Nachdem ich dachte mich schon ein wenig an das Leben in Japan gewöhnt zu haben, so merkte ich heute, wie anders Hiroshima doch ist. Während ich zuvor kaum Ausländer aus westlichen Ländern gesehen habe, tut man sich hier schwer eine Straße zu finden in der sie sich nicht finden lassen. 広島 – ひろしま – Hiroshima – (広 – ひろ – Hiro – breit, 島 – しま – shima – Insel) bedeutet wortwörtlich übersetzt „Breite Insel“. Im japanischen auch… Ich wachte heute so gegen 8 Uhr auf, was vor allem für mich sehr ungewöhnlich ist. Nachdem ich überlegte noch ein wenig weiter zu schlafen, überzeugte ich mich doch, die „Kälte“ des „Morgens“ zu nutzen um die Stadt zu erkunden. Das bisschen Japan was ich bisher gesehen hatte, hatte entweder weniger Werbeschilder, oder ich habe mich an die kleine Menge in Sendai bereits gewöhnt und nehme sie nicht mehr als „ungewohnt“ wahr. Meine Unterkunft hatte ich strategisch ausgewählt indem ich Kosten, sowie Distanz zum Friedenspark so gering wie möglich hielt. Ja, ähnlich wie in Kawaguchiko hatte ich schnarchende Nachbarn, diesmal war es aber auch mir möglich zu schnarc, äh schlafen natürlich. Trotz der frühen Stunde war die Temperatur sicher so um die 30 Grad und ich hatte Glück, dass die Kaufstraße welche ich entlang ging, überdacht war. Wer hätte denken können, das es vier Grad südlicher auch ein wenig wärmer sein würde?
Monument to Tamiki Hara ————- Denkmal an Takimi Hara Engraved in stone long ago, ———- Vor langer Zeit in Stein gemeißelt, Lost in the shifting sand, ————— Im sich bewegenden Sand verloren, in the midst of a crumbling world, — inmitten einer zerfallenden Welt, The vision of one Flower. ————- Die Vision einer Blume. Tamiki Hara —————————— Tamiki Hara
Das erste Mal, das ich die Atombomben-Kuppel (A-bomb Dome) erblickte, ging ich an einem kleinen Friedhof vorbei. Zuerst erblickte ich die Rückseite, hinter welcher dann der Fluss die Kuppel vom Friedenspark trennte. Das Gebäude auf den Bildern zu sehen ist das eine, tatsächlich aber davor zu stehen ist etwas anderes. Schon jetzt habe ich einen Klos im Hals und die Tränendrüsen fangen an zu arbeiten. Die Trümmer sind nicht nur von einem überwachten Zaun umgeben, nein, man hat eine schöne Parkanlage drum herum errichtet welche neben einem kleinen Brunnen auch viele in Stein gemeißelte Gedenkschriften enthält.
Am 6. August 1945 um 8:15 Uhr warfen die Amerikaner, während der letzten Tage des Pazifikkrieges im zweiten Weltkrieg, die erste Atombombe überhaupt, auf Hiroshima ab. Little Boy, abgeworfen von dem Flugzeug Enola Gay fiel 43 Sekunden bevor sie 600 Meter über Hiroshima und 167 Meter von der Aoi Brücke entfernt das Leben von Millionen und mehr Menschen für immer verändern würde. Das Fundament des Gebäudes wurde größtenteils vertikal belastet, wodurch ein Großteil dieses, die vernichtende Schockwelle der Bombe überstehen konnte. Durch all die aufwendigen Restaurationsarbeiten steht es auch heute noch in dem gleichen Zustand wie unmittelbar nach der Explosion. Zu sehen wie dieses Gebäude der Kraft einer Atomexplosion standhalten konnte, während ein überwiegender Großteil der Stadt unwiederbringlich vernichtet wurde ist wirklich unglaublich, unfassbar und man vermag es nicht sich diese Zerstörung vorzustellen.
Eine Ansicht der anderen Flussseite
Ich selbst kann kaum fassen, dass ich hier wirklich in Japan bin. Geschweige denn in Hiroshima. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich hier einmal sein würde und den A-bomb Dome mit meinen eigenen Augen sehen würde.
Von diesem Führt eine direkte Linie über den Fluss, auf die andere Seite, über die Flamme des Friedens zum Kenotaph (Scheingrab) für die Opfer der Atombombe hinter welchem das Friedensmuseum erscheint. Zu sehen ist zu glauben. So sah ich nun, gehalten von zwei steinernen Händen, die Flamme des Friedens, welche seit dem 1. August 1964 brennen wird, bis sie mit der Vernichtung der letzten Atombombe erlischen wird. Wie weit dieser Tag noch in der Zukunft liegt fragt man sich, ob die Gasreserven der Welt dafür ausreichen werden?
Die Stadt hatte vor dem 6. August ungefähr 255.000 Einwohner. Im Friedensmuseum erfährt man von persöhnlichen Schicksalen, von Kindern, Eltern, Älteren, zukünfitgen Generationen und vor allem von Unbeteiligten, deren Leben, sollten sie es fortführen dürfen, nie wieder normal sein würde. Die Ausstellung fängt mit dem Abwurf der Atombombe an einem runden Projektionstisch an. Um dieses herum verteilt steht eine Schulklasse, die nächste betritt gerade den Raum. Die Kamera folgt der Bombe in die Tiefe, und nachdem der runde Tisch in einen dichten Rauch gehüllt wurde, sieht man statt der vorher bunten Karte, nur noch eine schwarz weiße Übersicht auf welcher sämtliche Hausdächer fehlen und durch Schutt, Asche und Geröll verdrängt wurden. Je weiter ich durch die Ausstellung gehe, desto schwerer wird die Luft, Bilder der Opfer, gezeichnet und Fotografisch, füllen die Wände aus, der Schmerz wird größer und größer. Von den Menschen im Zentrum fehlt jede Spur, dafür wird das Leid, nach außen gehend größer und größer. Die Zeichnungen im inneren zeigen zu Kohle verbrannte Menschen, die folgenden Bilder zeigen mit Menschen überfüllte Flüsse, sodass das Wasser dieses, nicht mehr wahrzunehmen ist.
Ich will die dort vermittelte Grausamkeit nicht noch weiter beschreiben, es ist eine Ausstellung über ein wichtiges Ereignis, was jedem Besucher den Magen umdrehen sollte.
Nachdem der Atomschlag mehr als 80% der Stadt zerstörte, machte sich der radioaktive, schwarze Regen, welcher aus der Asche ebendieser bestand, über die Überlebenden her.
Ich würde mit meiner Beschreibung der Ausstellung dieser nicht gerecht werden. Daher werde ich das auch nicht weiter probieren. Das Friedensmuseum ist eine absolute Empfehlung, sehr ergreifend, sehr lehrreich und sehr anschaulich.
Schatten.
Der schwarze Regen.
Sicht auf die Aoi Brücke vor dem Atomic Dome
„The City Auditorium Changed to a Pool of Blood (oben) (1953) „The Tenmagawa River as a River of Fire“ (unten) (1954)
In Deutschland sind Verspätungen und Zugausfälle nichts neues, es gleicht eher einem Wunder, wenn der tatsächlich einmal pünktlich ankommt, abfährt und auch sein Ziel pünktlich erreicht. Ich staunte also nicht schlecht als ich am heutigen Morgen am Bahnhof ankam und sehen musste, wie dieser vor dem Eingang zu den Shinkansen etwas überfüllt war. Komisch, kann mir aber egal sein, ich will ja nur 1100km nach Hiroshima. Ungewöhnlich auch, dass die Schlange zum Ticketverkauf etwas länger ist als beim letzten Mal, heute stehen sogar die Menschen sogar auf dem Gang. Mir nicht viel dabei denkend stellte ich mich also hinten an und wartete. Im Ticketverkaufsraum angekommen viel mir auf, wie die Informationstafeln der Züge keine Informationen, dafür aber einen Text auf japanisch anzeigten. Zwei funktionierende Bildschirme an der Seite des Raumes allerdings, zeigten Informationen über zur jetzigen Zeit abgefahrenen Züge an. Ja, irgendwie wirkt es ja jetzt doch ein wenig merkwürdig, ich wollte doch nach Hiroshima, dafür muss ich aber zuerst nach Tokio. Und um nach Tokio zu kommen, muss ich in einen Shinkansen einsteigen, denn nur so schaffe ich es die enorme Distanz in einer akzeptablen Zeit zurück zu legen. Während ich warte sah ich, wie verschiedene Mitarbeiter die Tickets ihrer Gäste entgegennahmen und durch andere austauschten. Komisch, was könnte das nur bedeuten? Ich überlegte nun, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre mich an einen Ticketautomaten zu stellen, allerdings war es rückblickend doch sehr richtig in der Schlange zu stehen.
