaufen zu können. Wer hat sich das denn ausgedacht?
Na gut, denke ich mir, und versuche stattdessen das Onlineticket zu kaufen, „Dann können sie mich nicht ans Ende der Schlange stellen!“. Nachdem ich die Zahlung bestätigte, allerdings, sagte die Website mir nur „Verbindung unterbrochen“.
Komischer Ticketname, ich dachte, dass es wenigstens auf Englisch sein sollte, wenn schon nicht auf Japanisch, aber auf Deutsch?
Als mir langsam aber sicher klar wurde, dass es ein „Problemchen“ sein könnte, ging ich zum Kopf der Schlange und fragte einen Mitarbeiter, der das Pech hatte zur gleichen Zeit meines Burgbesuches im Dienst zu sein, und fragte ihn, ob er mir helfen könne, mein Ticket will nicht.
Freundlicherweise schickte er mich an den Ticketschalter welcher anscheinend für die besonderen Gäste eingerichtet wurde, und an dem ich mir das Ticket mit Hartgeld kaufen konnte.
Das war es mir wert, auch wenn der Inhalt der Burg eher ernüchternd sein sollte, wie ich gehört habe.
Dieses Gerücht kann ich teilweise bestätigen, wer den Inhalt einer japanischen Burg gesehen hat, der hat den Inhalt der meisten gesehen.
Die Interne Struktur erinnert auch an die Burg in Hiroshima, Stahl, Beton, äh nein Stahlbeton und moderne Treppen, natürlich
Der Blick von Oben war ganz angenehm, warum aber die Hochhäuser die Sicht versperren, das haben sich sicher auch die anderen Besucher gefragt.







Immerhin konnte ich weiter fleißig Stempel sammeln (Einer der Hauptgründe für den (internen) Burgbesuch).


(unten neu)

(spoiler rechts)
Schnell weiter, die Länge des Tages nutzend, machte ich mich auf zu dem buddhistischen Shitennoji Tempel welcher schon 593 errichtet wurde. Beim Betreten des Geländes stach ein starker Geruch von Räucherstäbchen in meine Nase welcher diese auf dem Gelände auch nicht wieder verlassen wollte.
Die Gebäude sind in den folgenden Jahrhunderten immer wieder in gleicher Bauweise errichtet wurden, Holz hält ja nicht ewig. Ich besuchte den Tempel zwar einen Tag nach dem monatlichen Flohmarkt, trotzdem konnte ich eine Menge Stände mit allen möglichen antiken Gegenständen finden.
Vielleicht hatten sie auf, da der Montag ein Feiertag war?





Auf dem Weg zum Tsutenkaku, einem 103 Meter hohem Sende und Aussichtsturm, kam ich zufälligerweise am Isshinji Tempel vorbei. Dieser wurde 1185 errichtet und hat eine einzigartige Tradition bei welcher eine Buddhastatuen (Knochen Buddhas) aus der Asche der Verstorbenen errichtet wird.
Diese Tradition ist erst aus dem 20ten Jahrhundert und soll dazu dienen sich in fassbarer Form an die Verstorbenen zu erinnern. Die zwei Statuen, eine Metallkonstruktion tragend, motivierten mich ursprünglich dazu mir diesen Tempel anzuschauen, es hat sich definitiv gelohnt.


Der Tsutenkaku, dann, erinnerte wie man sehen kann, an einen Sendeturm. Das liegt zum Teil auch daran, das es ein Sendeturm ist. Der Vorgänger dieses Turmes soll angeblich den Eifelturm als Vorbild haben, beim neuen Turm kann ich mir das aber beim besten Willen nicht vorstellen.
Es hätte auch die Möglichkeit gegeben die Aussichtsplatform zu besuchen, oder an einem Seil irgendwo da oben rumzulaufen, aber das war mir nichts. Am Ende drücken sie einem noch Kabel und Wergzeug in die Hand und ich muss da irgendwas reparieren.



