Nachdem ich mir den Sonntag nahm um einfach einmal nichts zu tun (außerdem regnete es ein wenig), war es nun an der Zeit zu endscheiden was am Montag getan werden sollte.

Dieser ist heute nämlich ein Feiertag der 海の日- Umi no hi – (海 – Umi – Ozean) – (日 – Hi -Tag), also quasi der Tag des Meeres bzw. Wortwörtlich der Tag des Ozeans. Es wäre sehr naheliegend an einem Feiertag nichts zu tun, jedoch ist der Montag in Deutschland kein Feiertag. Da ich ja nun Deutscher bin, musste ich mein Schwarz und Weiß denken ablegen und kam nach einer kurzen Anstrengung meiner grauen Zellen dazu, dass ich zuerst in die Uni gehe bis ich ein kleines aber feines Problem gelöst hatte und mich danach auf zum Ozean machen würde.
Glücklicherweise hatte ich innerhalb einer Stunde meine Arbeit an der Uni erledigt und machte mich auf zur See. Oder erst einmal nur zum Strand, das soll aber heute auch reichen.

Während der Busfahrt gab es folgende Ansicht auf eine erhöhte Schutzplattform welche eine sichere Zuflucht vor den hohen Wellen eines Tsunamis bieten soll.

Zauberer verboten!

Es gibt viele bekannte Bergsteiger in dieser Welt. Zum Beispiel Reinhold Messner, welcher ohne Zunahme von zusätzlichem Sauerstoff 1978 mit Peter Habeler die Spitze des Mount Everest erreichte. Oder auch Ueli Steck, welcher alleine und ohne Sicherungen einen Berg nach dem anderen hoch rannte. Nun ich will ja nicht angeben, aber ich bin ziemlich sicher, dass die beiden in ihrer langen Laufbahn nicht erreichen konnten was ich nun heute geschafft hatte.
Meine heutige Errungenschaft verlangte eine Anstrengung sondergleichen, ein unvorstellbar hartes mentales Training und einen Körper geschmiedet in den siedenden Temperaturen des Sommers. Ich bin mir sogar relativ sicher das selbst Herkules diese Aufgabe nicht bekommen hat (weil sie nämlich viel zu schwer gewesen wäre).
Von rede ich bitte? Nun hier in Sendai an der Küste gibt es einen ganz besonderen Berg Japans. Den kleinsten Berg Japans. Der Mount Hiyori (日和山) 日 – Hi – Tag, 和 – Wa – Summe, 山 – Yama – Berg, wobei 日和 – Biyori – Wetter heißen soll (Google Translate), war einst der kleinste Berg Japans mit 6 Metern, bis er als Mount Tenpo (5m) in Osaka anerkannt wurde auf den zweiten Platz kam.
Nachdem der Tsunami die Stadt Sendai im Jahr 2011 traf wurde neben vielen Gebäuden und Leben auch dieser Berg zerstört. Er wurde aber 2014 wieder offiziell gemessen und kam nun mit einer Höhe von 3 Metern auf den ersten Platz.
Nun habe ich diesen ganz besonderen Berg innerhalb weniger Sekunden erklimmen können. Ohne Haken und Seile, ohne Sicherungen, ohne Sauerstoff und ohne Hilfe. – Ich höre schon die Lieder die die Nachfolgenden Generationen von mir singen werden um diese Errungenschaft zu feiern.

Während der Beschreibung des Berges gibt es mehrere Warnhinweise welche trotz den extremen Bedingungen für Sicherheit sorgen sollen. Ob dies überhaupt für einen Normalsterblichen (mich ausgeschlossen) möglich ist wage ich mal zu bezweifeln.

Ein schwindelerregender Blick der Gipfelspitze.

Legosteine, fast groß genug um einen selber zu verstecken.

Als ich nun am Strand ankam, da fühlte sich der Tag gleich wirklich wie ein reiner Urlaubstag. Der Himmel war blau, der Wind wehte ein wenig kühle und salzige Luft um die Wärme der Sonne ein wenig in der Umgebung zu verteilen und am Strand sammelten sich die Muschel an die darauf warteten eingesammelt zu werden. Einige Familien machten Ausflüge mit ihren Kindern, einige fuhren Fahrrad und wieder andere Angelten oder versuchten mit ihren Surfboards die Wellenanzuschneiden.
Der Strand eher ein wenig grau als gelb, das Wasser blau, das Treibholz hellbraun und die Betonmauer die Sendai vor Godzilla, äh, einem Tsunami schützen soll grau.

Es war eine überraschend große Anzahl an Muscheln am Strand von welchen mir einige gefallen haben. Zusätzlich konnte ich mir einen Bambusstock als Wanderstock aussuchen und mich auf eine kleine Strandwanderung machen. Neben den unterschiedlichsten Muschelsorten von welchen einige ein wenig ungesund aussahen gab es zusätzlich auch die Exoskelette von mittelgroßen Krabben zu bestaunen.

Mir ist nicht aufgefallen wie lange ich schon nicht mehr am Meer war und barfuß durch den Sand gelaufen bin. Bei meinem 3km langen Spaziergang sind doch einige Erinnerungen an die längst vergangenen Urlaube auf Hiddensee eingefallen die doch meinen Sommer immer sehr positiv geprägt haben. Sogar in dem Jahr in dem ich mir beim Herunterfallen von einem Heuballen meinen Arm gebrochen habe. Ach das war schon toll. Zum Glück gab es hier keine Heuballen.

An der linken Seite des Horizontes war es sogar möglich Einige Inseln Der Bucht Matsushimas zu erkennen.

Zur Feier des Tages habe ich mir dann am Abend dieses Tolle Gericht für 1900 Yen gegönnt. Ich weiß leider nicht wie es heißt da ich ursprünglich etwas anderes nehmen wollte. Dies war aber schon aufgegessen, daher nahm ich diese doch sehr leckere Alternative die ich nur jedem empfehlen kann.