Nun endlich am Schalter angekommen wurde ich zuerst gefragt, ob ich einen JR Pass hätte. Dieser würde mir erlauben für 50.000 Yen alle Züge in einer Zeitspanne von Sieben Tagen zu nehmen. Vorausgesetzt ich hätte den richtigen Aufenthaltsstatus (unter 90 Tage). Wer den ersten Eintrag mitgelesen hat, der wird festgestellt haben, dass dieser schon mehr als 90 Tage zurückliegt. Etwas Schade, kann man aber nicht ändern. Nachdem ich mein Ziel angegeben hatte, wurde mir eine langsamere Ersatzroute vorgeschlagen welche statt den eigentlichen 6h nun nur 11h dauern sollte. Na super, dachte ich, nicht nur, dass ich insgesamt statt zwei Mal, ganze FÜNF Mal umsteigen musste, nein, auch das ich erst um 22 Uhr ankommen soll, wobei ich vielleicht erwähnen sollte, das die Rezeption meiner Unterkunft in Hiroshima um 22 Uhr schließt. Aber keine Sorge, ich habe bereits geklärt das ein späterer, manueller Check in möglich ist.
Was mir nun eher Sorge bereitete, waren die vielen kleinen Bahnhöfe an welchen ich mit der Bummel-äh-Bimmelbahn, anhalten und umsteigen musste.
Sendai 11:00 – Shiroichi 11:48, Umstiegszeit: 3 min Shiroichi 11:51 – Fukushima 12:25, Umstiegszeit: 5 min Fukushima 12:30 – Koriyama 13:18, Umstiegszeit: 6 min Koriyama 13:24 – Iwaki 15:00, Umstiegszeit: 18 min Iwaki 15:18 – Tokyo 17:43, Umstiegszeit: 29 min Tokyo 18:12 – Hiroshima 22:02, Umstiegszeit: 0 min, endlich da
Beim Umstieg in Shiroichi stieg der gesamte Zug mit um, wechselte das Gleis und stieg wieder ein, das ging fein. Danach unterhielt ich mich ein wenig auf englisch mit einem Japaner, welcher mir versicherte, dass ich alle anschließenden Züge bekommen würde und der mir versicherte, das er noch nie mitbekommen hat, das es diese Situation gab. Er kannte sogar Weimar durch die „Weimar Constitution“ und zeigte mir bei der Einfahrt in den Bahnhof in welche Zug ich zu wechseln haben würde. Auch hier war es mir recht schnell möglich einzusteigen und ich hatte noch satte 3 Minuten als Puffer. Aber nein, ich hatte nicht das Bedürfnis mit einem weitern Umstiegsversuch eine neue Bestzeit zu erreichen. In Koriyama ging es von den vorherigen Zügen der Tohoku Line in ein etwas älteres Model auf der Ban-etsu-To Linie. Auch dieser Umstieg gelang mit dem wirklich hervorragendem Ergebnis das ich im richtigen Zug saß. Während der Himmel immer dunkler wurde und sich der Zug an den Wäldern durch die Berge schlängelte fing es langsam an zu regnen, jedoch konnte mir dies egal sein, ich war ja (noch lange) nicht am Ziel angekommen.
In Iwaki hatte ich sogar 18 Minuten zum umsteigen, ein wahres Geschenk. Leider jedoch habe ich es nicht geschafft einen Stempel zu sammeln. Mittlerweile ist es 16 Uhr, und, hätte ich direkt ein Ticket bekommen schon längst hinter Tokyo, momentan muss ich allerdings noch eine Stunde im Zug verbringen um wieder umsteigen zu dürfen.
Ein leerer Shinkansen, aber keine Sorge, der füllt sich noch.
Da nun etwas Zeit ist, werde ich nun doch einmal verraten warum ich diesen Umweg nehmen musste. Heute früh, gegen 8 Uhr lockerte sich die Koppelung zwischen zwei Waggons eines Shinkansen zwischen Furukawa und Sendai Station Richtung Tokyo. Zum Glück aber gab es keine verletzten. Dieser Shinkansen, bestehend aus Hayabusa 6 hat 10 Waggons mit ca. 200 Passagieren und Komachi 6 mit 7 Waggons und 120 Passagieren entkoppelte sich nun also mitten auf der Strecke und stoppte. Daraufhin wurde der gesamte Verkehr auf der Tohoku Line zum Stillstand gebracht. Während ich hier nun also sitze und „recherchiere“, habe ich eben einen Zeitungsartikel gefunden dessen Titel ich recht passend fand: Komachi, wo bist du hingegangen?
Ich sehe gerade, dass die Shinkansen seit ca. 12:20 wieder fahren, naja, für mich ist der Zug abgefahren. Vor allem, da ja genug andere Fahrgäste auf ihren Platz im nächsten Zug warten und die nächsten sicher sehr, sehr voll sein werden. Mir kann das egal sein, in einer Stunde bin ich in Tokyo.
Das ist Tokyo
Warum guckt der so?
Nun bin ich auch angekommen, habe meine Verbindung in Tokyo bekommen, auch wenn dieser Bahnhof etwas zu unübersichtlich für mich ist und die Decke auch sehr niedrig ist. Muss aber letztendlich sagen, dass diese Fahrt abgesehen von der, durch das unvorhersehbaren erstmaligen entkoppeln eines Shinkansens entstandenen Verspätung/Umplanung, doch sehr, sehr gut geklappt hat. Sicher, ich hätte nur 6 Stunden statt 11 brauchen können, mit der Deutschen Bahn wäre ich aber nie angekommen. Ich habe sofort eine Umleitung bekommen und habe auch jeden der Züge bekommen und immer mal auf die Uhr geschaut. Ausnahmslos jeder einzelne Fuhr zur angegeben Zeit ab und kam auch zur angegebenen Zeit an. Das muss erst einmal jemand nachmachen. (DB das könntest du ja mal probieren) – Selbst ein Versuch wäre schon um längen besser als die Verkehrssituation mit der Bahn in Deutschland.
Die Fahrt am nächtlichen Osaka vorbei hat mich schon sehr, sehr stark an die Hochhäuser aus dem Anime/Film アキラ – Akira von 1988 erinnert. Über diesen Film der 2019 spielt gäbe es wahrlich Bücher zu schreiben, interessant könnte allerdings sein, dass dieser zur Verbreitung des Animes im Westen führte, das dieser für 2020 die Olympischen Spiele in Tokyo vorhersagte, 327 UNTERSCHIEDLICHE Farbtöne verwendete und das dieser vor Spirited Away – Chihiros Reise ins Zauberland, mit 10 millionen Dollar der teuerste Anime der Welt war.
Ich glaube, das ich auf der falschen Seite des Bahnhofs ausgestiegen bin. Ja, ich bin noch in Hiroshima, einen Umweg muss ich nun aber trotzdem machen. Und das alles nur wegen dieser Stempel:
銀山温泉 – ぎんざんおんせん – Ginzan Onsen (銀山 – ぎんざん – Ginzan – 銀 – ぎん – Gin – Silber, 山 – やま / (hier) さん – yama/(hier)san – Berg, 温泉 – おんせん – Onsen – 温 – ゆたか – yutaka – warm, 泉 – いずみ/せん – izumi/sen – Brunnen) – Heiße Quelle des Silberberges, ist ein kleine Ortschaft in welche man heutztage teure Hotels mit Bädern, gespeist von heißen Quellen vorfinden kann.
Ich hatte schon länger überlegt die Reise nach Ginzan Onsen anzutreten, vor allem da es nur 46 km Luftlinie entfernt ist, allerdings sollte die Reise dort hin und zurück je ca. 3,5 Stunden dauern. Die tatsächliche Distanz waren ca. 110km. Ob ich mir das wirklich antun wollte war die eine Frage, wichtiger noch wäre eigentlich eher, dass Ginzan onsen zur Herbst und Winterzeit am schönsten sein soll. Warum also nicht warten und zu späterer Zeit anreisen? Nun ich habe zu diesen Zeiträumen schon einige Pläne gemacht welche ich aber hier nicht nennen werde, wichtig ist nur, dass die Zeit begrenzt ist und ich da auf jeden Fall mal hin wollte.
Zuerst dachte ich, dass es möglich wäre einen früheren Bus nach Yamagata in Yamagata zu nehmen, allerdings zeigte mir Google die falsche Bushaltestelle und nach einem kurzen Rundgang am Bahnhof fragte ich einen Japaner, der mir glücklicherweise zeigen konnte wo ich hin musste. Die Busfahrt war eigentlich recht angenehm. Bis auf die Tatsache, das ich vergessen hatte zu frühstücken, der Bus hin und her kurvte und der Nebel ab und zu die Berge im Nichts verschwinden ließ was mir dann doch ein recht ungünstiges Gefühl der Übelkeit bereitete. Immerhin hatte ich mein Frühstück eingepackt, dummerweise nur, hatte ich vergessen das ich auch Wasser brauchen würde.
In Yamagata angekommen blieb mir kurze Zeit um den Stempel des Bahnhofs „einzupacken“ und mich auf das richtige Gleis zu bewegen. Dort holte ich dann schnell am Automaten Wasser und fühlte mich gleich besser, da die Frequenz dieses Zuges, wie die alle meiner heutigen Verkehrsmittel, recht niedrig war. Hätte ich den Zug nicht bekommen, hätte ich mir wohl Yamagata anschauen müssen.