Nachdem ich nun am gestrigen Tag die Fischstäbchen einmal sehen wollte, aber nicht warten wollte, dachte ich mir, dass die Wartezeiten an einem lokalen Feiertag, dem Tag der Tagundnachtgleiche, kürzer ausfallen würden, als gestern noch, an einem Sonntag.
Tja, jain? Immerhin musste ich „nur“ ca. 70 Minuten warten. Da ich immer noch gut in der Zeit lag, machte ich mich ins direkt anliegende Kaufhaus auf.
Das ist ja komisch, ein Kaufhaus, direkt neben einem Aquarium mit regelmäßigen Wartezeiten von 90 Minuten? Machen die das aus Spaß oder übersehe ich da was?
Das Kaufhaus war eher so naja, immerhin gab es ziemlich gute Livemusik, und was heutzutage so alles an Legosets produziert wird, ist ja echt irre.
Kein Wunder das es so teuer geworden ist, wenn die Hälfte der Sets für Filmen oder Serien gemacht wurden.






Das Aquarium war wirklich sehr schön, deutlich besser als der Zoo, welchen ich zuvor in Sendai besucht hatte, hier hat man tatsächlich auch die Lebensräume der Tiere nachgebaut.
Die Hektar an natürlichem Lebensraum haben leider nicht in die Fischtanks gepasst, der Walfischhai zum Beispiel, musste immer aufpassen nicht gegen die Wände zu schwimmen.
Schon blöd irgendwie, wenn man immer in Bewegung sein muss um nicht zu ersticken, und dann dreht man sich den ganzen Tag (und Nacht) wie ein Dönerspieß.
Aber zurück erst einmal zum Aquarium an sich.
In unterschiedlichen Aquarien sieht man viele Meeresbewohner von Ring des Feuers oder auch Ring des Lebens genannt, mit etlichen Fischarten. Manche aus dem hohen Norden, mache aus dem Süden, und mache sind auch Otter, Pinguine oder Delfine. Wie die mit ihrem Echolot da auskommen ohne einen Knall im Kopf zu bekommen möchte ich nicht wissen.

Der hässlichste „Fisch“ der mir dort unter die Augen gekommen ist…

Der kleine hat mich gesehen und sich dann vor die Scheibe gestellt. Vielleicht hat er mein helles Hemd als Artgenossen wahrgenommen?



Das Umeda Sky building wurde 1993 fertiggestellt und hat seitdem darauf gewartet von mir, kurz vor dem Sonnenuntergang besucht zu werden. Jetzt hat es seinen Zweck erfüllt und kann sich ausruhen.
Bevor ich das Gebäude betrat, fürchtete ich mich schon ein wenig vor Schlangen, verständlicherweise, meine ich. Aber ich konnte sofort per Rolltreppe in den zweiten Stock und von dort dann vor dem Aufzug einige Minuten warten.
Der Aufzug war geräumiger als ich erwartet hätte, es haben wohl 10-13 Leute hinein gepasst. Das war ist sicher logistisch auch gut so, denn es ging in den 39. Stock.
Nach den ersten Höhenmetern plötzlich, lösten sich die Wände auf und wurden durch Glasscheiben ausgetauscht. Am oberen Rand des Aufzuges dann, zeigte ein grünes Siebensegmentdisplay in welcher Höhe wir uns gerade befinden, aber das Messgerät muss wohl gesponnen haben, der Wert hat sich ständig geändert.
138,139,140, Stopp. In dieser Höhe dann, nahm ich eine Rolltreppe. Soweit nichts besonderes, als ich allerdings zur Seite schaute, stellte ich fest, das diese Rolltreppe in der Luft Stand.
Wenn aber die Rolltreppe in der Luft steht, wohin führt sie dann? Glücklicherweise wurde das Gebäude um das Loch über meinem Kopf drum herum gebaut und auf der anderen Seite so fortgesetzt, das es die Rolltreppe auffangen konnte.
Puh, da habe ich ja noch einmal Glück gehabt.
Auf der Ebene des übergroßen Plums- äh Observatorium angekommen, machte ich mich zuerst daran den Weg zum Dach zu finden. Das war gar nicht mal so einfach, ich durchlief das gesamte Deck im Uhrzeigersinn bis ich schließlich die Treppe zum Dach fand.





