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Eine volle halbe Woche

Mit eiener neuen Woche in einem neuen Monat gab es auch neue Gesichter im Labor. Während eines nur temporär bis zum Mittwoch in Sendai ist, wird das andere im Labor bleiben. Der Besuch aus Australien, welcher nur kurz hier sein wird, stellte heute sehr detailiert und informativ die Arbeit der Universität Südaustraliens im Bereich der Visualisierung und interaktion im Berreich der Virtuellen Welten vor. Obwohl ich weiter nicht sehr viel dazu schreiben werde, Leser dürfen gerne gängige Suchmaschinen aus dem Keller holen und in Gang setzen, werde ich jedoch anmerken, dass diese Arbeiten wirklich höchst interessant und auch relevant sind. Und wenn sie noch nicht relevant sind, so haben sie ein großes Potential dazu in naher oder Ferner Zukunft auch einigen Arbeitsbereichen Anwendung zu finden.
Es war mir auch möglich meine Fortschritte an meiner Arbeit vorzustellen, welche als höchst interessant beschrieben wurden. Tipps, Ideen und Diskussionen gab es natürlich zusätzlich, jedoch wollte ich an dieser Stelle einmal anmerken, dass die Ideen der Arbeit hier nicht von mir kommen, mir lediglicb „geliehen“ wurden. Natürlich arbeitet aber mein Gehirn ab und zu mit um an diesem, mir übergebenem, Problem zu lösen.

Nun aber weiter im Text. Nachdem nun dieser informativer Arbeitstag seinem Ende entgegen sah, begaben sich einige wenige von uns mit den Neuankömmlingen auf eine Reise in ein kleines Japanisches Restaurant. In diesem gab es Sashimi, vor unseren Augen gebratener Fisch und etwas mir unbekanntes fritiertes. Der Fisch war auf jeden Fall besser als erwartet und ja, auch ich habe das fritierte etwas gegessen, das sich etwas zäh gekaut hat. Und nein, ich weiß leider nicht was es war. Natürlich musste ich aber an jenem Abend ein kleines Schlückchen Sake probieren, dafür habe ich mir aber kein Bier hinter die Binde gekippt, nur Cola. Der Sake wurde in einem angeschnittenen, angefrohrenen Bambus serviert und er hat nach einem hauch Blüten, größtenteils aber nach Wasser geschmeckt. Damit will ich sagen, dass man als unwissender Ausländer recht schnell ein wenig tiefer ins Glas hätte schauen können. Nach einer kleinen Tour durch die belebte Innenstadt aber, war es für mich auch wieder an der Zeit mich auf den nächsten Tag vorzubereiten.

Heute gab es wieder viel zu tun, was dazu führte, dass ich kaum mit meiner Arbeit voran kam. Zuerst gab es eine längere, teils interessante Besprechung, nach dieser aber gab es am Nachmittag eine ausführlichere Präsentationswelle eines anderen Unterabschnittes der Universität. In diesem anderen Laborgebäude befasst man sich mehr mit den Einflüssen der Virtuellen Welt und den darauf folgenden Gehirnreaktionen. Ich werde nicht so tun als hätte ich im Ansatz verstanden was da noch so bearbeitet wird, aber es ist sicher nicht uninteressant. Nur für mich persöhnlich ist dieser Themenbereich etwas fremd.
Ich hätte auch nicht an diesen größtenteils freiwilligen Aktivitäten teilnehmen können, aber dann hätte ich viel spannendes und interessantes verpasst, daher würde ich trotzdem sagen, dass sich die letzten Tage trotzdem sehr gelohnt haben.

Das sieht aus wie ein Bonbon. Ob wohl die unterschiedlichen Bereiche unterschiedliche Geschmäcker haben?

Ein Wochenende an der frischen Luft

Es klingt vielleicht überraschend, der heutige Tag hat sich aber plötzlich wie ein absoluter Urlaubstag angefühlt. Die Sonne schien in einem hellen, gelbblonden Licht, die Wolken waren quasi nicht vorhanden und auch die Luftfeuchtigkeit, welche in letzter Zeit ein wenig am Rad gedreht hat, war heute kaum bemerkbar.


Da es viele unterschiedliche Attraktionen in Sendai gibt, dachte ich mir, dass es vielleicht an der Zeit wäre einen Zoo zu besuchen.
Nach nur einer kurzen U Bahnfahrt von 10 Minuten also stand ich vor einem kleinen Zoo, welcher zwar einen sehr schöne Gestaltung für die Besucher hat, aber für meine ungeschulten Augen etwas zu kleine Gehege für die Tiere vorzuweisen hat.


Natürlich ist einem dies unterbewusst für die Elefanten, Zebras, Giraffen oder Nashörner auch bewusst, jedoch bemerkt man spätestens bei den Greifvögeln, dass ein Käfig von höchstens 8-12 Kubikmetern ein wenig klein sein könnte. Auch bei den Waschbären die sich im Kreis drehen als würden sie für jede Runde im Käfig eine Minute Freiheit erlangen fragte ich mich schnell, ob ich lieber etwas anderes hätte anschauen sollen.
Die Gitter der Affen und Lemuren waren so dicht, dass es zwar für die Augen möglich war kleine Gestalten in den Käfigen, fast schon wie Schatten, wahrzunehmen, für meine Kamera gestaltete sich diese Aufgabe aber etwas schwieriger.
Auch die „Lebensräume“ der Schildkröten oder Schlangen wirkten etwas karg, vermutlich dient dies aber dem Besucher die Tiere ein wenig schneller wahrnehmen zu können. Es kann aber auch sein, dass ich an einem Tag gekommen bin, an dem das ganze Grünzeug zufällig herausgenommen wurde. Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass ich zuvor ähnliche Umstände in einem von mir zuvor besuchtem Zoo/Tierpark/sonsetwas gesehen habe. Höchstens in einer Tierhandlung für Insekten.

