Monat: Dezember 2024

Space und Glas

Nachdem wir am vorherigen Tag noch einmal mit einem Schrecken davongekommen sind und die Kraft sämtlicher Glücksbringer aufgebraucht hatten, entschieden wir uns dazu den Tag vorsichtiger anzugehen.
Daher schliefen wir nun ein wenig aus und machten uns zu einer recht späten Uhrzeit los.
So fuhren wir mit einem Uber zur wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit in Seattle, der Space Needle.
Da direkt neben dieser auch ein Glasausstellung war, entschieden wir uns dazu, zuerst dieses zu besuchen und dann zur Hauptattraktion zu gehen.

In Chihulys „Garden and Glass“ Ausstellung angekommen, wurden wir zuerst von riesigen Eiszapfen begrüßt.
Danach gab es viele farbenfrohe Glaskunstwerke, viele hoch wie der Raum, in allen Farben und Formen die nur mit Glas möglich sind.

Weiter ging es durch viele Räume, jeder mit unterschiedlichen Themen und Farben, jedoch war jedes Stück auf seine eigene Art sehr beeindruckend. Wie erstellt man so etwas? Wie kommt man darauf es so zu erstellen?

Zwei Räume wurden nun durch einen kleinen Gang verbunden dessen Decke aus Glas bestand. Über ihr lagen noch mehr „Muscheln“ welche ihren bunten Schatten auf den Wänden und dem Boden verteilten.

Von Tieren aus Glas, durch einen Glaswald hindurch, ging es Raum für Raum weiter durch die Ausstellung.

Kronleuchter aus Glas, wirklich wunderschön!

Schließlich kamen wir an Schüsseln als mehrfarbigen Glas vorbei, welche milchig durch schienen, fast wie Muscheln, wirkten.

Eines der Highlights war auf jeden Fall eine riesige Glasblume welche an der Decke eines Glashauses, direkt neben der Space Needle, hing.
Schließlich ging die Ausstellung nach draußen, in einen mit Glas bepflanzten Garten. Ob die Tiere hier auch aus Glas waren?

Nach einer kurzen Mittagspause in einer anliegenden Halle machten wir uns schließlich auf zur Weltraumnadel. Diese wurde für die Seattle World Fair 1962 erbaut und ist 184 Meter hoch.

Oben war es kalt und ein wenig nass, ja, wir waren immer noch in der letzten Oktoberhälfte…

Bellevue, wo wir nur einige Tage zuvor waren, konnten wir, knapp vor dem Horizont, erkennen.

Angriff der Riesenspinnen!

Diese Skelette wurden vom Architekten der Twin Towers geplant.

Schließlich wurde es langsam dunkel und wir genossen ein wenig die Zeit auf dem rotierenden Deck. Dieses ist auf der unteren Etage wodurch die Fenster ein wenig vom Regen geschützt waren.

Was wohl hinter dieser Wand rechts ist?

Aha, Sitzplätze!

Da eine Regenfront über Seattle kam, nahmen wir auch hier wieder einen Uber für unsere Heimreise.

Blauäugig hin, Blau-äugig zurück

Achtung, der folgende Text ist etwas anders als die meisten auf diesem Blog, er ist nicht unbedingt für alle Altersgruppen und nur mit starken Nerven gedacht.
Oder für die, die etwas von der raueren Seite einer amerikanischen Großstadt hören wollen.
Wir starten nun gleich nach unserer Busfahrt von Bellevue nach Seattle und machen uns nach unserer Ankunft im Airbnb auf.
Bitte nicht zuhause nachmachen!

In der nächsten Straße nach rechts finden wir unsere Unterkunft. Da dort einige Obdachlose in einem Eingang lagen, machte ich keine Bilder. Neben der Unterkunft lag ein komplett beschädigtes Auto, ein Totalausfall, welchen ich mich nicht zu fotografieren traute.

Nicht jede Stadt ist so sicher wie Weimar. Schön wäre es.
Nicht jede Stadt ist so sicher wie Sendai oder Tokio, das wäre ja noch besser.
Bevor ich nach Seattle kam, habe ich mich auch darauf gefreut endlich meinen Bruder zu sehen, und ich wusste, und weiß, dass das wohl die beste Entscheidung war die ich bisher getroffen habe.
Nicht (nur) wegen der Konferenz, nein, auch durch den heutigen Vorfall.