Der Rest der Reise war recht angenehm und schon im finalen Bus nach Ginzan Onsen wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Es war nicht zu kalt, nicht zu heiß, es hat nicht geregnet und war nicht nebelig und so langsam tauchten ältere, traditionellere Häuser auf welche fast wie aus der Zeit gefallen wirkten. Ich habe womöglich keine guten Bilder dieser Häuser da der Bus zu schnell war, sie wirkten fast ein wenig wie alte traditionelle deutsche Holzhäuser, auf eine gewisse Weise aber doch sehr japanisch (so ein Zufall).
In Ginzan Onsen angekommen, ging ich die Straße nach unten bis ich an einem kleinen Fluss ankam. Diesen nach oben blickend sah ich die erste Brücke und einige Holzhäuser die ein wenig älter wirkten. Hier war ich also richtig. Durch die Biegung des Flusses waren allerdings die weiteren Häuser verdeckt. Die Fassaden der Häuser wird, je weiter man den Fluss hinauf geht prunktvoller, prachtvoller und sicher auch wertvoller.
Da ich allerdings nicht alles auf einmal sehen wollte, bog ich nach links ab, da ich hinter der schmalen Lücke zweier Häuser eine Betontreppe sah, welche den Berg hinauf in den Wald führte. Vielleicht bekam ich von oben einen besseren Blick, dachte ich mir, und so stieg ich den Weg hinauf und lief parallel zum Fluss durch den Wald.
Plötzlich wirkt der Ort eher wie eine Ansammlung neuerer Häuser die dicht an dicht gebaut wurden.
Am Ende des Weges angekommen, mündete dieser an einem verschlossenen Schrein in einen anderen Weg welcher über eine Brücke führte. Man erahnte nun von dieser, neben welcher ein Wasserfall im Fluss Mündete, einige Häuser des Onsen.
Bevor ich mir diese jedoch weiter anschaute, bog ich, dem Fluss weiter folgend erst einmal tiefer in den Wald ein.
Dieser hatte neben einer weiteren Brücke auch einen Mineneingang den ich natürlich betreten musste. Warum auch sonst wären dort Lampen installiert worden?
Es war zwar nur eine kurze Tour unter Tage, trotzdem konnte ich mir zwei Mal den Kopf stoßen. Sehr vertrauenserweckend war aber auf jeden Fall das angerostete Metal das recht flexibel mein Gewicht aufnahm. Für dieses Jahr schafft es die Tour aber nur auf Platz zwei, Platz eins bleibt unangefochten stabil das Erlebnisbergwerk Merkers. Wer da noch nicht war, sollte definitiv einmal die Rundtour machen, die Fahrt alleine ist besser als jede Achterbahn und die Kristallhöhle ist einen Besuch wert.
Zurück aber nun nach Japan. Durch den Märchenwald ging es nun zurück zu den alten Häusern am Fluss. Es heißt das Ginzan Onsen auch als Inspiration für das Onsen im Animationsfilm „Chihiros Reise ins Zauberland“ – „Spirited Away“ (2001) von Hayao Miyazaki. Das wird man mir vielleicht nicht glauben oder glauben wollen, aber diesen Film habe ich tatsächlich erst dieses Jahr zum ersten Mal gesehen. Empfehlen kann ich ihn aber trotzdem, auch wenn ich nicht alles verstanden habe.
Die Reflektion des Wasserfalls gesehen durch ein Rundes Fenster eines alten Gebäudes vom erhöhten Wanderweg.
Vielleicht sieht es hier im Herbst so oder so ähnlich aus.
トトロ – Totoro (Mitte) eine Figur aus dem Film となりのトトロ – tonari no totoro – Mein Nachbar Totoro von 1988 von Hayao Miyazaki. Ist auf jeden Fall auch empfehlenswert und ähnelt visuel ziemlich meiner Reise.
Zur Erfrischung gab es aber dann noch ein Macha Eis und ein heißes Fußbad in mit Quellwasser gefüllten Becken am Fluss. Das Fußbad kann ich sehr empfehlen, den ab und zu kommenden Geruch von verfaulten Eiern eher weniger. Vielleicht bietet sich ein Aufenthalt im verschneiten Winter mehr an als ein Besuch im Sommer, trotzdem bin ich sehr zufrieden die Zeit genutzt zu haben um dort hin zu reisen, auch wenn es recht lang war.
Yamagata
Zurück in Sendai, einen Tag weg und schon haben die Krabben die Stadt übernommen.
Da ich diese Woche nicht ganz ohne einen Eintrag verschwinden lassen will, so werde ich doch kurz berichten was sich so angesammelt hat. Vielleicht ist es ja kurz genug das das Überfliegen meines Bruders dem Lesen des gesamten Textes gleichkommen wird. Ich höre gerade „You Only Live Twice“ gesungen von Nancy Sinatra, der Titelsong des gleichnamigen James Bond filmes aus dem Jahre 1967, den ich wirklich nur wärmstens empfehlen kann. Ich werde nicht viel verraten, aber gedreht wurde er in der Nähe der Region in welcher es vor einigen Wochen das große Erdbeben vor der Küste Miyazakis gab. Dir, dem Leser des Textes würde Ich also nur dringstens ans Herz lesen diese Schallplatte, Compact Disc (CD), mp3, oder das Youtube Video des Liedes hervorzuholen und mit mir den Text zu lesen.
Wer das nicht macht darf leider nicht weiter lesen. Ich lege das nicht fest, das ist halt so.
In dieser Woche erfuhr ich unter anderem, dass ich vom 20.09 bis zum 23.09 kein Wasser und kein Strom haben werde da am Transformer des Campus Routinearbeiten verrichtet werden. Ob sich der Transformer auch in ein Auto verwandeln kann, oder ob das nur Transformer in den US und A machen, gilt es herauszufinden.
Das Wetter der Woche war erstaunlich angenehm, mit aber nur 24 Grad doch fast schon etwas zu kalt für meinen Geschmack. Dafür hörte ich aber aus der Heimat, dass es wieder einen gewohnten Sommer gibt, im Norden eher trocken bis staubig, südlicher eher heiß bis regnerisch stürmisch. Alles also wie gewohnt, dann verpasse ich ja zumindest keine neuen Wetteranomalien, auch nicht schlecht.
Der Volksheld Date Masamune mit seine Mondsichelkabuto auf einem Pferd.
Das schlimmste was mir hier bisher geschehen ist, geschah leider am Freitag, als der vordere Riemen meiner rechten Sandale sich von dieser löste. Klingt erstmal nicht so schlimm, wenn man aber Fünf bis Zehn Minuten mit einer lockeren und einer festen Sandale laufen muss, dann weiß man, dass man diesem Zustand seinem schlimmsten Feind nicht wünschen will. Was aber die Hersteller dieser können, das kann ich schon lange, und so nahm ich mir so viel Kleber wie die Sandale schlucken wollte und versuchte den lockeren Riemen wieder an seinem Platz zu befestigen. Nachdem am folgenden Tag der Kleber fest war, hat es super gehalten bis ich dann nach 30 Metern über die Ampel gehen wollte und der Riemen wieder eine eigene Reise antreten wollte. Letztendlich habe ich einen anderen Superkleber geholt welcher wahrscheinlich alle Substanzen ein einen Brei auflöst und diesen dann erhärten lässt. Da dies ein voller Erfolg war, hatte ich auch andere lockere Stellen die sich bald zu lösen versuchten, so mit Kleber gefüttert, dass diese sicher für einige Jahre erst einmal satt sind. Und nein, ich werde mir hier keine neuen Sandalen kaufen. Sehe ich etwa so aus als hätten sie hier Sandalen in meiner Größe? Und sehe ich auch so aus als würde ich mir nach nur so 4,5,6,7 Jahren, neue Sandalen kaufen, nur weil ein Riemen sagt: „Äh nö, heute will ich es mal ein bisschen lockerer angehen“?
Das Auto war also für 24 Stunden geliehen und so nahmen wir die Zeit auch wie sie uns gegeben war, und machten uns zu einer mir an einem Sonntag unbekannt frühen Zeit (9 Uhr) auf. Vorher musste ich allerdings zum 青葉山 – あおばやま – (青 – あお – Blau, 葉 – は – ha – Blatt, 山 – やま – yama – Berg)- Aobayama Campus der Uni, um zum Auto zu gelangen. Diesen Teil der Uni habe ich das erste Mal erblicken können, verlässt man den kleinen Bahnhof, so blickt man auf einen extrem dichten Wald der eher einem Urwald gleicht. Des weiteren sieht man dort das Hauptgebäude der Techniker und Physiker und vieler weiter Bereiche aus dem MINT Bereich.
Da das Auto ja wieder bis 13 Uhr zurück gebracht werden musste, blieb uns nicht viel Zeit, also schnallten wir uns an und machten den Expressway unsicher, äh, ich meine natürlich sicherer. Heute schienen die Autos ein wenig gemäßigter zu fahren, offensichtlich noch deutlich über der Höchstgeschwindigkeitsgrenze, aber der Verkehr muss ja fließen, daher wäre es für uns nur klug, würden wir dies auch gewährleisten.
Doch wo soll es hin gehen? Was gibt es hier was wir noch nicht gesehen haben und auch ohne Auto nie hätten sehen können? Richtig, als Volleyballspieler mit Trikot der Uni bietet es sich nur eines an was wir sehen könnten, キツネ – Kitsune – Füchse. Dieses Tier ist nämlich das Motiv der Rückseite, schlafend um einen Ball gelegt.