Ich hoffe, dass mich die Besuche unter all dem dichten Grün überhaupt erkennen können! Nicht das das Stöckchen oder die par Steinchen im Weg sind!


Durch die Hitze wirkten einige Tiere besonders betroffen und suchten sich andere Beschäftigungen. Für den Eisbären war dies ein „Spaziergang“ von der linken Seite des Geheges zur rechten Seite und von dieser aus wieder zurück. Der Gute muss ein echter Wanderer sein, ich bin mir sicher, dass er diesen Weg schon vorher besonders gut geübt hat.

Vor allem für bedrohte Arten könnte ich eine art Zoo verstehen, aber wenn mehr Platz für die Besucher als für die Insassen, äh, ich meine natürlich Zootiere, ist, dann fragt man sich, vor allem heutzutage, wo sich doch jeder die Tiere in Filmen, Dokumentationen, oder in Internet anschauen kann, ob überhaupt noch die Notwendigkeit einen Zoo zu besuchen besteht. Auf der anderen Seite wäre natürlich aber die Soziale Bindung welche sich zwischen den Kindern und Eltern bzw. Großeltern in einem Zoo entwickelt. Schwieriges Thema, vielleicht sehen die Zoos der Zukunft anders aus. Spätestens aber nachdem die meisten Tierarten ausgestorben sind.

Ja, wo wir gerade beim Aussterben sind. Ich meine natürlich nur beim Thema, nicht tatsächlich dabei, ne? Nun nachdem mich dieser Anblick so schockiert hat, dass ich mir schnell noch alles angesehen habe und mich dann weiter auf den Weg machte, dachte ich mir also, dass es vielleicht besser wäre etwas weniger lebendiges zu betrachten.
So hatte ich, lange bevor ich nach Sendai kam, bereits gesehen, dass es ein kleines Museum gibt, in welchem ein eher ungewöhnliches Ausstellungsstück zu finden war. So befindet man sich in diesem ovalen Museum ungefähr fünf Meter unter der Erde und kann in diesem ovalen Gebäude welches um das Ausstellungsstück gebaut wurde, einen 20,000 Jahre alten Wald besichtigen. Das kling nun auf den ersten Blick ein wenig langweilig, jedoch sollte man sich vor Augen halten, dass dieser sogar relativ groß ist. So hat das Gebäude laut Google Maps eine Länge von ca. 54 Metern und eine Breite von ca. 22 Metern. Ein anderes Highlight, neben einem kurzen Film, welcher anschaulich das Leben der entfernten Vorfahren dieser Zeit zeigt, ist allerdings die erkennbaren Überbleibsel des prähistorischen Lagerfeuers, welches diese zurückgelassen haben.
Ob dies aber dazu beitrug, das dies dazu führte, dass uns zur heutiger Zeit das Fleckchen Wald erhalten Blieb, bleibt aber reine Spekulation von meiner Seite.


Des weiteren gibt es auch eine zweite Etage, in welcher in einem kleinen Diorama mittels Hologramm – Glasscheibe im 45 Grad Winkel + Bildschirm – Leben in ebendies gehaucht wird, indem Urmenschen das Lagerfeuer entfachen und die Sonne untergeht. Es mag ehrlich gesagt ein wenig karge klingen diese „Kleinigkeit“ als Anlass zu nutzen ein gesamtes Museum um drum herrum zu errichten, jedoch ist dies aber genau die Genialität. Ich meine was hatten den die Menschen zu dieser Zeit? Handy, Fernseher oder Autos werden es ja wohl kaum gewesen sein. Auch Straßenlaternen werden ihnen nicht dabei geholfen haben im Dunklen den Weg von der Bar wieder nach Hause zu finden. Sie hatten ja nüscht! Das also eine der einzigen Technologien, das wärme und lichtspendendes Feuer, nun aus dieser so entfernten Zeit trotzdem noch so vorzufinden, wie es einst zurückgelassen wurde, grenzt meiner Meinung nach eher an ein Wunder als alles andere.

Das nächste Highlight dieses Museums war nun also die Außenanlage, die ca. 150 x 100 Meter (inklusive Museum und Parkplatz) groß ist und die Vegetation aus dem Gebäude, aber eben in lebendiger Form, enthält. Man bekommt also zuerst einen kleinen Eindruck davon, wie es damals tatsächlich war, nur halt unter der Erde, und danach einen Eindruck davon, wie es damals auf die Menschen jener Zeit gewirkt haben muss. In diesem kleinen Gletscherwald, welcher zur letzten Eiszeit existierte waren überraschend viele Farne und kleine Pflanzen, er wirkte aber trotzdem recht vertraut. Aber er hat nicht zu sehr an die heutige Vegetation erinnert welche ich hier bisher wahrnehmen durfte. Vielleicht liegt dies aber auch daran, dass ich vor allem Bäume am Straßenrand sehen durfte. Besonders für diese aber ist Sendai bekannt. Hier soll es so viel Grün geben wie in keiner anderen Großstadt Japans. Das macht sich natürlich, wie man vielleicht schon in meinen Bildern gesehen hat, bemerkbar.
Ich habe wirklich großes Glück hier zu sein!

