Der Tag war recht warm und schon gegen morgen schien die Sonne welche es mir schwer machte noch länger weiter zu schlafen. Wir wollten uns heute die Überreste des Palastes und auch das Schloss anschauen. Leider wurde entschieden, dass der Weg zum ehemaligen Kaiserpalast zu Fuß zurückgelegt werden sollte.
Warum leider? Nun der Ehrgeiz war immer noch da möglichst viel von der Stadt zu sehen, leider ging das schlecht wenn man zu Fuß durch diese geht.
Klingt zwar paradox, ist aber so, denn was mich nun hier interessiert sind die Gärten und Tempel, das normale Leben und die normalen Häuser hatte ich ja nun schon häufig genug gesehen.
Meine Gäste allerdings sahen die Situation ein wenig anders, und so blieb mir nichts anderes übrig, als mit ihnen durch die doch schon sengende Hitze zu gehen.

Der Weg bis zum Tempel war relativ lang, wir sahen aber trotzdem einige Tempelanlagen auf dem Weg, da Kyoto ja eine extreme Dichte an Tempeln hat. Es waren nur halt nur nicht DIE Tempel wegen welcher man nach Kyoto reist.
Gelohnt hat sich der Fußmarsch dennoch, auch wenn wir neben einer Buchhandlung ca. 30-40 Minuten warten mussten bis einige höchstwichtige Bände alter japanischer Holzdruckbücher gekauft waren.
Klingt sehr spaßig, war es zum Glück in der Sonne auch. Ganz besonders, da man das Palastgelände schon riechen und fast schon anfassen konnte.

Am Palastgelände angekommen, liefen wir einige Zeit an einer inneren Mauer lang, bis wir an der Ecke dieser ankamen. Was mit dem Rest der Regierungsgebäude auf diesem Gelände passiert war kann ich euch auch grob sagen. Nachdem der Regierungssitz nach Edo, äh, nun Tokyo verlegt wurde, wurde entweder als Machtdemonstration, oder als Verschiebung des Machtzentrums, der Rest des Regierungsviertel bis auf den Palast selber abgerissen.
Die Gebäude würden ja auch nicht mehr benutzt werden, denn in Tokyo ist es ja sowieso viel schöner und so.
Ich weiß nicht wie weit wir gelaufen sind, aber das Gelände ist wirklich groß!

Im inneren gab es sehr schöne Tempelgebäude zu sehen, diese allerdings wurden von sehr steril wirkendem Schotter umgeben. Hätte ich nicht gewusst, dass es das Innere eines Palastes ist, hätte ich es auch mit einem Parkplatz verwechseln können.
Es war uns sogar möglich ins „Wohnzimmer“ des damaligen Kaisers zu schauen. Wo kann man das schon machen? Heutzutage geht es ja nicht einmal bei „normalen“ Menschen, das man klopft und fragt sich das Wohnzimmer anschauen zu dürfen. Da wird man dann selbst immer wie ein Spinner angeschaut…

Am inneren Garten des Palastes angekommen, beobachteten wir länger einen Reiher, wie er von einem Stein zum anderen Sprang und nach Fischen Ausschau hielt. Plötzlich sprang er kopfüber ins Wasser, statt einem Majestätischen Sprung allerdings, wurden wir mit einem Platsch überrascht, welcher eher spontan wirkte.
Außer uns hat leider keiner so herzlich über das Naturschauspiel gelacht, vielleicht verstanden die anderen Besucher keinen Slapstickhumor.

In der Mittagshitze machten wir uns auf dem Weg zum nächsten Punkt unserer Tour, auch diesmal wieder durch die Kraft unserer Beine bewegt.
Es war nicht leicht etwas zum Essen zu finden, und manchmal hat man auch einfach Pech. Wir liefen also mit hungrigem Magen weiter und weiter und weiter.
Schließlich kamen wir am Honmaru-goten Palast an, und machten uns daran in dem Cafe etwas zum Essen zu finden. Wir hatten Pech. Zumindest was Essen angeht welches man zum Mittag essen würde.
Eis gab es allerdings, und auch etwas grüne Glibber, wahrscheinlich was mit macha. Ich entschied mich für Eis. Zu meiner Überraschung war es das goldenste Eis welches ich jemals gegessen hatte, denn als Zutat zählte hier auch Blattgold.
Wer darauf kam Blattgold auf ein Eis zu legen kann ich nicht mal vermuten, allerdings war der Grund dafür der, dass ein Großteil des Gebäudes im inneren damit verziert war.
fast alle Wände waren mit Blattgold ausgeschmückt, dazu kamen auch noch Tiere die hier teils heimisch waren und teils auch nicht.
Das die Tiger hier zum Beispiel nicht heimisch waren, sah man daran, dass diese Tiere komplett komisch und unnatürlich aussahen.
Denn die Künstler selbst haben in ihrem Leben noch nie einen Tiger gesehen, und nur aus Erzählungen von diesen Fabelwesen gehört. Tja, so sahen sie auch aus.
Fotografieren war wohl im inneren verboten, ich habe nämlich kein einziges Bild vom Innenraum gefunden.
Aber wir gingen ein Mal durch alle Gänge dieser nach hinten hin versetzten Gebäude und liefen ein Mal um alle Räume herum. Unter dem Boden waren dabei auch Glöckchen angebracht, welche bei der Bewegung im Gang fast so klangen wie Vögel.

Kurz bevor die Sonne unterging machten wir uns noch zum Fushimi Inari Schrein auf. Der Schrein an sich ist nicht wirklich so besonders, denn ähnliche haben wir auch in Kyoto schon gesehen. Aber wie ich euch kenne, habt ihr auch schon im Fernsehen von diesem Schrein gehört.
Denn er besitz eine unglaubliche Menge an Toori durch welche man hindurch laufen kann wenn man die Zeit und Geduld dafür hat.
Für uns, welche nichts zum Mittag hatten, war beides ein wenig rar, dennoch motivierte ich die Gruppe zu einer kleinen Wanderung indem ich zielstrebig voranging.
Ach ja, das war schon toll. Überall Touristen die Fotos machen wollten und man selbst muss erst mal ewig warten um auch freie Bahn zu bekommen.

Die Ansehnlichkeit der Toori nimmt stark mit dem Sonnenlicht ab.

Für die Aussicht über Kyoto allerdings hat sich auch hier die Anstrengung gelohnt, endlich konnte man auch mal im Dunkeln die Stadt sehen.
Den angeblich 30 Minütigen Rundgang auf der Bergspitze machten wir dann nicht mehr, zu viele Warnsignale hatten wir bis dahin von unseren Mägen erhalten, wir brauchten erst einmal eine Tankstelle für Menschen.
Diese fanden wir beim hinabgehen schließlich und wir sind uns einig, dass dies wohl das bisher beste Essen in Japan gewesen ist.