Mit den wichtigsten Gegenständen im Rucksack und in der Jackentasche, ich mit dem Handy, mein Bruder mit Handy und Kamera bewaffnet, gingen wir nun Richtung Downtown.
Ich habe ihm vorher gesagt, dass er nicht einfach stehen bleiben soll um Bilder zu machen, ungünstiger weise dauert das mit der Kamera auch ein wenig länger. Auch das er sich nicht wie ein Tourist verhalten soll.
In vielen zivilisierten Ländern unserer Welt wäre dies kein Problem, und ja, ich bin definitiv von Japan absolut verwöhnt worden was die Sicherheit angeht.

Aber auch hier auf den Straßen sieht man sofort, das etwas nicht stimmt. Die meisten die man so am Straßenrand verwirrt und orientierungslos umherschwirren sieht, sehen auch genau so aus, wie man sie sich vorstellen würde.
Ich muss sie also nicht näher beschreiben, wer schon einmal am Frankfurter Hauptbahnhof war, hat vielleicht eine klitzekleine Probe gesehen.

Wir holten uns nun also etwas zu essen, der McDonalds liegt direkt auf dem Weg an einer Hauptstraße, das, würde man meinen wäre sicherer.
Am Eingang schon aber sieht man, dass man vorsichtig sein muss, dieser ist fast schon verbarrikadiert, ein Eintreten ist unmöglich, nur bestellen kann man.
Um die Bestellung einfach zu machen, holen wir uns zwei mal das Gleiche, mein Bruder Zahlt mit seiner Karte.
Nicht sonderlich vertrauenserweckend wirkt allerdings die Umgebung, besondere Betonung auch auf den Bewohnern. Diese wirken misstrauisch, fast wie ein Tier im Käfig, es ist ungewiss, ob sie gleich anfangen rumzuschreien oder schlimmeres…

Nachdem wir die Bestellung entgegennahmen liefen wir diese Hauptstraße weiter nach unten und hofften einen Sitzplatz zu finden.
Mein Bruder stoppte um ein Foto auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu machen. Vielleicht von einem Haus, vielleicht von der Gasse, ich weiß es nicht, aber es ist mir auch egal.
Beim weitergehen wurden wir direkt laut von einem Asozialen im gelben Hoodie angesprochen, man solle doch keine Fotos von den Leuten hier machen.
Mein Fehler war, das ich mich umgedreht habe, dadurch das ich ihm Aufmerksamkeit schenkte, wurde er noch lauter und aggressiver.

Diese Situation nutze ein weiterer im Blauen und grauen Hoodie aus und hielt mit seiner Rechten das Kamerahalsband auf mittlerer Höhe fest, glücklicher weise trug mein Bruder sie um den Hals.
Nachdem sie ihn aufforderten ihnen die Kamera zu geben, verhandelte mein Bruder zuerst mit ihnen ihnen diese zu geben nachdem er die sd Karte entfernt hat.
Der Blaugraue hielt in seiner linken, meinem Bruder zugewandten Hand, ein metalgraues Messer mit einer Klingenlänge von ca. 20-25cm.
Dazu machte er bedrohliche Stichbewegungen, dieser Spinner ist komplett unberechenbar.
Der andere im gelben wurde langsam leiser als mein Bruder ihnen zeigte wie er die Bilder, eines nach dem anderen, löschte, der blaugraue, allerdings ließ nicht locker.

Ich versuchte sie mit wiederholtem, ruhigen „relax“ „relax“ zu beruhigen, langsam in einem ruhigen Ton, und bat ihnen an ihnen Geld zu geben.
So stellte ich die zwei Colabecher von McBlöd auf den Boden und holte langsam meine Geldbörse raus.
Ja, das klingt echt blöd von mir, aber in meiner Jackentasche hatte ich kein Bargeld mehr.
Glücklicherweise waren sie allerdings noch mit dem Löschen der Bilder beschäftigt, und so konnte ich an meinen Euronen vorbei, eine Hand voll Dollar aus heraus ziehen.
Es waren vielleicht drei oder vier scheine, alle 20 Dollar oder weniger, mindestens ein Einer. Ich nahm das Geld und steckte sofort die Geldbörse ein, ein Glück, dass meine Ausweise und co. noch da sind.

Damit es wie mehr wirkte, rollte ich sie ein wenig verschoben zusammen, und sagte ihnen weiter, dass sie sich beruhigen sollen, ich hätte Geld.
Währenddessen ist irgendwann ein Dritter gekommen, ich hatte schon gehofft, dass er uns helfen würde, aber ich verstand nicht was er sagte.
Er nahm sich also zu meiner Verwunderung eine der beiden Colabecher und ging wieder.
Zum Glück ließen die beiden anderen „nach“ und einer nahm das Geld, welches ich ihm gut sichtbar entgegenhielt.