Nun nachdem nun der Samstag verging, ging es am Sonntag schon früh um 12:30 auf einen Ausflug, welcher einen Fußweg von ungefähr 3,7 Kilometern entspricht. Mit dabei war der Franzose aus dem Labor, welcher mir diese Schreine auf jeden Fall zeigen wollte, da sie angeblich mit die besten wären die Sendai zu bieten hat. Nachdem ich nun diese auch gesehen hatte, muss ich sagen, das er damit auf jeden Fall Recht hat!
Aber ich habe hier auch noch nicht zu viele Schreine und Tempel gesehen. Am ehesten hätten sie mich ein wenig an die in Matsushima Bay erinnert.
Erstaunlich war aber auf jeden Fall, dass man mit dem Betreten der Tempelanlage, welche durch einen langen, an den Seiten bewachsenen Weg, mit der Straße verbunden war, sofort dachte, dass man plötzlich mitten im Wald wäre. Die Bäume, Büsche und anderes Gepflantzte, versperrten also so schnell die Sicht, dass man sich wunderte wohin plötzlich die mitlerweise kleineren Häuser der Stadt verschwunden waren.

Der erste Garten/ Tempel war auf jeden Fall der Schönste, jedoch gab es einige Touristen, welche leider etwas laute „Pling Plong“ Musik abspielten und somit ein wenig unpassende Stimmung mit in den Garten mischten, jedoch konnte man ihnen relativ einfach entkommen. Das andere Problem, die hohe Luftfeuchtigkeit von bis zu 95% an diesem sonst so schönen Sonntag, konnte man allerdings nicht so leicht entfliehen.
Trotzdem machten wir uns auf jede der andern Tempelanlagen zu bestaunen. Diese wirkten teils relativ unterschiedlich, und dennoch hatte man das Gefühl, dass sie alle perfekt mit dem Ort verbunden war. Ich würde sogar sagen, dass einige etwas verwunschen wirkten. Fast so, als wären dort tatsächlich einige 神 – Kami – wortwörtlich Gott/Gottheiten/Geister zu hause.

Auch an diesen Tempel sammelte ich fleißig die Tempelstemple, jedoch vergaß ich dummerweise schon wieder mein Stempelbuch, daher muss ich wohl noch einmal zurückkehren.

Nachdem nun alle Tempel erkundet waren, ging es zu späterer Zeit auch wieder zum Volleyball, damit auch dieser Sonntag abgerundet war. Ich muss sagen, dass mir meine Finger dieses Mal ein wenig, fast schon überraschend weniger, Weh getan haben. Vielleicht war ich einfach schon immer gut in dem Spiel und wusste es nur nicht. Vielleicht aber kam der Ball heute seltener in meine Richtung. Tja, wer Weiß?

Was? Es sind schon drei Wochen?

Heute vor genau drei Wochen kam ich hier in Japan am Haneda Airport in Tokyo, der Hauptstadt Japans an. Ich musste mich in dieser Zeit vielen Herausforderungen stellen und diese fast immer erfolgreich meistern. Es kommt mir nicht so vor als wäre ich schon seit einer so langen zeit hier in Japan. Ich habe bisher wie auch berichtet viel neues gesehen, viele Menschen kennen gelernt und auch neue Freundschaften geschlossen. Ich weiß nun nicht mehr was ich im vornherein genau erwartet habe, aber bisher ist wirklich alles besser gelaufen als ich es hätte wünschen können. Ich würde von mir selbst behaupten, dass ich größtenteils sehr blauäugig und naiv an die ganze Sache herangegangen bin, was sich aber nicht bemerkbar gemacht hat, da die Universität mit dem International Support Center eine unglaublich gute Unterstützung bietet, welche mir vor allem an Anfang sehr viel Unsicherheit genommen hat. Sicher, die Familie wird auch vermisst, aber es ist ja nicht so als wäre ich am anderen Ende der Welt – Oh, naja heutzutage ist doch alles irgendwie anders, oder? Nachdem man in den Zeiten des Internets kostenlos in Echtzeit über Bild und Ton miteinander in Kontakt treten kann, wirken diese enormen Distanzen, für die ein hochmodernes Flugzeug mehr als einen halben Tag braucht, plötzlich ein wenig kürzer.
Nachdem es anfangs natürlich meine oberste Priorität war ein wenig die Stadt und Umgebung kennen zu lernen, so musste ich dies teils auf die Wochenenden verschieben, da ich tagsüber jeden (Wochen)Tag im Labor anwesend war und sein werde. So habe ich bisher schon ein wenig der näheren Umgebung Sendais, Kizuna Matsuri, das Fest der Zusammenhalt nach dem großen Östlichen Erdbeben, die „Ruinen“ des Schlosses Date Masamunes, sein Mausuleum in dem auch andere Mitglieder des Date Klans liegen, die Bucht Matsushimas mit einigen ihrer Tempel und Brücken, und auch die vielen unterschiedlichen Tempel in den Bergen Yamaderas gesehen. Ich würde sagen, dass sich diese kleineren Ausflüge soweit gelohnt haben und ich in Zukunft mehrere, ähnlich dieser machen sollte.