Im Zhao Fox Village angekommen wurden wir passender weise direkt von einem sicher drei Meter großem Gorilla begrüßt, dieser ließ uns aber glücklicherweise passieren und so konnten wir den großräumigen Käfig mit wirklich extrem vielen Füchsen betreten.
„Ich bin der Beschützergott des Fuchsdorfes. So, nun tretet ein!“
Ich habe vorher auf Google Maps über die Street view schon mal geschaut was uns so erwarten würde, allerdings habe ich doch ein wenig Bedenken gehabt als uns eine Flut an Warnschildern ausdrücklich darauf hingewiesen hatte wie wir uns zu verhalten hatten um nicht von den Füchsen angeknabbert zu werden. Die Piktogramme habe ich mir gut angeschaut, ich hatte ja, vielleicht aus Dummheit, vielleicht aus Müdigkeit Sandalen und eine kurze Hose an.
Das Erste was man beim Betreten eines Fuchsdorfes bemerkt ist natürlich der alles einhüllende Gestank den ich zu eurem Glück nicht näher beschreiben werde. Das Zweite sind dann aber natürlich die kleineren Käfige, manche offen, manche zu, und dann aber auch die Füchse für welche wir angereist waren. Ein Großteil schlief, manche in Boxen, andere in kleinen Kuhlen in der Erde wieder andere mitten auf dem Weg. Einige nur beobachteten uns ein bisschen, ignorierten uns dann aber doch recht schnell, nur ein Fuchs schaute uns später ein klein wenig grimmig an, vielleicht ahnte er, dass er dummerweise das große Feuerwerk am vorigen Tag verpasst hatte. In der Mitte des Geheges auf dem Hügel gab es einen roten Fuchsschrein, womöglich von Füchsen für Füchse, immerhin ist es ja ein Fuchsdorf.
Des weiteren gab es an einer Trinkstelle zwei Füchse die sich gegenseitig ankeiften, tranken, und dann ihre vorherige Arbeit aufnahmen und weiterkeiften. Immerhin haben sie uns keinen Augenblick auch nur beachtet, aber bedrohlich sahen sie auch nicht aus.
Neben den roten Füchsen die man ja kennt, sollte man wissen was ein Fuchs ist, gab es auch weiße und sogar schwarze Tiere zu bestaunen. Unterhalb des Schreines an einer Fütterungsstation warteten einige recht energisch darauf endlich von den Besuchern versorgt zu werden und hüpften voller Vorfreude direkt unter dem Großzügigen Gast.
Einige Zäune des Geheges trennten dieses von einem langen schmalen Gehege welches parallel zu diesen für die kleineren Füchse als Aufzugsstation genutzt wird, allerdings durfte man von diesen keine Fotos machen. Ja, dieses Mal hielt ich mich gerne an das Fotoverbot, unabhängig davon das jeder Winkel des Geheges mit einer Kamera ausgestattet war.
Das Fuchsdorf verlassend war ich nur froh nicht angeknabbert worden zu sein und so machten wir uns zum nächsten Stopp auf. In der Nähe des Dorfes gab es nämlich eine schöne Hängebrücke mit Blick auf einen kleinen Staudamm zur einen Seite, auf der anderen gab es dann einen größeren Bach zu Bestaunen. Nach einer ungeplanten Wandertour sahen wir dann auch noch einen kleinen, höher gelegenen See den wir aber nur kurz betrachten konnten, da uns langsam die Zeit davon lief. Während ich nun bereute nur Sandalen genommen zu haben eilten wir den nassen und matschigen Weg zurück zum Auto und machten uns auf den Weg nach Sendai.
Dort angekommen mussten wir wieder das Auto voll tanken bevor wir es zurückgeben konnten, und nein, wir haben vorher schon auf dem Rückweg vom Feuerwerk tanken können, eine Tankladung reicht nicht für mehere Hundert Kilometer + nen par zerquetschte. Der Tankvorgang wird von Mitarbeitern der Tankstelle ausgeführt welche zuvor erst einmal den Rechten Spiegel verdecken, man will ja nicht, dass der Fahrer abhaut ohne zu zahlen.
Zum Fest des Tages gab es schließlich noch カツ丼 – かつどん – Katsudon (丼 – どん – don – Schüssel), eine Reisschüssel mit Schnitzel, Ei, Soße und und und. Ehrlichgesagt sieht das Bild nicht wirklich Appetitlich aus, aber es war wirklich lecker, das könnt ihr mir aber glauben!
Der Sonntag Endete dann mit Volleyball, welches selbst damit endete, das wir die Geräusche eines Feuerwerks vernahmen. Nein, wir bildeten uns diese Geräusche nicht ein, wir waren ja wohl die größten Experten wenn es um dieses Thema gehen sollte. Jedoch war es nicht so laut wie am Abend zuvor und klang auch, für unsere Ohren, recht schwach und enttäuschend. Wenn die Explosionen nicht mindestens sechs Stockwerke hoch sind, brauchen uns die nicht erst ins Haus zu kommen.
Ja, ich hatte bereits die Chance ein Feuerwerksfest im Sommer zu sehen, wie aber wäre es mit etwas Nachspeise, oder wohl er einem richtigen Hauptgang der mich bis zu Silvester satt halten sollte? So ein Zufall aber auch, denn am 31.8 würde es in 大曲 – Omagari (大 – おお – oo – groß, 田 – た – ta – Feld) in der 秋田 – Akita (秋 – あき – aki – Herbst) Präfektur ein Feuerwerk geben was alles was ich bisher gesehen habe in den Schatten stellen sollte und dazu noch eines der drei großen Feuerwerke des Landes ist.
So machten wir, ein Franzose am Steuer, ein Italiener und ich uns auf die Reise ein für 24h gemietetes Auto um 13 Uhr entgegenzunehmen um die doch relativ weite Reise von ca. 220km anzutreten. Gleich nachdem wir einige Meter gefahren waren, hielt es das Auto für eine gute Idee den folgenden „Song“ abzuspielen: Beep, Beep, Beep, Beep, Beep, Beep, … … Beep. Ich meinte zwar direkt, dass wir wieder zurück fahren sollten um heraus zu finden warum das Auto meint diese überaus komplexe Musik abzuspielen, allerdings gab es leider nicht mehr die Möglichkeit dazu, da wir mittlerweile schon auf den „Expressway“, die japanische Autobahn gefahren waren. Für die Benutzung dieser muss man auch für die gefahrene Strecke eine Gebühr bezahlen, ich meine das es so um die 880 Yen gewesen sein müssten.
Dieser Kasten (vorne, Weiß, Scheinwerfer mit grauem Star) bewegte uns. Vorsichtshalber saß ich hinten, ich habe zwar vollstes Vertrauen in unseren Fahrer, wollte aber im Fall der Fälle kein Teil der Knautschzone sein.
Die Japanisch Autobahn hat eine Höchstgeschwindigkeit von 80km/h, selten drei, manchmal zwei, aber in Regionen mit geringerer Dichte auch gerne einmal nur eine Spur pro Richtung. Obwohl nun also nur eine relativ geringe Entfernung von 220km/h zurück gelegt werden muss, erscheint die Reise doch erst mal etwas länger zu werden als man es gerne wahr hätte. Und dann noch dieses nervige Gepieppieppiepe, was ist denn da vorne am Steuer los?
An der ersten Autobahnraststätte angehalten die wir finden konnten, holten wir uns erst einmal etwas zu essen und inspizierten dann so genau wie möglich die Leuchten und schauten welche Knöpfe man hier alles so im Auto verbaut. Da es anscheinend etwas mit der Bremse zu tun hatte (anscheinend langsame Beschleunigung), wurde auch etwas an den Pedalen rum getreten. Und schwups, die „Musik“, die uns bisher begleitete verstummte zu unserer Erleichterung und wir konnten endlich die Reise weiterführen.
Das links unten gelegene Pedal sollte man empfehlen falls man eher minimalistische Techno“musik“ mag
Ab und zu sah man Reisfelder welche von kleinen Häusern umgeben waren, steile Berge voller Bäume welche diese umgaben und Brücken welche uns den Weg über die Bäche und Flüsse erleichterten. Aus zwei Spuren wurde nun eine Spur während eine Irre Anzahl an Pfeilen uns mitteilten das wir bitte nicht auf der Spur fahren sollten die langsam in die andere übergeht. Ich hatte ja vorher gesagt, dass es eine Richtgeschwindigkeit von 80km/h gibt, allerdings weiß ich aus gesicherter und bestätigter Quelle und meiner womöglichen Möglichkeit das Tacho zu sehen, dass die Autos auf dem Expressway statt 80, gerne mal mit 100/110 km/h, bis zu 120 km/h durch die Gegend bretterten.