Mit leicht erhöhter Schrittgeschwindigkeit liefen wir in die entgegengesetzte Richtung weiter, ich mag mich womöglich ein Mal umgedreht haben, nach zehn Metern aber, erreichten wir die Ecke zu einer anderen, gut befahrenen Straße.
Hinter der Ecke bogen wir kurz ab, gingen aber sofort auf die andere Straßenseite, da genau in dem Moment hinter der Ecke die Straße für Fußgänger überquerbar wurde.
Kurz darauf, der unmittelbaren Gefahr entkommen, verschwand die Kamera sofort in den Rucksack, ich hoffe nicht, dass so etwas je wieder passiert.

Mit abgesenktem Kopf, ohne Pausen und ohne uns groß in der Umgebung umzuschauen, gingen wir weiter, bis wir an einer Art Aussichtsplatform neben einem Fischmarkt einen guten Sitzplatz fanden.
Wir waren nun gut einige hundert Meter von unserem Ausraubpunkt entfernt, man waren wir froh alles überstanden zu haben.
Das Essen war nicht gut, Hunger hatten wir keinen richtigen, wir aßen nicht alles auf.

Bei dieser Aussicht, natürlich mit regelmäßigen Blicken nach hinten, genossen wir unsere hart verteidigte Mahlzeit, oder das was davon übrig blieb.

In dem Moment in dem wir ausgeraubt wurden überlegte ich, die Cola in die Richtung unserer Angreifer zu kippen, das, so dachte ich, wäre aber wohl der größte Fehler, denn ich hätte machen können dachte ich mir eine Millisekunde später.
Sonnst hätte ich noch einen zusammengeklappten Regenschirm in meiner Jacke gehabt, dieser wäre aber nutzlos gewesen.
Da sie mit einer solchen Aggression und einer solchen Furchtlosigkeit ankamen waren sie extrem, extrem schlecht einschätzbar. Die Ausgangssituation, wie sie war, war schon nicht die Beste, hätten wir etwas anderes gemacht, wären wir nur schlechter weg gekommen.
Die Kamera wäre das eine, aber ich will mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wäre meinem Bruder etwas passiert.

Immerhin sahen wir danach auch etwas sehr beruhigendes.

Wir liefen auch schnell am angeblich ältesten Starbucks in Seattle vorbei, allerdings gibt es das Original nicht mehr, und der „erste“ Starbucks ist nur ein späterer für die Touristen, wie wir später erfahren sollten.

Hier ein Bild von: https://www.realchangenews.org/news/2024/07/24/seattle-city-leaders-focus-drug-and-crime-hot-spots
Das X zeigt wo wir freundlich nach ein wenig Geld gefragt wurden. (2th-3rd Pine St.)

Keine Sorge, wir sind wieder heil in unserer Unterkunft angekommen! Während ich mich ein wenig mit Musik entspannt habe und diesen Text schrieb, hat mein Bruder sich ein wenig zur Sicherheitslage in Seattle und vor allem Downtown informiert.
Seattle soll mit zu den sichersten Städten der USA gehören, was zwar erst einmal gut klingt, allerdings nicht wirklich aussagekräftig ist, wenn die Rate der tatsächlich erfassten Verbrechen recht gering ist, und diese dazu noch anders gewertet werden als man erwarten würde.
So ist das was wir heute erfuhren „NUR“ Harassement – Belästigung, aber nicht etwa „Raubüberfall“ oder Raub aus niederen Gründen oder so.
Welche Informationen gab es aber noch im Netz zu finden?
Laut einigen Redditnutzern soll Seattle nicht gefährlicher als andere große Städte sein, bei allen Städten in denen wir aber bisher waren, haben wir NIE auch nur ein Mal ähnliche Erfahrungen machen müssen.
Nicht einmal ansatzweise!
Nun die Wichtigste, rückblickend vorherig notwendigste Erkenntnis allerdings, war eine Karte auf welcher die gefährlicheren Straßen der Stadt markiert waren.
Es gab zwar nur einige verstreute, an der Stelle, an der sich drei rot Markierte Straßenabschnitte kreuzten allerdings, hatten wir ja heute schon das Vergnügen gehabt laut Kriminalstatistik nur „Belästigt“ zu werden.
Aber es beruhigt mich ein wenig das wir an einer rot markierten Straße ausgeraubt wurden, denn das heißt nun für uns, das wir „nur“ jede auf dieser karte rot markierte Straße meiden müssen. Sicher wird der Bogen ein wenig weiter um diese Straße gehen müssen, nur um sicher zu sein.