Die Ruinen 青葉城 (Aoba-jō), 青- ao – Blau, 葉 – ha – Blatt, 城 – shiro – Schloss des wörtlich übersetzten, Schloss der blauen Blätter.

Eine kleine Insel in der Bucht Matsuhimas über eine rote Brücke verbunden mit dem Festland.

Ein von Natur gefüllter Blick auf die Tempel Yamaderas.

Im Labor konnte ich mehrere Vorträge besuchen, welche teilweise von Studenten gehalten wurde, es gab jedoch auch einen Gastbesuch vom University College London (UCL). Die Gäste des UCLs und ich durften auch an einer Tour des gesamten Labors teilnehmen, welches sich aus mehrere Räumlichkeiten im ersten und fünften Stock zusammen setzt.
Nachdem ich nun also neu in Sendai ankam, und auch einige andere neue Mitglieder in oder vor diesem Zeitraum zum Labor hinzukamen, wurde nun also eine Verfügbarkeitsliste ausgefüllt, in welcher jeder eintrug, wann er für eine Willkommensfeier verfügbar wäre. Diese fand nun also am Dienstag im „Euro 29“ statt, einem kleinen Restaurant in der Nähe einer größeren Einkaufsstraße in der Nähe des Stadtzentrums. Los ging die „Pilgerreise“ als Gruppe im Labor, und nachdem ich am Anfang das Gefühl hatte, das es noch etwas Formal war, so wurde es durch das erste Bier, welches die Gesichter einiger schlagartig rot färbe, schnell recht locker und entspannter. Ob ich mich asozial hab volllaufen lassen? Das ist zwar eine sehr direkte Frage, aber ich muss leider sagen, dass ich keinen Alkohol angerüert habe. Es wäre möglich gewesen „kostenlos – der Preis für den Abend pro Person betrug 3500 Yen“ so viel nachzubestellen bis die Zeit um ist, jedoch konnte ich mir relativ bildlich ausmalen wie eine solche Variante für mich enden würde.
Es gab nun also, treu dem Namen des Restaurants, welches entfernt an eine europäische Bar erinnerte, viele unterschiedliche Speisen. Es gab mehrere Gänge mit je einer Speise pro vier Personen. Dadurch konnte sich jeder das auf seinen Teller packen, was sein Herz begehrt.
Und ja, selbst ich habe mir den Salat genommen, welcher überraschenderweise nach Salat geschmeckt hat. Ja, Geschmäcker kann ich gut beschreiben. Die anderen Gerichte waren auch überraschend nah an ihrem Europäischen Vorbild. So muss ich sagen, dass mir die Chili con Carne und auch der Braten darunter am besten geschmeckt haben. Zum krönenden Abschluss gab es neben Brownies auch noch ein Gruppenfoto vor dem Restaurant. Nun als Deutscher mache ich natürlich gerne Gruppenfotos, jedoch war mir etwas unwohl als plötzlich alle für das Foto den rechten Arm hebten. Zum Glück war die Faust geballt, jedoch war dies trotzdem ein wenig ungewohnt für mich. Der Franzose dachte das gleiche wie ich, so haben wir einen nuen interessanter neuer Kultureller Unterschied entdeckt.

Am nächsten Morgen stand ich nun vor einer verschlossenen Labortür und wunderte mich ein wenig wo alle anderen bleiben. Nachdem ich diese öffnete, mir wurde ja ein Zugang gegeben, wurde mir allmählich klar, dass der Alkohol nicht spurlos an den anderen Studenten und Mitarbeitern vorbeigegangen war.

Ich werde nun auch auflösen was aus der Wäsche geworden ist. Nun nachdem ich genau am Start der Regenzeit diese zum Trocknen aufhing, dauerte es erstaunlicher Weise etwas länger bis diese getrocknet war. Ob die hohe Luftfeuchtigkeit etwas damit zu tun hat, oder ob die T-Shirts bei dieser Hitze auch einfach schwitzen, weiß ich noch nicht. Aber nach einer relativ langen Trockenzeit konnte ich nun herausfinden ob ich sie weiterhin tragen könne, oder ob ich sie als „M“, vormals „L“ verschenken kann.
Nun ja, ich bin mir zwar nicht so ganz sicher, aber es kommt mir schon ein wenig komsch sein, da will ich ehrlich sein. Vielleicht war es nicht die schlauste Idee einfach alles zusammen zu werfen und den Voreinstellungen ohne einen zweiten Blick zu vertrauen. Oder ich bin über Nacht um 1 – 2% gewachsen. Ich weiß es nicht. Aber es kommt mir ein wenig so vor, als wären einige Hemden ein klitze, klitzekleines bisschen kleiner als vorher.
Es kann aber auch sein, dass ich wieder einen Knick in der Optik habe, eine Brille trage ich ja nicht ohne Grund.

Was, das ist eine Fassade und kein Wasser?