Dort angekommen, schoss ich viele Bilder, darunter auch dieses des Gate Tower Buildings. Durch dieses fährt, wie es manchmal so kommt, ein Auto. Und dann noch eins? Ja, hier handelt es sich um eine Autobahn, welche direkt durch das Gebäude geht.
Allerdings ist es hier so, dass zuerst die Straße gebaut wurde und der Eigentümer des Grundstückes lange darum kämpfen musste, um ein Gebäude zu errichten. Es ist das Erste in Japan durch welches Autos auf einer Autobahn fahren.
Ob es zum modernen Trend geworden ist, und mehr Autos durch Häuser fahren, weiß ich allerdings nicht.

Did issa, der is einfach durch mein haus jefahren!

Ich stand nun also auf dem Dach des Umeda Sky Buildings und hatte schon ganz platte Füße, die Sonne müsste ja auch bald untergehen. Währenddessen wurde die Stadt in dieses Orangegoldene Licht getaucht in welchem ich Tokyo bei meiner Anreise das erste Mal erblickte.
Na gut, sagte ich mir, du kannst noch ein par Minuten da stehen und warten bis die Sonne untergeht, aber nur bis 18 Uhr, wenn sie bis dann noch nicht weg ist, machst du einen polnischen Abgang.
Immerhin ging sie ca. 7 Minuten früher unter und ich konnte doch noch einige Bilder machen. So ein Zufall aber auch. Das hatte ich eigentlich so nicht eingeplant für den Tag.





Kontrollierend das die Sonne auch wirklich untergegangen ist, machte ich mich zu meiner letzten Station auf, dem Dotonbori, einem Distrikt welcher früher fürs Theater bekannt war, heutzutage allerdings eher für sein reges Nachtleben und die farbigen Reklameschilder welche ein Vielfaches der Fläche in Anspruch nehmen die eine japanische Familie zum Leben hat.
An einem Fluss entlang, schlängeln sich auf beiden Seiten Straßen für Fußgänger, miteinander durch Brücken verbunden. Die Häuser welche durch die Straßen vom Wasser abgehalten werden, sind in allen Formen, Farben und Größen vorhanden.
Mir wurde gesagt, dass Osaka ein bisschen so wie Berlin ist. Während ich das erst einmal verdauen musste und mir nicht sicher war ob ich dann wirklich nach Osaka wollte, muss ich doch sagen, dass ja auch an Berlin nicht alles schlecht ist.
Zum Beispiel wohnen viele Freunde und Familie in Berlin, das alleine ist ja schon mal ein sehr positiver Punkt für die Stadt. Wie „schlimm“ also kann dann Osaka sein?
Nun bisher war es wirklich anders, als die anderen Japanischen Städte, die ich so gesehen hatte. So steht man ja hier auf der Rechten, und nicht auf der Linken Seite, der Rolltreppe.
Im Dotonbori aber erinnert die Freiheit und Selbstsicherheit einiger Berliner. Der Stil einiger Besucher hatte auch etwas freies, unbekümmertes an sich, was man unter „normalen“ umständen nur als verrückt bezeichnen könnte.
Das war vielleicht nur für einen kleineren Teil der Leute so, für mich aber hier trotzdem eine echte Überraschung.

Die Kapseln sind begehbar, sie fahren im Oval.



Die Straße senkrecht zum Fluss (nicht vertikal), ging ich soweit hinunter bis mir die Füße abfielen. Ich wollte sehen, wie weit die Straße tatsächlich gehen würde, ein Ende konnte man höchstens erraten, die Distanz war mindestens enorm.