Ich wünsche mir Japan zurück, immerhin ist mein Bruder hier nicht alleine, und ich ja zum Glück auch nicht.
Die Kreditkarte ist hier zum Bezahlen, das Geld zum ausgeraubt werden.

Nachwort:
Nun, ich hatte noch das ein oder andere Mal über unsere Begegnung der dritten Art nachgedacht und ich will nicht schreiben was ich am liebsten gemacht hätte.
Auch was die Menschen, die das Leben der Anderen weniger schätzen als eine Hand voll Dollar, verdient hätten will ich lieber nicht aufs Papier bringen.
Manchmal hat man ja Pech und was man sich Wünscht geschieht.
Stolz bin ich aber immer noch auf unsere großartige Teamarbeit. Mein Bruder lenkt sie ab, und ich hole schnell ein wenig Bargeld um schlimmeres zu verhindern. Dazu muss ich auch sagen, dass ich noch einiges mehr in der Brieftasche hatte, diese hielt ich aber so, dass man möglichst wenig davon sah.
Ich bin mir auch sicher, dass ein ähnlicher Vorfall, sollte er nicht vermieden werden können, einen ähnlich guten Ausgang haben wird.
Aber ich bin wirklich sehr froh, wie gut wir Seattle-Downtown überstanden haben.

Bellevue

Bellevue ist eine kleinere Stadt östlich von Seattle mit ca 150 Tausend Einwohnern in der wir auf der Ismar 24 waren. Während dieser Woche sahen wir aber auch einiges von der Stadt an sich.

Die Gebäude machen zwar einen recht vernünftigen Eindruck, dafür wirken sie durch die leeren Fußwege wie Kulissen für einen Blockbuster und nicht echt und belebt.

Nicht nur das es teuer ist, nein, warum ist es überhaupt möglich Fett und Zucker in so vielen Geschmacksrichtungen herzustellen?

Ich wusste nicht, dass man Bilder auch nebeneinander legen kann. Aber ja, das Herbstlaub war wirklich einzigartig.

Die unten rechts genannten Broiler Bay Hamburgers sollten wir uns am letzten Tag der Konferenz holen, und es sollte sich wirklich gelohnt haben.

Rein zufällig gingen wir am Hauptsitz von Valve vorbei, einem Unternehmen welches zum Beispiel mit Steam die wohl größte Verkausplattform für Videospiele aller Zeiten hat. Nebenbei arbeiten sie auch an Titeln für die virtuelle Realität.

Interessant war hier auch, dass die Amerikanische Variante von Stuttgart 21 tatsächlich auch noch im Bau ist.

Mülltrennung ist hier wohl fast ein Fremdwort, immerhin weiß man wo der Müll hin geht.

Die Stadt bei Nacht wirkt wie die Stadt bei Tag, nur bei Nacht. Das heißt übersetzt, dass man immer noch ein Auto braucht, das Nacht „leben“ eher auf einzelne Bars beschränkt ist, und es fast keinen gibt der draußen rumläuft. Dabei war es noch nicht so kalt. Also für mich zwar schon, ich war die Kälte ja nicht gewohnt, die anderen aber schon.

In einem recht großen Botanischen Garten in Bellevue gab es viele Pflanzen zu sehen, nachdem die Konferenz vorbei war, war es auch endlich Zeit ein wenig zu entspannen.

Dieser Teil des Botanischen Gartens ist ein japanischer Garten. Halbwegs überzeugend, aber die Bestnote kann ich leider nicht vergeben.

Ich bleibe Kritisch und frage ob der werte Herr Architekt auch wirklich weiß wo Japan auf der Karte zu finden ist, und warum die „Dachziegel“ wie Pappe aussehen.

Es ist ein Frosch.

Ja, die Vielfalt der Pflanzen im Garten war schon sehr beeindruckend, vor allem durch die herbstliche Färbung hat man sich an jeder Ecke über neue Orange, Rot und Gelbtöne freuen können.

Ein wenig später kamen wir an einer amerikanischen Einzelhaussiedlung vorbei und da wir Halloween noch vor uns hatten – ja, ich bin ein wenig zurück geblieben (mit den Beiträgen), waren die Gärten auch dementsprechend geschmückt.