Nachdem nun also dieses Problem „gelöst“ war – ja was soll ich denn machen? Alles ausleiern bis es ungefähr wieder so „schlabbrig“ wie vorher ist?, Oder soll ich einfach so tun als würden mir die Hemden nun einfach besser passen? – ging es heute zum zweiten Mal innerhalb der letzten sieben Tage zum Volleyball.
Heute war es nicht in einer kleinen Turnhalle in der Nähe des Bahnhofes, sondern in einer kleinen Turnhalle auf dem Dach einer Schule. Tja, wenn ich damals in einer solchen Halle Sport gehabt hätte, wäre ich vielleicht sogar gerner mal zum Sport gegangen als ich es damals nur wenig gerne tat. Nun zusätzlich gibt es an dieser Schule anscheinend auch einen kleinen Dachgarten was mich zwar ein wenig verwundert hat, aber auch ein klein wenig neidisch gemacht hat. Abgesehen von der natürlich auch beneidenswerten Aussicht zu fast allen Seiten.
Heute versucht ich im Volleyball sogar ein wenig mehr Einsatz zu zeigen, was sich interessanterweise sogar bemerkbar machte. Trotzdem werde ich, falls ich öfters gehen sollte, noch auf absehbare Zeit ein Anfänger bleiben.

Ich habe zu viele Bilder gemacht, hier noch einige, fast zufällig ausgewählte, in zeitlich korrekter Sortierung:

Rückfahrt von der Bucht Matsushimas:

Nachtszene und Blumen an den Straßen Sendais:

Yamadera, Tempel, Natur und Rückfahrt (Tunnel):

Die letzten Drei Tage

Keine Sorge, ich habe nicht vor vorzeitig ins Land der EM zurückzukehren, oder wie man es in Japan nennen würde, nach „ドイツ“ – „Doitsu“, nein, ich wollte nur einige weniger Interessantere Ereignisse in einem eigenen Beitrag zusammenfassen.

So begab es sich am Sechsten Tag der Woche, oder 土曜日 – Doyobi – „Boden“ Tag, wie er hier genannt wird, dass plötzlich der Boden Bebte und ungeahte Lavermassen aus dem Boden kamen um die Straße zu überqueren. Auf der Anderen Seite gab es nähmlich einen Eisladen.
Ok, ich gebe es ja zu, das erste Erdbeben was ich hier erleben konnte war zum Glück nicht ansatzweise so späktakulär, jedoch ist es trotzdem ein komisches Gefühl wenn plötzlich das Haus anfängt zu wackeln. Die Beschleunigung einer Achterbahn ist ein wenig mit einem Erdbeben vergleichbar, nur ist der kleine Unterschied der, dass man eine Achterbahn meist auch noch ein zweites Mal fahren möchte. Ein zweites Erdbeben, vor allem eins dessen Stärke vorher unbekannt ist müchte ich zwar nicht unbedingt erleben, werde dies aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, noch einmal tun.

Ich habe leider kein Foto vom Erdbeben gemacht, weil ich nicht wollte. Daher gibt es noch einige von Yamadera.

Während ich diese Zeilen schreibe, so bin ich mir nicht sicher ob es eine Bahn ist, die entfernt vorbeifährt, oder ob es sich um ein Erdbeben handelt. Dabei bin ich schon ca. 2km von der Bahn entfernt…

Am folgenden Tag, dem 日曜日 – Nichiyoubi („Tag“ Tag), ist nun endlich die Regenzeit über uns hereingebrochen. Tja, was kann man zum Regen nicht sagen, was einem nicht auch vorher schon bewusst war? Ich weiß es nicht. Aber die Regenstärke variierte über den Tag hinweg, sodass es meist eine Art Nieselregen gab. Nun da ich gegen 18 Uhr zum Volleyball eingeladen war, machte ich mich also durch den Nieselregen hindurch auf, welcher sich auf der Hälfte zur Sporthalle plötzlich in einen richtigen Platzregen verwandelte. Volleyball an sich war auf jeden Fall besser als der Regen, jedoch gab es viele, viele Spieler welche besser waren als ich, der das letzte mal letztes Jahr ein einziges Spiel gespielt hat. Ich bereue es trotzdem nicht und werde vielleicht noch einmal hingehen. Ich bin zwar nicht gut, aber ich habe gehört, dass es auch Menschen gibt die Sport nur zum Spaß spielen sollen.

Ja, es scheint sich nun wirklich um eine Reihe kleiner Erdbeben zu handeln die sich kaum bemerkbar machen.