Nach einer langen Fahr in Omagari angekommen, war es nun eine etwas kompliziertere Aufgabe, einen Parkplatzu zu finden. Nagut, eigentlich war das wohl eher der einfache Teil, Parkplätze gibt es in dieser Stadt fast wie Sand am Meer, selbst leere Parkplätze sind trotz der vollen Straßen noch zu sehen. Das wahre Problem ist eher gewesen einen Parkplatz zu finden an welchem es uns auch erlaubt ist zu parken. Beim Hineinfahren in den Ort haben wir leider eine Stelle verpasst an der wir für 3000 Yen hätten parken können, allerdings war uns klar, dass dieser Parkplatz schon längst voll gewesen wäre, sollten wir versuchen zu diesem zurück kehren. An einem leider vollen Parkhaus vorbei sahen wir die festlich gekleideten Menschenmassen aus dem Bahnhof in die Stadt Richtung Fluss strömen. In einer der Seitengassen dann versuchten wir unser Glück einen leeren Parkplatz zu besetzen, allerdings antworteten uns die Anwohner nur だめ – dame – nein während einer seine Arme und Hände nutzte um ein diagonales „X“ zu formen. Er muss gedacht haben das wir des japanischen nicht mächtig wären, was bei mir allerdings sehr zutrifft. Woher wir hätten wissen sollen welche Parklätze „DAME“ sind und welche „OK“ sind, wussten wir allerdings nicht. Außerdem haben wir bis auf uns keinen anderen Ausländer gesehen, dafür aber auch andere Japaner die den Parkplatz des Lawsons, eines 24/7 Konbinis, für das Fest nutzen wollten. Nachdem sie fast schon von einem Lichtschwert, äh, Leuchtstabträger abgewimmelt wurden mussten sie sich aber doch einen neuen Parkplatz suchen.
Das Tagfeuerwerk hörend machten wir uns schnell auf den Weg, und wie durch einen Zufall sahen wir es nun näher und näher kommen. Am Rande eines großen Feldes dann, trauten wir unseren Augen kaum, als plötzlich doch ein kleines Industriegelände für Autos zu einem Parkplatz umfunktioniert wurde. Zwar kostete uns die Parkgebühr 3500 Yen, jedoch waren wir nur froh endlich einen Parkplatz gefunden zu haben, noch dazu einen mit einer solch phänomenalen Aussicht.
Zu der Zeit zu der wir endlich auf dem Feld ankamen haben wir bereits einen Großteil des Tagfeuerwerks verpasst, aber wenn wir mal ehrlich sind kann man sich die geplatzten Farbbeutel auch sparen, wir sind natürlich für das große Spektakel angereist. Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass sich die Fahrt schon alleine für die Aussicht gelohnt hat, da es wirklich eine Unglaubliche Beleuchtung gab. Zum einen war es anfangs bewölkt und es hat ein par Tropfen geregnet, zum andren aber wurde durch die Sonne ein unglaubliches Lichtspiel am Himmel vorgeführt in welchem die Wolken Rosarot, Orangegold und Grauweiß tauchte während ein Regenbogen über dem Feuerwerksbereich auftauchte.
Bevor es jedoch mit dem 花火 – はなび – hanabi – Feuerwerk / Feuerblumen losgehen konnte, bestaunte uns, sollte es das Wetter erlauben, vorher noch eine Drohnenshow. Japan ist ja für viele Naturkatastrophen, real und fiktional bekannt. Real hätten wir zum Beispiel den 台風 – たいふう – Taifuu – Taifun welcher im Süden des Landes mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 km/h Land und Leute verunsicherte und verwüstete. Fiktional gäbe es zum Beispiel ゴジラ – Gojira – Godzilla ist eine weltweit bekannte Kreatur die mit enormen Kräften und Energiestrahlen ganze Städte behandelt, wie ein kleines Kind, das an der Sandburg des Geschwisterkindes eine kleine Renovierung vornimmt. Das es aber auch Insekten gab, und zwar so große, dass sie sogar auf einige Hundert Meter wie ein lärmender Schwarm zu hören waren, als wäre er direkt vor einem, hat mich dann doch kurz verwundert. Glücklicherweise waren es doch nur eine ziemlich beachtliche Anzahl von Drohnen welche gut 15 Minuten lang Bilder von unterschiedlichen Disneyfiguren an den Himmel zeichneten. Darunter auch Mickey Mouse, Arielle, Die Schöne und das Biest und unter anderem auch den Djin aus Aladin. Zuerst habe ich ehrlich „oh oh“ gedacht als ich einen Kreis als Kopf mit zwei weiteren Kreisen als Ohren am Himmel gesehen habe da ich dachte, dass Disneys Anwälte nun wie Motten vom Licht angezogen werden würden. Dass man sich eine solch gewaltige Show aber irgendwie finanzieren muss ist mir in diesem Moment nicht durch den Kopf gegangen. Dabei waren wir Auf der anderen Seite der Bühne und haben quasi nur die „Rückseite“ der Show gesehen und dementsprechend keinen Eintritt zahlen müssen. Das es ein Softwarefehler war der alles nur spiegelverkehrt angezeigt hat, will ich mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit ausschließen. Da wir alle einen Softwarehintergrund haben waren wir besonders von der Koordinationsfähigkeit und der Genauigkeit der Drohnen beeindruckt, sowas macht man nicht an einem Wochenende, mindestens zwei werden es schon gewesen sein.
Das Feuerwerk hatte viele Teilnehmer mit teils sehr kreativen Feuerwerksshows. So konnten wir sehen wie sich die Feuerwerkskörper in Blumen verwandelten, Schneeflocken in Hellblau, und Blau an den Himmel zauberten, oder Kugeln entstanden ließen die zu pulsieren oder rotieren schienen. Wenn man es nicht gesehen hat und nun nur ließt was ich schreibe, so scheint es vielleicht als wäre ich mal auf den Kopf gefallen. Das bin ich zwar auch, mein Bruder war dabei, allerdings ist dieses unglaublich klingende Feuerwerk so wahr geschehen, wie ich nun hier beschreiben möchte wie es erschaffen wurde. Die Erstellung des Feuerwerks muss sicher einen enormen Planungs und Managementaufwand erfordert haben, da jede Rakete viele unterschiedliche Farben mit unterschiedlichen Leuchtdauern aufwiesen. Diese müssen dann auch so gepackt werden, dass die richtigen Brennstoffe zur richtigen Zeit nach der Explosion der Rakete abbrennen um die gewünschten Effekte zu verursachen. Vielleicht werden in den Raketenköpfen viele größere Kugeln gepackt die wie ein Jawbreaker/Gobstopper aus Schichten bestehen welche Eine nach der Anderen vom Feuer verspeist werden. So zumindest könnte man sie schneller in der benötigten Qualität und Quantität herstellen. Denn eine hohe Quantität wird bei dem letzten der drei größten Feuerwerke hier in Japan auf jeden Fall benötigt.
Dieses Feuerwerk gab es auf der „Linken“ Seite, daher musste ich mich ein wenig an den anderen Zuschauern vorbei biegen um es zu sehen.
Nach jedem Feuerwerk meinte man während einer Kurzen Pause Musik und eine Stimme am Horizont in Richtung Bühne wahrzunehmen, was allerdings gesagt wurde konnten wir nicht entziffern. Dann gab es zwei Raketen, einen lauten Ton, vielleicht eine Art Nebelhorn und zwanzig Sekunden später leuchte der Himmel erneut auf. Das Feuerwerk zum 七夕祭り – たなばたまつり – Tanabatamatsuri – Tanabatafest war ja, sind wir mal ehrlich, recht ähh, lang gezogen für die Anzahl der Raketen, das hierige allerdings war das genaue Gegenteil. Nicht nur das es mehr Raketen gab und wir einen besseren Platz zum staunen hatten, nein, es gin sogar noch viel länger. Ich meine, dass es von ca. 19 Uhr bis 21:10 hätte gehen sollen, allerdings „Blitzte und donnerte es noch um 22:10. Vielleicht haben wir uns aber auch nur in den Zeiten geirrt. Während der Himmel am Anfang etwas bewölkt war und wir sogar den großen Wagen am Himmel auf uns zu fahren sahen, wurde es mit fortschreitender Stunde langsam immer windstiller, was dazu führte, dass der schöne Feinstaub langsam den Himmel, und noch viel schlimmer, den Feuerwerksbereich so dicht schloss, das es schwer war das Geschehen zu sehen. Einem großen Feuerwerk gegen Ende, dachten wir, würde nun kein zweites mehr folgen, allerdings führte es nur dazu, dass wir gar kein Feuerwerk mehr sehen konnten und es sich auch um eine ungewöhnlich niedrige Gewitterwolke hätte handeln können. Wir waren uns nun zu später Stunde nicht sicher wann das Feuerwerk vorbei sein würden und so antwortete uns ein Japaner sehr höflich sinngemäß „Hoffentlich bald“. Ja, das hofften wir auch ein wenig, es ist ja Ähnlich wie mit der Arbeit. Arbeiten macht Spaß, aber müssen Acht Stunden Spaß am Tag denn wirklich sein?
Pyroklastischer Sturm oder nur die Buben vom Dorf die Papas Feuerwerkkiste gefunden haben?
Das Video ist leider stark komprimiert, anders wäre es hier auf der Seite nicht akzeptiert worden.