Wow, die Einfahrt ist echt gruselig, und dann noch die drei Garagentore… Ich hoffe doch, dass die wieder abgemacht werden wenn Halloween vorbei ist, das kann man ja keinem antuen.

Es wahr wohl einer der seltensten Anblicke: Gelb gewordene Kastanienblätter.

Unser Weg führte uns zu einem kleinen See, so hatte ich mir Seattle vorgestellt.

Die Reflektion des Lichtes wirkt fast schon so als könnte man es schmecken.

Ja, hier war der Ausblick schon wirklich traumhaft. Und dieser See war nur wenige Fußminuten vom Park entfernt. Das hätte ich nicht gedacht, vor allem, da wir ja schon am Anfang der Woche an diesem Park vorbei gingen.

Nun, so endete unser letzter Tag in Bellevue. Und ich weiß auch heute nicht wie man den Namen der Stadt nun wirklich ausspricht Belle wue ? oder Beluuve? oder Belüwe? Ach wenn es nur einen Computer geben würde der mir das hätte sagen können.

Eine Woche „Helfen“

Als student volunteer an einer Konferenz mitzuhelfen hatte ich mir doch ein wenig anders vorgestellt.
Ursprünglich hoffte ich, dass ich student volunteer sein konnte damit ich mir die extrem hohen Kosten des Konferenztickets sparen konnte und auch etwas vernünftiges zu tun hatte.
Die Aufgaben wurden dann ca. zwei Wochen vorher angegeben und es war den Mithelfern möglich sich in ihren Plan zu packen was sie am meisten interessierte.
Es war angegeben, dass jeder ca. 20 Stunden Arbeiten sollte, und das hatte ich auch vor, ungünstiger weise waren jedoch schon ein Großteil der Aufgaben verteilt als ich die Benachrichtigung bekam das diese verfügbar wären.
Letztendlich bekam ich nur unter 10 Stunden zusammen.
Zum Beispiel musste ich am Montag oder Dienstag beim Aufbau oder bei Fragen zum Aufbau helfen, dies war jedoch schon zu einer Uhrzeit zu der der Aufbau bereits abgeschlossen war.
Ich bekam noch eine andere Schicht zum Abbau der Demo, da verhielt es sich aber leider genau so.

Was hätte ich also sonnst noch machen können? Nun ich habe ab und zu ein wenig am Registrierungsstand geholfen, da war die „Arbeit“ wesentlich interessanter und man musste zum Beispiel Duplikate von Namensschildern finden und heraus nehmen oder die Originale in eine Plastikhülle Stecken.
Trotzdem hat es sich sehr gelohnt, ich hatte ein wenig zu tun und lernte auch andere Freiwillige Helfer kennen.
Zu meiner Überraschung waren es nicht nur Master, sondern auch größtenteils PhD Students dabei welche dazu noch die ein oder andere Veröffentlichung oder Plakate präsentierten.
Auch war ich recht überrascht wie weit teilweise gereist werden musste z.B. Deutschland oder die Türkei oder ist das heutzutage schon fast das gleiche?
Generell war ich sehr überrascht, wie viele Deutsche oder Östereicher ich sehen und hören konnte, mit Sicherheit war Deutsch die zweitmeist gesprochene Sprache auf der Konferenz.

Die Tage gingen für mich schon relativ früh los und so erwachte ich, relativ ungewohnt, um 6 Uhr früh. Danach ging es zum Frühstück, nun war mir klar warum viele Amerikaner mehr als einen Sitzplatz benötigten, und danach zum Bus welcher sich extrem oft verspätete. Am Anfang zahlte ich noch bar, jedoch hatte ich später auch die Chance eine Plastikkarte zum Bezahlen zu kaufen.
Gegen 8 Uhr, manchmal auch fast 9 Uhr erreichten wir dann das Hotel und machten uns auf einen vollen Tag bereit.
Es gab insgesamt irre viele unterschiedliche Paperpräsentationen, Plakate, noch mehr Präsentationen und Technikdemonstrationen.
Jeder Tag war ein wenig anders, jedoch waren meist vier Paperpräsentationen gleichzeitig, davon drei in einem großen Saal nebeneinander, getrennt durch verschiebbare Wände.