Nun kommen wir also zum letzten Punkt des Abends.
Nachdem ich mich seit ca. einer Woche ab und an darum kümmere welches Waschmittel ich kaufen sollte, traf ich heute die Entscheidung mir eine Japanische Variante der Tide Pods zu holen. Diese Art des Waschmittels könnte zum Beispiel aus der bekannten TidePod Challenge bekannt sein, bei welcher Kinder und Jugendliche vor etlichen Jahren diese aßen und Videos davon ins Internet Stellten.
Na dann, guten Appetit!
Die Waschmaschine ließ ich mir auch außgiebig erklären, darunter auch von einem Mitbewohner, den ich heute das erste Mal gesehen hatte, welcher aber schon seit drei Monaten hier wohnt. Wie funktioniert die Maschine also? Na, das ist doch ganz einfach, man drückt auf 切/入 – Setsunyuu – Aus/An, dann auf 洗濯 – Sentaku – Waschen/Wäsche und zu guter Letzt auf スタート – Sutato – Start um die Waschmaschine zu starten.
Nach gut einer Stunde war es mir möglich einen größeren Wäscheberg aus der Maschine zu holen als ich erwartet hatte. Sicher, ich wusste genau wie viel Wäsche ich in die Maschine stopfte, dass aber auch alle Socken wieder herauskommen würden und auch alle Hemden und Hosen war doch eine kleine Überraschung.
Ich meine es hätte ja sein können, dass ich mit meinen 12 Kleiderbügeln und meinen 22 Foldback-Klammern auskommen würde, jedoch wurde ich schmerzlich daran erinnert, dass dies ein Ding der Unmöglichkeit darstellen würde.
So machte ich mich nun also im dunklen der Nacht auf meine Lange Reise in den nächsten Convenient Store. Nachdem ich nur Büroklammern finden konnte, war ich auch Fünf Minuten später wieder daran, auch die letzten Socken noch irgendwie in die Vertikale zu bringen. Nachdem ich aber auch diese Herkulesaufgabe gestemmt hatte, sollte die nächste ein wenig einfacher werden.
Es muss mir nun nur noch gelingen die Nacht zum Tage werden zu lassen und die Luftfeuchtigkeit von gerade 79% ein wenig zu verringern.
Also wird wohl meine Klimaanlage nun die ganze Nacht bei geöffnetem Fenster arbeiten müssen. Sie hat quasi keine andere Wahl als auch im Außenbereich die Luftfeuchtigkeit ein wenig zu verringern.

Nun das soll es auch schon gewesen sein, ich bin mir mittlerweile recht sicher, dass das vorhin doch kein Erdbeben war, vielleicht ist ja nur Godzilla zu Besuch oder meine Fantasie hat mir einen Streich gespielt (kleine Wahnvorstellungen). Aber ich bin mir recht sicher mich noch an meinen Namen erinnern zu können.

山寺 – Yamadera

Gestern habe ich einen Ausflug in die Präfektur Yamagata nach Yamadera gemacht. 山 – Yama bedeutet Berg und 寺 – Dera/Tera bedeutet Tempel. Ich bin also quasi auf dem Tempelberg gewesen. Ich hatte vorher schon die Chance auf dem Tempelberg in Jerusalem, im nahen Osten, zu sein, welcher allerdings wenig Ähnlichkeit zu seinem Japanischen Namensvettern im fernen Osten hat. Ein wenig überraschend, ich weiß, und das auch da die beiden nur durch wenige tausend Kilometer voneinander getrennt sind. Sie befinden sich sogar beide auf dem gleichen Kontinent, allerdings in unterschiedlichen Ländern.
Nun ich hatte viel Glück mit dem Wetter, da nun eigentlich die Regenzeit anfangen sollte. Trotzdem hatte ich fast durchgängig Sonne und solide 30 Grad Celsius, wie ich überraschend feststellen musste, da man dies durch den Schatten und die gefühlt geringe Luftfeuchtigkeit nicht merkte.
Heute dagegen regnet es den ganzen Tag.

Yamadera ist ein Winziges Dorf welches sehr gut mit dem Zug erreichbar ist. Es hat einen kleinen Fluss welcher fast vollständig zugewachesen ist und ist ansonsten von Bergen umgeben. Überraschenderweise fangen die Tempel am Rande des Dorfes schon nach nur ca. 10 – 20 Höhenmeter von der Straße entfernt aus an. Dort bilden sie fast so eine Art „Ebene“ oder Streifen welcher neben mehreren kleinen Tempelgebäuden beherbergen. Von dort aus gibt es viele gut ausgebaute Treppen die zu den oben gelegenen Tempeln führen. Daher ähnelt der Aufstieg eher einem Spaziergang als einer Wanderung.
Es gibt auch viele Anlässe an den kleinen Zwischenstationen zu halten, vor allem aber um Bilder zu machen und die Natur zu bestaunen.

Zu den Tempeln selber und der gesamten Anlage kann ich nur sagen, dass es die bisher schönste Anlage war die ich hier gesehen habe. Die Bilder vermitteln den Eindruck der Tiefe und auch die Räumliche Auslegung der Anlage leider nicht sehr gut. Aber einen Besuch hier kann ich nur unbedingt empfehlen und auch bei 30 Grad ist es noch recht angenehm gewesen, da durch die Bäume fast überall Schatten war. Auch die Luftfeuchtigkeit ist hier geringer gewesen, immerhin ist das Dorf im Inneren des Landes.

Alleine für die Aussicht lohnt sich ein Ausflug und ich würde fast schon sagen, dass man bevor man diese Anlage nicht gesehen hat noch nie wirklich in Japan war. Zu guter Letzt gibt es noch eine Ansicht eines Japanischen Gartens, welcher sich fast schon am Fuße des Berges befindet.

