Wie es leider so ist, hat man im Leben nicht immer Glück mit dem Wetter.
So regnete es am zweiten Reisetag zwar den ganzen Tag, immerhin aber nicht so doll wie in Weimar, und ja, auch deutlich wärmer war es.
Einige kleine Reiseziele auf der Liste hatten sich gesammelt, und so fuhren wir direkt zu Shibuya Crossing, der wohl berühmtesten Kreuzung Tokyos.
Warum sollte eine Kreuzung berühmt sein? Nun an dieser kommen täglich bis zu 250.000 Menschen vorbei und im kompletten Chaos wimmelt es nur so von Menschen, welche ganz genau wissen, dass sie alle auf die andere Seite wollen.
Dadurch, dass der Bahnhof direkt an dieser Kreuzung liegt, ist immer für einen neuen Strom an Menschen gesorgt, welche belustigte Zuschauer aus dem Starbucks, wie einem Naturschauspiel mit tausenden von Fischen zuschauen.
Von unten, also auf der Straße, war die Ansicht jedoch eher ernüchternd, ich war mir anfangs nicht mal sicher, ob wir hier wirklich am sagenumwobenen Shibuya Crossing stehen sollten.
Aber es gab für alle etwas, und so konnten wir immerhin die hochhaushohe Werbung an den Hochhäusern bestaunen, zum Kaufen allerdings, hat sie uns nicht ermutigt.
Auch, und auf den Straßen sahen wir Gokart Fahrer, ja, mitten im Verkehr. Wir hätten uns das nicht getraut, bei einer so kleinen Karre ist es ja einfacher unter die Räder zu kommen als beim auf der Straße liegen.

Es ist immer sehr interessant mit Begleitung zu reisen die wissen das man ein Haus von unten nach oben zu bauen hat. So hörte ich während der Reise oft:

„Guck mal da!“

„Was haben die denn da gemacht?!“

„Das würde bei uns nicht gehen, ich kenne ja die Vorschriften!“

„Bei dem Mindestabstand schauen die ja direkt zum Nachbarn“

„Haben die keinen Flächennutzungsplan?!“

„Gibt es hier keinen Brandschutz?“

Und auch einer meiner Favoriten:

„Was ist das denn da?“ den ich nur mit „Keine Ahnung, woher soll ich das wissen?“ beantworten kann. Diese Antwort durfte ich häufiger verwenden als mir lieb ist.

Richtung Yoyogi Park gab es aber immerhin viele interessante Gebäude zu sehen, kurz vor dem Park allerdings, war wohl das Highlight unseres Spaziergangs.
Das Kokuritsu Yoyogi Kyogijo ist eine Mehrzweckhalle welche vom Architekten Kenzo Tange geplant und von 1963 – 1964 gebaut wurde, und selbst in dem James Bond Film „Man lebt nur zweimal“ zu sehen war. Der Film ist sehr empfehlenswert, unter anderem sieht man auch den damaligen Tokyo Tower, welcher sich zwar nicht sonderlich verändert hat, allerdings sind die Häuser der Umgebung deutlich gewachsen.

Wir gingen nun einen langen Weg durch den Park gingen und sahen unter anderem reichlich Sake Fässer. Die dazugehörigen Brauereien unterstützten wohl den Kaiser finanziell.

Schließlich erreichten wir den Meiji-Jingu-Schrein. Dieser sieht zwar sehr historisch aus, wurde allerdings erst 1920 gebaut nachdem der Tenno Meji 1912 gestorben ist. Dazu wurde er nach der Zerstörung im zweiten Weltkrieg erst 1958 wieder errichtet.
Im regnerischen Wetter war es fast schon etwas zu schade diesen Schrein zu sehen, vielleicht sollten wir später noch einen Besuch bei gutem Wetter gemacht haben?
Trotz des Nieselregens, war die Stimmung sehr entspannt und gespannt, nämlich auf eine Hochzeit, welche sehr traditionell abgehalten wurde. Dabei waren alle Beteiligten traditionell im Kimono gekleidet und die Prieser trugen sehr interessante Hüte.
Die Braut hatte wohl den schönsten Kimono, wie sonst hätte man sie erkennen sollen? Zusammen gingen sie im Regen, mit Regenschirmen begleitet, in den Hauptraum des Tempels, welchen wir allerdings nicht betreten konnten.
Fotografieren war zu all dem auch noch verboten.

Zeitgleich wurde in einem Nebenhaus wohl Zeremonien ähnlich der Taufen gemacht, dort lief eine Mutter mit ihren zwei kleinen Kindern, alle in den schönsten Kimonos gekleidet, und ließ sich von ihrem Mann fotografieren.

Auf dem weiteren Weg dann, kamen wir zufälligerweise an einem Bogenschützenklub vorbei und lernten, nur durchs Zuschauen, die alte japanische Kunst präziser zu schießen als Robin Hood.
Diesen Park verlassend, machten wir uns zum nächsten, dem Shinjuku Gyoen Park auf.

Ungünstiger weise, (Ich war Navigator, ratet mal wer Schuld hat), war das U-bahnnetz des Bahnhofs Shinjuku nur etwas unübersichtlich.
Und so irrten wir zuerst wie die Geister um einen Ausgang zu finden an welchem wir die Suica Karten nutzen konnten. Das dieser Ausgang aber eigentlich ein Eingang war,
natürlich um zu irgendwelchen anderen Linien zu kommen, die uns eigentlich überhaupt nicht interessierten, merkten wir erst, als wir doch irgendwie gefangen waren und uns die kleinen Türen nicht durchlassen wollten.
So mussten wir pro Person ungefähr 160 Yen Zahlen, ca. 1 Euro, damit wir diesen Bahnhof verlassen konnten. Und das zusätzlich zur schon abgerechneten Fahrtengebühr.
Glücklicherweise waren wir nun aber frei, oder etwa doch nicht? Nein, trotzdem waren die Wege absolut unübersichtlich und mein gps war leider dadurch, das wir noch „im Keller“ waren, nicht zu gebebrauchen.
Und so gingen wir die Gänge lang, einer länger als der andere, alle geputzt, als wären sie abgeleckt worden, und folgten den gelben Markierungen, hinter welchen wir einen Ausgang erhofften (Auf ihnen stand „Exit“).

Symbolbild „Wahrscheinlich rutschiger Eingang“

Wir hatten Glück und fanden doch noch eine Rolltreppe welche es uns ermöglichte wieder das Tageslicht entgegenzunehmen, und so waren wir nun endlich aus dem Labyrinth entkommen.
Dummerweise nur auf der falschen Seite des Bahnhofs.
Aber immerhin konnten wir ein wenig durch das doch sehr interessante Finanz und Verwaltungsdistrikt Shinjukus gehen.

Im Schutze der Nacht kamen wir dann noch an einem sehr leckeren Izakaya vorbei, einem eher traditioneller wirkendem japanischen Restaurant, in welchem man auf dem Boden zu sitzen scheint.
Durch eine Geschickte Illusion wirkt es doch nur so, unter dem Tisch ist ein tieferer Boden und dort können die Beine Platz finden und man sitzt eher wie auf einem Stuhl.

Ist nicht das was ich darüber beschrieben habe, gut erkannt, ist die Wand.

Schließlich, ja tatsächlich, der Tag war noch nicht zu ende, gingen wir durch das angrenzenden Ginza Viertel, einem der teuersten Viertel in ganz Tokio.