Der eigentliche Hintergrund ist aber nicht der das wir keine Feuerwerk mehr sehen konnten, sondern das wir die Masse an Autos in der kleinen Stadt gesehen haben und natürlich auch wussten, dass die Rückfahrt im Dunklen auf einem japanischen „Express“-way bedingt schnell sein würde. Wir kamen also erstaunlich schnell vom vollen Parkplatz auf eine noch vollere Straße und kämpften uns zum Expressway, welcher uns schon mit leuchtenden, blinkenden, definitiv zu bunten und grellen LEDs in Empfang nahm. Ich habe leider kein Video davon gemacht, allerdings hatte ich an meinem ersten Abend in Tokyo eine ähnliche Erfahrung mit der Verkehrsbeleuchtung gemacht. Wer also einen kostenlosen Epilepsie Test machen will muss sich nur auf eine Japanische Straße wagen, er bekommt was er wollte und noch viel, viel mehr. Selbst an den Tankstellen gibt es blau blinkende Kegel und selbst die, die nicht in Gefahr sind von einem Auto erfasst zu werden blinken als würden sie für jeden Zustandswechsel Geld zugesteckt bekommen.
Letztendlich kamen wir aber sehr gut wieder in Sendai an und erholten uns ein wenig für den kommenden Sonntag…
Kleines Nachwort: Ich habe mir soeben einige Videos der Feuerwerke angesehen und muss sagen, dass es wirklich ein unbeschreiblich tolles Fest war. Ich habe auch gerade nachgeschaut und bin wohl etwas zu weit gegangen da ich nun 97 min mehr und 33gb Speicher (Videos in 4k) weniger auf meinem Handy habe als vor Begin der Drohnenshow…
Ich muss leider mitteilen, dass nun auch hier der Herbst am eintreffen ist. In den letzten drei Wochen während welchen zu Beginn ein Taifun vorbeizog gab es öfters Wolken am Himmel welche die Sonnenstrahlen blockierten. Diese hatten sich darauf gefreut mir nach einer langen Reise von 8min 19s eine Freude mit einem Sonnenbrand zu machen. Stattdessen habe ich mich in der letzten Zeit tatsächlich erinnert, das es ja soetwas wie bewegte Luft, anscheinend wird diese Erfindung „Wind“ genannt, gibt. Ja, dieser Wind ist recht erfrischend und macht selbst die täglichen Temperaturen von 30 Grad fast schon sehr angenehm. Und ja, ich habe wirklich erst begreifen müssen, dass es auch in Japan „Wind“ gibt.
Als kleinen Nachtrag möchte ich auch ひまわり – Himawari (ひ – hi – Tag, まわる – mawaru – herumdrehen) zu meiner Lieblingswortliste hinzufügen.
Zusätzlich dazu habe ich heute das erste mal mit ein wenig bedauern feststellen müssen, dass einige vertrocknete Blätter auf dem Boden lagen und einige Bäume schon leicht gelb bis rötlich gefärbt sind. Vor allem der Herbstschmuck im Supermarkt leuchtet in kräftigen Rot und Orangetönen die echte Blätter nur neidisch machen können. Aber warum eigentlich freue ich mich nicht so sehr auf den Herbst wie ich es sollte? Nun ich würde zum einen gerne sagen, dass ich die Temperaturen doch recht angenehm finde. Auch wenn es teilweise ein Bisschen heiß ist, ist es doch so, dass dies doch schließlich einen tollen Sommer aus macht. Dazu kommt natürlich auch, dass die Wäsche in dieser Hitze in einem Augenblick trocknet und ich mir durch den fehlenden Wind keine Gedanken darüber machen muss das die Kleidung vom Balkon geweht wird. Aber es wird auch während der Woche mal ganz angenehm sein nicht im Schutze der Dunkelheit draußen zu sein, da zu dieser Zeit die Temperaturen auch auf längere Zeit angenehm sind.
秋の味覚 – あきのみかく – Aki no mikaku – Herbstgeschmack
Abgesehen davon habe ich langsam die „Nase Satt“ von meinen üblichen, wahrscheinlich recht ungesunden Abendessen. Da ich mich nicht entscheiden konnte was ich essen konnte, habe ich mich einmal dafür entschieden ein neues „Spiel“ zu spielen, „Hungry Roulette“ in dem ich etwas hungrig eine Tour durch die Innenstadt mache und erst essen gehe wen die Kombination von Hunger und Appetit perfekt aufeinander abgestimmt ist. Klingt vielleicht merkwürdig, allerdings sollte es dabei helfen neue, vielleicht sogar gute bis sehr gute Orte zu finden an denen man essen gehen kann.
Ich lief also eine ungefähr einstündige Route durch die Innenstadt, leider aber kein Rundgang im Sinne der Graphentheorie. Am Bahnhof vorbei kam ich auf meinem Rückweg in die Nähe des Restaurants (Fastfoodkette) Gusto, in welchem ja die Roboter die meisten Gäste bedienen. Kurz bevor ich aber dieses betreten konnte sah ich aus meinem Augenwinkel ein 牛タン – Gyutan – Kuhzung-enrestaurant in welchem ich nun das erst Mal die Möglichkeit hatte eine der Lokalen Spezialitäten Sendais zu probieren.
Für die, die noch nie Kuhzunge gegessen haben (Ich bevor ich in dieses Restaurant ging), kann ich nur sagen, dass es sich lohnt dies einmal zu probieren, das Fleisch aber doch ein wenig zäher ist als man sonst gewohnt ist. Leider wurde das Fleisch aber durch mein recht langsames essen ein wenig schneller kalt als mir lieb gewesen wäre. Insgesamt war ich aber trotzdem sehr zufrieden und konnte mich mit einem gut gefüllten Magen wieder auf meinen Rückweg machen.
Da nun wieder ein neues Wochenende begann war es für mich wieder an der Zeit mein Gehirn zu benutzen und darüber nachzudenken was ich nun unternehmen könnte. Also tat ich dies und erinnerte mich, dass es hier in der Stadt eine Statue gibt welche höher als die Freiheitsstatue ist und welche bei ihrer Fertigstellung die zweithöchste der Welt war. Die Sendai – 仙台 Daikannon – 大観音 – (大 – Oo – groß), (観 – mi – Sicht), (音 – oto – Ton/Klang) könnte wortwörtlich also so viel wie „Großer sichtbarer Klang“ heißen, was ja irgendwie passend wäre. Auf meiner Reise zu dieser Statue kam es, kurz nachdem ich die Bushaltestelle erreichte, zu einem gewaltigen Regenschauer welcher von Blitzen in ca. 600 – 700 Metern Entfernung ihr Unwesen trieben. Man würde nun meinen, dass dies meine Laune deutlich verschlechterte, allerdings sah ich nun eine Chance das ich von der Statue aus tatsächlich eine gute Aussicht haben könnte, da es bis dahin recht bewölkt war und meine Fahrt ungefähr 40 Minuten dauern sollte. Die Figur selber hat man auch schon in meiner Vorbereitung für den Fujiyama als kleines weißes etwas durch mehr als zwanzigfachen Zoom gesehen. Anders als ich gedacht hatte, stellt sie nicht den Buddha dar, sondern den Bodhisattva Kannon, eine Göttin welche mit Mitgefühl verbunden wird. In ihrer rechten Hand hält sie das Chintamani, ein Wunschjuwel mit welchem der Träger bekommt was er sich wünscht. Die Statue wurde 1991 fertig gestellt und stellt bis heute die höchste Statue einer Göttin, unter allen Statue allerdings nur die achthöchste Statue mit 100m inklusive Sockel und „nur“ 92m ohne.
Bevor man die Statue allerdings betreten kann, muss man durch den Schlund eines Drachens steigen, welcher ehrlich gesagt einen ziemlich guten Zahnarzt haben muss. Diesen betreten sieht man an den Runden Wänden 33 unterschiedliche Statuen welche die verschiedenen Formen zeigen welche die Daikannon annehmen kann. Ich bin mir relativ sicher, dass die Holzfiguren welche auf der Innenseite des Rundweges im Erdgeschoss stehen nicht zu diesen 33 Figuren zählen. Sonst könnte die Göttin einige erschreckende Gestalten annehmen welche auch Waffen besitzen und offensichtlich auch damit umzugehen wissen. Man stelle sich vor diese hochhaushohe Statue würde plötzlich eine Axt herbeizaubern und auf die Stadt los laufen. Oder lieber nicht, immerhin hält sie ja den Wunschjuwel in der Hand…
Nützlicherweise haben die Erbauer daran gedacht, das einige Besucher (ich) keine Lust haben an einem Tag mit ca.30 Grad die Treppen hinauf in den 12. Stock zu nehmen und haben daher großzügiger weise einen Aufzug im Kern der Figur installiert. Diesen genutzt kam man an einem kleinen goldenen Schrein an neben welchem ein Buddah stand und fröhlich lachte.
Ich habe mich zwar zuvor nicht informiert ob es eine Aussichtsplattform gibt, als ich jedoch keine gefunden habe (weil es keine gab) war ich doch ein klein wenig enttäuscht. Glücklicherweise jedoch konnte ich durch ca. 40cmx40cm große Fenster einen Blick hinauf und hinab in die Stadt und Entfernung werfen. An den Stellen der Statue an welchen es statt Stahlbeton ein Fenster gab allerdings, hatte man eine tolle Aussicht.