油そば – Aburasoba

Nachdem ich nun am Wochenende in der Nähe der Sendai Station Ramen gegessen habe, ging es gestern Abend zum angeblich besten (油そば) Aburasoba Restaurant der Stadt.
油 (Abura) bedeutet Öl und Soba (そば) bezeichnet die Nudeln welche zusammen mit dem Öl gegessen werden. Der Preis für diese beträgt bei 300g ca. 950 Yen und bei 200g 850 Yen.
Natürlich habe ich die größere Variante genommen. Zu den Nudeln gab es auch eine kleine scheibe gebratenes Fleisch, die noch einmal deutlich zum Geschmack beigetragen hat und nicht weg gelassen werden sollte.
Wenn man eine solche Schüssel bekommt, ist man fast schon gesetzlich dazu verpflichtet sich die zwei Fläschchen Öl zu nehmen und jeweils mit ein bis zwei Kreisbewegungen genug Öl auf die Nudeln zu bringen, sodass man auch auf den richtigen Geschmack des Gerichtes kommt.
Normalerweise bin ich kein Freund von Öl, besonders wenn man zu viel Olivenöl in seinem Gericht hat kann es sein, das der Geschmack des Öls den der Nudeln so stark überschattet, das man sich diese auch hätte schenken können. Hier war dies aber, wie ich ein klein wenig befürchtet hatte, nicht der Fall und das Öl verbesserte ähnlich wie das Fleisch den Geschmack ungemein.
Zu meiner Überraschung habe ich mich auch nicht vollgekleckert, was zwar irrsinnig klingt, aber mit Stäbchen etwas einfacher ist, da die Nudeln schwerer waren als alles was ich vorher mit den Stäbchen gegessen habe. Um nun also ein Profi mit den Essstäbchen zu werden müsste man sich vielleicht kleine Hanteln für die Finger nehmen um mit diesen trainieren zu können. Dazu kommt auch, dass das Zittern der Hände schnell dazu führen kann, dass man sich gewünscht haben wird nach einem Lätzchen gefragt zu haben.

Ich würde lügen wenn ich sagen würde das ich nicht enttäuscht gewesen wäre als ich gesehen habe, dass es keine Hühner gab die das Essen zubereitet haben. Auch hier ist die „Banane“ auf dem Kopf zu beachten, welcher eigentlich eine Sichel des Mondes darstellt und auf dem Kabuto, der Kopfbedeckung des Daimyo Date Masamune zu sehen ist.

Nun zum Mittag gab es dann heute Ramen aus einem kleinen Shop in der Nähe des Campus. Die Art der Bezahlung ist hier auch recht interessant, da man sein Essen zuerst an einem Automaten auswählt, am besten nach Bildern, es gibt ja viele Kanji und Wörter die ich nicht kenne, und dann auch an diesem schon bezahlt. Des weiteren ist es hier in solch kleinen Restaurants üblich zu warten bis ein Platz frei ist. Gut, das ist vielleicht bei genauerer Betrachtung überall so, verbindet man es aber mit dem vorherigen Bezahlvorgang, ist es aber doch ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Nun hat man also ab und zu die Möglichkeit die dicke, Festigkeit und noch andere Eigenschaften des Essens auszuwählen, sodass man am Ende genau das bekommt was einem am besten schmeckt. Hat man keine Ahnung was einem schmecken wird, kann man es auch einfach den Köchen, ja es sind mehrere und ja, man kann ihnen beim zubereiten zuschauen, überlassen, da diese wissen was schmeckt.
Also tat ich dies und bekam das bisher beste Ramengericht das ich je in Japan hatte. Und auch das dritte, was ich hier nach zwei Wochen probiert habe.
Sicher wäre diese Zahl für den ein oder anderen Besucher schon nach einem Tag erreicht worden, Ich muss aber leider zugeben, dass die Convenientstores (Konbinis) einfach zu convenient sind.
Und ja, auch hier war es nicht ganz so einfach nicht zu kleckern, daher habe ich diesen optionalen Schritt auslassen müssen.

Trotzdem kann ich sowohl Aburasoba als auch Ramen nur wärmstens empfehlen.

Ich wollte im folgenden noch einige Bilder der letzten Tage teilen um einen kleinen Eindruck meines Alltäglichen Lebens in Sendai zu teilen. Die Sonne steht hoch und das Wetter ist einfach traumhaft.