Das Gebäude vor der Konferenz

Es gab die unterschiedlichsten Präsentationen zu Bedienungen von Computern mit der Blickrichtung oder in der virtuellen Realität,
einige zur virtuellen „Seekrankheit“ und Bewegung,
Wie man sich in einem großen virtuellen Raum in VR mit seinen eigenen Füßen bewegen kann wenn der eigene Raum viel kleiner ist, und und und.
Einige befassten sich mit dem Sammeln und Analysieren von Daten die in der Virtuellen Welt gespeichert werden, diese haben meiner Meinung nach sehr viel Potential, andere befassten sich mit immersiven Interaktionen mit Museumsgegenständen welche wie bei Disneys „Die Schöne und das Biest“ zum Leben erweckt wurden.
Es war wirklich so viel und so interessantes zu sehen, dass man fast dachte in einem Freizeitpark zu sein, leider waren dann doch so viele Präsentationen, dass man nicht alles aufnehmen und verarbeiten konnte.
Insgesamt gab es wohl pro Präsentation 15 Minuten Zeit, davon 12 für die reine Präsentation und drei um Fragen zu stellen und zu beantworten. Auch die Präsentation meines Bruders war extrem gut, ein wenig zu schnell für meinen Geschmack, aber es gab viele passende Videos und Grafiken.
Das einzige Minus was ich allerdings geben muss ist, wie in der Schule gelernt, dass es kein Handout gab, aber vielleicht wird das noch nachgereicht.

In der Mittagspause hatten wir aber am Montag und Freitag das Pech gehabt, dass es kein Essen auf der Konferenz gab, und so mussten wir uns im Großstadtjungel auf die Jagt nach einem Chipotle (Fastfood Kette) oder Burger aufmachen.
Diese Jagt hat zu Fuß ca. 20 Minuten gebaut, die Städte Amerikas sind ja leider nicht für Menschen sondern für Autos gebaut.
An den Abenden vom Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag aber, gab es wenigstens etwas Buffet oder zumindest einige kleine Snacks zu essen, und mindestens zwei Kostenlose Getränke pro student volunteer.
Auch wenn die Tage recht voll waren, war es wirklich ziemlich spannend und interessant.

Ein wenig Hardware die ihren Weg zur Auktion fand. Obwohl ich ein kostenloses Ticket bekommen hätte wollte ich nicht an der Verlosung Teilnehmen. Die Chance zu gewinnen wäre zu hoch gewesen und ich hätte nicht gewusst wie ich etwas davon hätte transportieren sollen. Außerdem will ich nicht (noch mehr (Spaß)) glücksspielabhängig werden.

Zum Beispiel hatte ich gehofft, dass die Frage der Privatsphäre nach einer Präsentation von neuen Meta AR Brillen als erste kommt, und durch einige anwesende Östereicher wurde ich zum Glück nicht enttäuscht.
Diese Brillen, sie sehen auch aus wie ganz normale Brillen mit einem schwarzen Plastikrand, haben nämlich genug Kameras um die Augen und die Umgebung in extrem hoher Qualität zu erfassen.
Dazu wird dann in Echtzeit ein Model der Umgebung erstellt und auf die Metaserver geschmissen.
Man stelle sich nun vor, dass einige Träger in öffentlichen oder privaten Räumen rumlaufen und alles sofort erfasst und verarbeitet wird. Will man das haben? Darf man das haben?
Warum und wieso sollte man so etwas haben wollen? Und wie würde das rechtlich aussehen? Was wenn ich damit plötzlich in einen Spiegel schaue?
Das wäre nicht nur der gläserne Mensch, nein, es wäre der bereits komplett in einem Datencenter verarbeitete Mensch, und das, ohne überhaupt einen Finger gerühert zu haben.
Tja, so kamen halt direkt Fragen nach der Rechtslage und Privatsspähre auf. Zurecht.

Die Demos waren aber auch ein großen Highlight der Konferenz.
So konnte man zum Beispiel über einem Raster von kleinen Lautsprechern tatsächlich Dichteunterschiede in der Luft, wie ein Lufthauch spüren, und sah durch ein VR Headset auch ein damit verbundenes Datenset.
Dabei hatte man in 3d unterschiedlich gefärbte Punkte in der Luft und merkte auch unterschiedliche „Dichten“ wenn man mit den Fingern durch diese Punkte fasste.
Es ist nicht einfach zu beschreiben, in einer ähnlichen Installation zum Beispiel konnte man einen Virtuellen Wasserhahn bedienen, und dieses Mal fühlte sich die Luft unter dem Wasserhahn wirklich fast so an wie fließendes Wasser.
Ein wenig weiter, an einem anderen Tisch gab es auch einen Handschuh, mit welchem man auch durch das virtuelle Wasser fassen konnte, dieses Mal aber wurde der Handschuh an den Stellen warm, an denen man durch das Wasser fasste.
Dadurch dachte man wirklich das dort warmes Wasser durch die Hand floss, diese Technik fand ich wirklich beeindruckend.