Als ich dann die Treppen hinab stieg und das innenenleben dieser Statue betrachtete bekam ich schon ein wenig Höhenangst ähh ich meine natürlich Höhenrespekt. Im Kern befinden sich um den Aufzug aufgestellt insgesamt 108 Figuren welche unterschiedliche Formen darstellen welche der Buddah annehmen kann. Insgesamt gibt es 108 Statuen von welche auf den 12 Etagen im inneren verteilt sind.
Beeren am Straßenrand. Nein, probiert habe ich sie nicht, auch wenn ich schon gerne gewusst hätte welche Geschmackssorten die unterschiedlichen Farben haben.
Der Hitze entkommend machte ich mich auf zur nächsten Station, dem Buddhistischem Rinnojitempel oder besser gesagt dem anliegenden japanischen Garten welchen ich zuvor schon einmal besucht hatte. Bei meinem letzten Besuch allerdings vergaß ich mein Stempelbuch, daher holte ich mein Versäumnis schnell nach und schlug die fehlenden Stempel schnell auf die leeren Seiten des Buches. Und ja, im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass es vielleicht möglich gewesen wäre das zwei Stempel auf eine Seite gepasst hätten, aber ich bin jetzt zu müde davon noch ein Foto zu machen, man möge mir verzeihen.
Der Garten war genau so schön wie bei meinem letzten Besuch, dieses Mal allerdings ging ich nicht im Uhrzeigersinn, sondern entgegengesetzt durch den Garten, damit ich auch mal was neues sehe. Ich meine das die Bider hier für sich sprechen, meinen Lesern die einen Japanischen Garten in ihrer Umgebung haben mache ich es nun zur Hausaufgabe diesen ein mal bei gutem Wetter zu besuchen und ein wenig Ruhe zu finden. Wer keinen hat der hat sicherlich einen Nachbarn mit dem schönen neuen Deutschen Steingarten, dieser muss dann auch ausreichen. – Mein Beileid an diejenigen mit „Meiers Open Air Schotter Sammlung“ in der Nähe.
Nachdem ich damit fertig war das Wetter und den Garten zu genießen ging es nun an meine eigentlich wichtigste Station. Ich war ja schon immer an der Astronomie und der Raumfahrt interessiert. Auch bin ich fast täglich über neue Erkenntnisse, Entdeckungen und andere Entwiscklungen informiert, was mich aber leider zu nichts qualifiziert. Das wäre ja als würde ein Fußballfan sagen das er Ahnung vom Spielen hat, obwohl die einzige sportliche Betätigung das Heben der Bierkästen ins Auto und vom Auto in die Bude ist.
Als ich jedoch nach Sehenswürdigkeiten rund um Sendai schaute stellte ich doch etwas überrascht fest, dass es hier ein Observatorium gibt und das ich dieses noch nicht besucht hatte. Ich hatte Glück und kam doch recht pünktlich zu einer Show im Planetarium, allerdings blieb mir nicht genug Zeit um herauszufinden wie ich meinen Sitz verstellen konnte. Ja, man sollte meinen, dass ich dieser Aufgabe gewachsen sein sollte, allerdings scheiterte ich kläglich daran und musste nun die Show, schief auf meinem Stuhl sitzend genießen. Nachdem erklärt wurde wo man das große Sommerdreieck am Himmel finden konnte wurde gezeigt welches Sternbild es im Herbst am Himmel zu finden geben würde. Kann es jemand erraten? Nein? Das glaube ich nicht, daher gibts noch einen Versuch. Richtig, nach Dreieck kommt Viereck. Das Herbstviereck ist ein Sternenbild was man recht leicht in den kommenden Monaten am Himmel erblicken können sollte. Ob das hier in Sendai mit dem derzeitigen Regen und der Lichtverschmutzung auch möglich ist, werde ich vielleicht berichten können. Auch habe ich nicht herausgefunden ob es ein Frühlingszweieck oder ein Winter Fünfeck/Pentagon gibt. Ich habe mir aber auch nicht die Mühe gemacht danach zu suchen. Was die Einstellung des Sitzes im Planetarium angeht so vermute ich das die QR-Codes an den Sitzen etwas mit deren Aktivierung zu tun haben, da während der Vorstellung auch Fragen gestellt wurden welche von den Zuschauern beantwortet werden konnten. Dabei leuchtete an den besetzten Stühlen die kleinen Nummerntasten mit denen die Antworten gewählt werden konnten. Meine leuchteten nicht auf, wodurch ich nur, Sherlock Holmes hätte es nicht besser lösen können, schlussfolgerte, dass diese QR-Codes etwas damit zu tun hatten. Und ja, als ich den Raum betrat gab es in großen Lettern, ähh, Hiragana, Katakana und Kanji meine ich natürlich, eine Erklärung die vermutlich in einfacher Sprache geschrieben war damit auch Kinder wüssten wie die Stühle zu bedienen waren. Aber ich bin schon lange kein Kind mehr, blöd nur das die Zeit nicht reichte um mit meinem mangelhaften Japanisch entziffern zu können was da im Detail stand. Aber es hätte sich auch um etwas handeln können was absolut nichts mit der Handhabung der verstellbaren und hoch digitalisierten Stühle zu tun hat. Ja, die Antwort zu manchen Fragen des Lebens werden wir wohl nie erfahren… Die weitere Vorstellung im Planetarium war eher so ein Standarddings würde ich mal sagen, am Horizont der Kuppel wurden die Gebäude der Stadt angezeigt und auf den Tag folgte schnell die Nacht mit einigen wenigen Sternen. Als sich jedoch die Häuser auflösten (vielleicht waren sie nur aus Zuckerwatte und vertragen keinen Regen?), war der Sternenhimmel und die Milchstraße in voller Pracht für alle Sichtbar. Mit verrenktem Nacken sah ich dann wie wir uns immer weiter von der Erde entfernten, dann das Sonnensystem aus den Augen verloren und nun die Milchstraße (da wohnen wir, voll cool oder?) in ihrer vollen Pracht erblickten. Ein kurzer schwenk und wir hatten nun die größere Andromedagalaxy vor uns welche uns mit ca. 110 km/s (s steht für Sekunde) erreicht und wahrscheinlich vorerst verfehlt, es gab gerade kürzlich erst neue Meldungen, dass es vielleicht doch nicht, vielleicht auch etwas später erst zu einer Kollision kommt. Anschnallen müssen wir uns da zum Glück nicht, da die Entfernungen auf dem Galaktischen Highway recht groß sind und ich und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit alle meiner noch nicht lebenden Nachfahren bis dahin schon lange in einen dem jetzigen Zustand ähnelnden Zustand sein werden (nicht lebendig). Insgesamt war die Präsentation auch sehr interessant, zumindest wenn man ein Kind ist. Ich bin zwar ein Kind meiner Eltern, da ich jedoch mittlerweile einiges an Grafischem Know How angesammelt habe wurde mein Hunger nach Spektakel leider nicht gestillt. Immerhin war die Atmosphäre mit anderen zusammen etwas über die Sterne zu lernen aber sehr empfehlenswert.
Die Ausstellung, welche ich nach meinem Besuch im Planetarium besichtigte war größtenteils spielerisch, aber das nur im positivsten Sinne. So hat man tatsächlich auf Knopfdruck Plasma erzeugen können, ähnlich wie die Nordlichter welche ich vor meiner Abreise mit meinen eigenen Augen in höster intensität in den Nördlichen Breiten Weimars bestaunen konnte. Oder eine Prismenfolie welche tatsächlich das Licht nach ihren Farben sortiert. Wäre das Prinzip der Lichtbrechung und den Wellenlängen des Lichtes heutzutage entdeckt worden, so wäre es vielleicht sogar als rassistisch eingestuft und verboten worden. Soviel zu meinem Recht der freien Meinungsäußerung, bei Risiken oder Nebenwirkungen fragen sie bitte einen Anwalt.
Von unserer Erde ging es immer weiter hinaus und auf wenigen Quadratmetern wurde in anschaulichster Weise genug Wissen vermittelt um ohne Probleme die Astronomiearbeit der 10. Klasse zu bestehen. Schade das wir Astronomie nicht in der 11. oder 12. Klasse wählen konnten. Dann hätte ich ohne ein Wimpernzucken Spanisch oder Religion ein Angebot gemacht was sie nicht hätten ablehnen können.
Mir war nicht bewusst das der Neptun der neunte Planet in unserem Sonnensystem ist und seit 2006 kein Planet mehr ist. Immerhin haben wir noch den Pluto, es hätte schlimmer sein können… Man stelle sich vor der Pluto wäre kein Planet mehr, will man wirklich in solch einer Welt leben?
Ich war gerade erst bei unserer Galaxie (immer noch die Milchstraße) angekommen, da wurde mir leider mitgeteilt das die Ausstellung schließt. Mit meinem, sagen wir mal, sehr geringen Sprachkenntnissen, gelang es mir doch das unvermeidbare noch ein par Minuten hinauszuzögern und mir im Eiltempo den Rest der Ausstellung anzuschauen.