Es gab auch einige Displaytechniken von japanischen Unis welche z.B. versucht haben Schatten auf Objekten zu eliminieren (unter bestimmten Umständen) oder bei einem durchsichtigem AR Display ein dunkleres Schwarz zu bekommen.
Bei dem ersten Thema ist es wirklich recht interessant für Projektorbasierte Systeme, vor allem bei kleineren Gegenständen, denn dort wurde damit experimentiert, dass es einen normalen Projektor gibt und einen etwas angepassten zweiten mit einer anderen Linse.
Der erste ist hierbei für die Details verantwortlich, kann aber Schatten auf das Objekt werfen. Der zweite wirft durch eine ziemlich große Fresnel Linse Licht auf das Objekt wodurch ein Punkt auf der Oberfläche von mehreren Punkten auf der Linse beleuchtet wird (wenn ich mich recht erinnere)
Da sich das Licht der beiden Lichtquellen auf der Oberfläche Addieren und sich die Details und das grobere Bild ergänzen, ist es möglich, dass man die Hand zwischen Objekt und den ersten Projektor hält und trotzdem keinen Schatten auf der Oberfläche sieht.
Lediglich die Details fehlen dann und es ist etwas dunkler – aber kein Schatten.

Die zweite Technik nutzt auch die Addition und Subtraktion, diesmal um dunklere Farbtöne zu generieren. Bei einem durchsichtigen Display, vor allem mit einer weißen Wand dahinter, kann man nur so dunkle Farbe sehen wie die die Farbe der Wand.
Ich bin mir zwar nicht ganz sicher wie dieses Problem gelöst wurde, allerdings gab es wohl extrem schnell blinkende LEDs, und mindestens die Qualität der Farben wurde erhöht.

Ich muss generell sagen, dass ich großes Glück hatte an der Konferenz teilzunehmen und ich könnte sicher noch viel, viel mehr und ausführlicher schreiben. Ich habe zwar kaum helfen können, da so viele Freiwillige Helfer dabei waren, aber konnte so viel sehen und mitbekommen wie ich wollte, und darauf kommt es ja an.
Es war auch sehr interessant mehr über die anderen Student volunteers kennen zu lernen, nicht nur um zu hören was sie so machten, sondern auch was so alles in den eigenen Labors gemacht wurde und wie so die tägliche Arbeit aussieht.

Kulturschock hier, Kulturschock da

Ja, auch ich habe das Gefühl, dass ich bisher ein wenig zu inflationär mit dem Begriff des Kulturshocks umgegangen bin.
Diesmal ist es aber ein mächtig gewaltiger.
Nebenbei hatte ich heute auch meine weiteste Zeitreise überhaupt, ungefähr Sieben Stunden reiste ich zurück, und so erreichte ich Seattle noch bevor ich Tokyo überhaupt verließ.
Wie das geht? Keine Ahnung, aber das Flugzeug hat laut wrrrrrrrr gemacht, vielleicht hat das etwas damit zu tun. Aber vielleicht hat das wrrrrrrrr das Flugzeug auch zum schweben gebracht?

Der Flug war erstaunlich Ereignislos, zumindest habe ich relativ viele Filme gesehen. Darunter auch „Die üblichen Verdächtigen“ oder auch „The Sixth Sense“ beim letzteren jedoch wurden kurz vor Ende die Monitore ausgestellt und es war an der Zeit „tief und fest“ zu schlafen.