(nicht maßstabgetreu) Modell des Hubble Space Telescope
Ich habe leider nicht ganz alles durchlesen können, aber ich bin mir recht sicher, das dies das Aktuellste Modell unserer Erde ist. Eine Schlange, auf dieser eine große Schildkröte und wiederum auf dieser vier Elefanten welche unsere scheibenerde gemeinsam auf ihrem Rücken tragen. Jetzt ergibt eigentlich alles Sinn. Also die Flacherdler haben doch Recht und die mit der runden Erde nicht. Ich habe auch noch nie Hände gesehen die einen so großen Ball wie die Erde hätten herstellen können. Tja, wieder mal was gelernt, wa?
Als großen Highlight war es mir gegen Ende noch möglich das Hitomi Telescope mit einem Spiegeldurchmesser von stolzen 1,31 Metern.
Ja, es gibt Aliens. Und ja, ich habe Bildbeweise:
Kiwis kennen keinen Frieden. Nachdem sie ihre Gegner geköpft haben Essen sie ihre inneren Organe um sich an den Kräften ihrer Opfer zu stärken.
Da die vergangene Woche von Regen, Sonne Wind und Wetter durchwachsen war und ich außerdem viel Arbeit zu erledigen hatte, kam ich nicht dazu mir große Pläne fürs Wochenende auszudenken. Leider hielt mich auch der Wetterbericht davon ab das Wochenende produktiv zu nutzen und so blieb ich dabei alles vorzubereiten sodass am Montag eine kleine Studie gemacht werden konnte.
Ich habe hier zuerst Pissu biru (… Gebäude) gelesen, Google Übersetzer meint allerdings das ピースビル – Pīsubiru – „Friedensaufbau“, also Friedensgebäude heißt.
Trotzdem war auch diesen Sonntag wieder Volleyball in der kleinen Sporthalle in der Nähe der Sendai Station, jedoch waren wir nicht einmal genug Leute um zwei Volle Teams a 6 Leute zu bilden. Viele waren schon nach hause geflogen, einige würden es noch, und leider ist es auch so, dass mindestens ein Großteil nicht wieder zurück kommen würde. Etwas schade muss ich schon gestehen. Vor allem da sie nun ungefähr ein Jahr hier waren und ich sie von dieser Zeit nur ca. 2 Monate kannte. Außerdem spielt es sich nicht so einfach wenn ein Großteil der Leute fehlen. Und es gab schon Tage an denen wir vier Teams bilden konnten. Es gab gestern Abend wieder einmal ein kleines Erdbeben, diesmal jedoch zwischen Tokyo und Sendai. Obwohl es recht weit entfernt war, war es auch hier noch recht ok spürbar. Immerhin wurde nun auch die Warnstufe vor dem großen Erdbeben im Süden erst einmal verringert, das ist doch schon mal ein Anfang.
Ja, der Roboter kann besser fahren als ich, denn ich habe keine Räder. Das ist ein Roboter des gleichen, im vorherigen Beitrag genannten Restaurant „Gasto/Gusto“.
Da Japan am pazifischen Feuerring liegt ist es nicht überraschend das es auf den Inseln des Landes viel vulkanische Aktivität zu finden gibt welche aber auch unter anderem heiße Quellen entstehen lässt. Der Fujiyama, welchen ich vor fast zwei Wochen bestiegen habe ist neben dem höchsten Berg Japans auch noch ein aktiver Vulkan welcher zuletzt 1707 ausbrach. Mit dem Hyūga-nad Erdbeben der Stärke 7.1 welches letzte Woche am 8. August auf dem Nankai Streifen die Region erschütterte wurde dies wieder einmal umso deutlicher. Das Erdbeben war vor der Küste Miyazakis in der Präfektur Miyazaki ungefähr 1.100 Kilometer von mir entfernt. Trotzdem ist wichtig zu verstehen was es mit diesem Erdbebengebiet auf sich hat. Diese Nankailinie beschreibt die einen Teil der Grenze zwischen der Eurasischen und der Philippinischen Platte. In der Nähe (ca. 30 – 40km) des Punktes an welchem diese beiden Platte auf die Nordamerikanische Platte treffen befindet sich auch der Fujiyama, dem wie vorher schon genanntem aktiven Vulkan. Zusätzlich zu dem Nankai Abschnitt gibt es noch zwei weitere, Tonankai und Tokai welche in dieser Reihenfolge weiter Nördlich und Östlich sind. Bei diesen Erdbeben gibt es eine historische Periodizität mit welcher sie in gewisser Stärken auftreten. So gibt es auch hier in Sendai ab und zu, vielleicht alle par Wochen etwas kleinere Erdbeben, die man aber leicht verschläft. Größere Erdbeben gibt es dann seltener, Anfang des Jahres zum Beispiel das Noto Erdbeben der Stärke 7.5 welches mehr als 282 Leben nahm. Das große Erdbeben der letzten Woche aber forderte zum Glück keine Menschenleben.
Die Häufigkeit der großen Erdbeben dieser Region Südwestlich von Tokio ist zum Glück relativ gering, sie geschehen ungefähr alle 90 bis 200 Jahre. Der Grund für den momentan sehr hohen Alamierungszustand der Bevölkerung ist der, dass vor dem großen Erdbeben der Stärke 9.1 in Tohoku welches am 11.03.2011 war, ein vorheriges Erdbeben am 9.03.2011 der Stärke 7.2. Bei dem großen Erdbeben und dem folgenden Tsunami in Tohoku gab es mehr als 20.000 Todesopfer. Das letzte dieser großen Erdbeben war das Nankaidō Erdbeben 1946 und kurz zuvor 1944 das Tōnankai Erdbeben. Beide hatten jeweils eine Stärke von 8.1 und je weniger als 1.500 Opfer. Insgesamt ist dieses Thema viel, viel komplexer als ich nun hier versucht habe zu beschreiben, jedoch ist es trotzdem wichtig zu wissen, dass 1. Erdbeben passieren können. 2. Erdbeben unvorhersehbar sind. 3. Die Stärke der Erdbeben sehr stark variieren kann und 4. Japan womöglich eines der sichersten Länder im Falle eines Erdbebens ist.
Zum einen werden die neuen Gebäude des Landes stetig sicherer und sicherer gegen die stärksten Erdbeben gebaut, zum anderen ist es auch so, dass auch ein großer Teil der älteren Gebäude sicher sein kann. Denn durch die Häufigkeit der Erdbeben ist es ja schließlich so, dass alles was ein Erdbeben nicht übersteht zwangsweise neu und besser gebaut werden muss. Abgesehen davon habe ich keine Bedenken das mich ein Erdbeben größerer Stärke erreichen wird. Und selbst wenn, was soll ich denn machen? Sagen das es aufhören soll? Es darf mich nicht ohne meine Erlaubnis durchschütteln? Nein, das Einzige was hier helfen kann ist eine gute Vorbereitung. Einen Helm habe ich ja zumindest schon in jedem Zimmer in dem ich mich hier im Land regelmäßig befinde. Zusätzlich muss ich sagen, dass die Situation der Bahn hier aus Sicht eines Deutschen wirklich verrückt ist. Nicht nur das die Züge pünktlich sind, nein, das alleine ist schon ein Ding der Unmöglichkeit. Nein, nachdem nun das Erdbeben am 8.08 die Erde erschütterte, kam es durch die Drosselung der Shinkansen zu Verzögerungen im Bahnverkehr von Sage und Schreibe 5 FÜNF! 1 + 1 + 1 + 1 + 1 Minuten. Fünf Minuten – da lacht doch die Deutsche Bahn.
Zusätzlich kommt noch der Mountain Day am vergangenen Sonntag – der Montag war dadurch frei, der Feiertag wurde verschoben – und die お盆 – Obon Feiertage, ein buddhistisches Fest in welchem an die Geister der Vorfahren gedacht wird. Heißt nun also übersetzt, das nach dem Erdbeben am 8. für viele vom 9/10.8 bis zum 18.8 Frei ist. Die Anzahl der Shinkansen welche am 9.8. unterwegs waren ist zusätzlich sehr beeindruckend. Es waren 483.
Jaja und warum gibt es nichts spannenderes von meinen Ausflügen der letzten Tage? Nun leider konnte ich bisher keine weiteren Unternehmungen machen, ein 台風 – Taifu – Taifun auf den Weg nach Sendai machte, die Stadt knapp verfehlte, aber das Wetter trotzdem im negativen beeinflusste. Die Taifunzeit hier soll fast schon wie eine Jahreszeit sein ohne welche etwas im Alltag fehlt. Vielleicht ein wenig als würde auf den Sommer direkt der Winter folgen ohne das die Blätter eine Chance hatten sich ins gelbliche oder rötliche zu verfärben. Ich bin mir aber hier nicht sicher ob die Regenzeit die ja bis Juli gehen sollte ein Teil der Taifunsaison ist oder ob diese eine neue Jahreszeit darstellt die in ihrem Wirken sehr große Ähnlichkeiten zur Regenzeit hat. Aber ja, heute Vormittag hat es hier extrem geregnet und ich habe selbst eine Flutwarnung für den Osten der Stadt bekommen. Aber keine Sorge, mit dem Hirose Fluss nebenan, und mit mir im 4. Stock, sehe ich keine Flutgefahr.