Zuerst viel nach einem langen Flug auf, wie locker die Stadt besiedelt war und wie groß die Grundstücke, viele davon für Einfamilienhäuser ausfielen.
Das hätte es in Japan nicht gegeben!
Der Flughafen wirkte auch auf den ersten Blick sehr anständig und sauber, nachdem aber der passportcheck vollendet war, kam man in eine kleine Halle welche teils noch bebaut oder restauriert wurde?
Immerhin waren die Mitarbeiter freundlich, die Temperatur allerdings, hatte spürbar abgenommen und auch die Leute wirkten sehr anders als man es nun vielleicht aus Japan gewohnt war.
Ich suchte einige Zeit nach einer Möglichkeit meine Euronen in Dollonen umzutauschen, 200 Euronen verwandelten sich so in ca. 180 Dollonen. Ja, die Gebühr war schon nicht ohne.
Viel direkter, die formelle Höflichkeit wurde nun zu einer freundlicheren, persönlicheren Höflichkeit. Ganz daran gewöhnt habe ich mich allerdings nicht.
Interessanter weise allerdings, viel es mir fast schon ein wenig schwer mit meinem Koffer auf der rechten Seite zu laufen. Nicht weil das eine Rad ein wenig abbremst, obwohl es auch das tut und immer wegsteuert, nein, weil es sich in Japan so gehört.
Den beinahe Kollisionen in Schrittgeschwindigkeit ausweichend, bahnte ich mir den Weg nach draußen.
Huii, jetzt ist es aber kalt. Und alle tragen Hoodies oder Regenjacken. Auch die Gesichter wirken teils gefährlicher, ich schaue lieber nicht in die Augen, man weiß ja, in den USA ist es mit den Waffengesetzen ein wenig freier als in Deutschland oder Japan.
Außerdem ist das soziale Gefüge ein anderes, vielleicht hätte man auf einer unbeschrifteten Skala zuerst Japan, dann Deutschland, und nun schließlich die USA. Was allerdings an der Achse dran steht, ist eine Aufgabe für den Leser.

Man sieht, ich habe keine Bilder vom Außenbereich des Flughafens. Nun ich habe mich dort ganz einfach nicht sicher gefühlt Fotos zu machen. Die Menschen dunkel gekleidet, grimmige Gesichter, irgendwo am Flughafengebäude ein Schild mit „Safe space“ – Na, wenn man den Leuten das erst sagen muss, dann fühle ich mich gleich viel sicherer.

Mit Müh und Not erreichte ich noch meinen Bus (Ich hatte keine mobilen Daten, die e-Sim aus Japan war noch drin, und meine deutsche wollte ich nicht austauschen), ja, ich nahm den ÖPNV in den USA. Eine Ansammlung an Reisenden, „Normalos“, und etwas verloren wirkenden Gestalten betraten während der ca. 40 Minütigen Fahrt den Bus und verließen ihn zum Glück auch wieder.
Mann, ich war noch nie so froh, dass es eine Kameraüberwachung gibt und der Busfahrer offensichtlich weiß wie er die Fahrgäste zu handhaben hat.
Ob ich hier noch einmal mit dem Bus fahren will, werde ich mir ganz genau überlegen.
Auch wurde ich direkt von einem Angesprochen der zeitgleich sein mitgebrachtes Hühnchen im Bus „aß“, er meinte so viel wie „Die Amerikaner sind scheiße“ und „Die Europäer sind super“ oder „nett“, ja in recht gutem Deutsch sogar.
Da wünscht man sich fast schon wieder die höflichen Kommunikationsformen in Japan zurück, nein, nicht nur fast. Es macht ja eigentlich viel Spaß höflich zu sein, man merkt wohl immer erst zu spät was man hatte und wie es sonst so sein kann.

Trotzdem kam ich gut an meiner Unterkunft an, die Herbstblätter sind sehr faszinierend, was meine Sicherheitsbedenken angeht, hoffe ich, dass das alles mit der Ankunft meines Bruders in Ordnung kommen wird.

(Den oberen Text habe ich so direkt nach meiner Ankunft geschrieben)

Ich holte mir am Abend noch einen viel zu überteuerten Wrap nebenan, am nächsten Morgen gab es den traurigsten Chickenburger den ich in meinem Leben je gesehen habe. Nachdem ich mein Immunsystem wieder einmal kräftig herausgefordert hatte wartete ich in der Lobby, da ich nun nur einen Bus nehmen müsste um meinen Bruder zu treffen und in ein besseres Hotel zu gehen.

Ich erreichte die Unterkunft ohne Probleme, ich hatte mir alle nötigen Busrouten angeschaut. Es gab ja dieses Mal nur eine. Um die Fahrt zu bezahlen nutzte ich Bargeld welches ich in der vorherigen Unterkunft in Kleingeld tauschte. Dies ist nötig, da man kein Rückgeld vom Bus bekommt.

Man sieht, in der neuen Unterkunft gibt es nur die wichtigsten Zeitzonen.

Wir gönnten uns am ersten Abend wirklich leckere Burger, den Rest der Zeit nutzen wir um uns von unseren Erlebnissen zu erzählen. Ich hatte viel zu berichten, durch die Blogs allerdings konnte ich nur zusätzliche Infos und kleinere Geschichten erzählen. Es war wirklich eine große Freude sich am anderen Ende der Welt wieder zu treffen.