Ich verlaufe mich durch die Stadt

Nachdem ich den Sonntag zu dem Ruhetag gemacht habe der er ist, begann ich am ersten Montag der Woche damit, zur Bank zu gehen um meine Miete zu bezahlen. Das klingt erst einmal relativ einfach, also machte ich mich zu der Bank auf, bei welcher ich mir mein japanisches Konto eröffnet hatte. Ungünstigerweise allerdings, war es mir nicht möglich die Einzahlung dort zu machen, also macht ich mich nach einem vorherigen Laufweg von ca. 20 Minuten auf eine weitere, ebensolange dauernde Reise, welche zusätzlich von der Vormittagssonne durch ein wenig Hitze befeuert wurde.
So kamm ich nun also bei einer anderen Bank, unweit des Hauptbahnhofes entfernt, an. Oh nein, das ist nur ein ATM. Wie soll ich den denn bedienen? Wenn ich das hier selber mache, dann mache ich noch irgendetwas falsch und die Miete ist weg. Dachte ich mir relativ ruhig, nachdem ich bereits mein tägliches Auszahlungslimit meiner Karte erreicht hatte um genug für die Miete zu haben.
Warum ich mir zuerst das Geld abhebe um es dann einzuzahlen? Naja, erstens hab ich es nicht so mit Onlineüberweisungen ins Ausland, und andererseits muss die erste Überweisung per Cash am Automaten durchgeführt werden.
Aber an welchem? Glücklicherweise viel mir nach einem nur ca. 45 Minuten dauerndem Spaziergang kreuz und quer durch die Stadt ein, dass ich ja eine Adresse für eine Bank hatte, an welcher ich die Einzahlung durchführen sollte. Ja, so kleine Details kann man schon einmal aus dem Auge verlieren, aber es ist ja nicht ohne Grund Montag, dachte ich mir.
Als ich bei der Bank ankam, lief plötzlich alles relativ schnell und es war mir möglich die Reise zur Arbeit anzutreten. Überraschenderweise war diese relativ schnell, da ich nur ca. 20 Minuten brauchte um am Unigelände anzukommen. Das ich eine Zusätzliche Reisezeit von ca. 1,5 Stunden hatte, kann man aber auch positiv sehen, da ich mich nun fast schon ein wenig hier auskenne. Aber was das Layout der Innenstadt angeht, so fühlte es sich ein wenig an, als hätten die zu viel Nichteuklidische Geometrie verwendet.

Auf meiner Reise durch das Herzen der Innenstadt sah ich auch einen etwas älteren Japaner, welcher, während ich an der Ampel stand, direkt neben mir mit seinem Fahrrad laufend wieder und wieder gegen einen Poler Stoß und laut „Gomennasai“ rief, was so viel wie Entschuldigung heißt. Sein Gesicht war auch etwas bemalt, abgesehen davon wirkte er aber nicht fehl am Platz. Nachdem er den Poller ein par weitere Male begrüßte, machte er sich nach dem Grünwerden der Ampel auf die andere Straßenseite auf. Die Japaner hinter ihm wussten anfangs nicht, wie ich auch, was sie von ihm halten sollten, fingen etwas später jedoch an zu lachen, als sie merkten, dass er höchstens eine Gefahr für sich selber ist.
Auch in der Überdachten Einkaufsstraße, welche auf der anderen Straßenseite lag, machte er weiterhin laute, aber nicht unbedingt agressive Bemerkungen, was alle Besucher etwas verwunderte und einige belustigte.
Ich weiß nicht ganz was ich davon halten soll, bisher war es aber die erste wirklich befremdliche Erfahrung, die ich hier gemacht hatte. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich das aus Weimar, meiner klitzekleinen Heimatstadt kaum gewohnt war.

Der sidekick des auffälligen „Spaziergängers“?

Matsushima

Nach einer langen und harten Woche bei 25-30 Grad und einer recht hohen Luftfeuchtigkeit, war es nun am Samstag nur gelegen ein wenig an die Frische Luft zu gehen. Die Woche verbrachte ich zwar nur im gut klimatisierten Büro, sodass ein Sonnenbrand die geringste meiner Sorgen war, ein wenig Abwechslung allerdings kann sicher nie schaden.
Daher fragte ich nun zwei neue Bekannte, einen Franzosen und einen Japaner, ob sie mit mir einen Ausflug zur Bucht Matsushimas machen wollten, und ob sie mir diese, quasi als „“local“ guides“ zeigen könnten.
Nundenn ging es in überraschend angenehmer Hitze bei ca. 30 Grad los zur Sendai Station. Bevor diese jedoch erreicht werden konnten, wurden wir auf ein kleines, 30 Stöckiges Gebäude aufmerksam und machten uns nun auf dem Weg zum Treppengehäuse. Nagut, ich gebe es ja zu, wir haben vielleicht doch eher den Aufzug mit Aussicht an der Glasfassade genommen.

Mir war zwar im Vornherein bewusst, das ich mich im Zentrum der Stadt ca. 14 Kilometer von der Küste entfernt befinden würde, dass diese aber tatsächlich bis auf einen winzigen Schimmer am Horizont kaum erkennbar war, überraschte mich dann doch ein wenig negativ. Die Aussicht war aber trotzdem (fast) einzigartig. – Fast gegenüber gibt es das „Westin“, ein weiteres Hochhaus mit Aussichtsplattform, um also die Einzigartigkeit des Ausblickes zu bestätigen, muss ich mir auch diese Aussicht erst einmal anschauen.

Nun machten wir uns also auf den Weg nach Matsushima. Matsushima ist eine Sammlung kleiner Inseln in der gleichnamigen Bucht welche ungefähr 30~45 Minuten mit der S Bahn von Sendai entfernt ist. An der gleichnamigen Stadt angekommen, war nun also unsere erste Amtshandlung das Aufladen meiner Suica Karte, einer Karte um kontakt und Ticketlos von einer Station bis zur nächsten zu fahren, und danach das Sammeln des Stationsstempels. Während der Japaner nicht wusste, dass es hier diese gibt, wusste der Franzose nicht, dass es welche für Bahnhöfe gibt, meinte aber, dass es auch welche für Tempel gibt, was ich wiederum nicht wusste. Dementsprechend haben wir alleine an dieser Stelle unseren Horizont um einiges erweitert und ich stempelte auch diesen in mein neues Stempelbuch ein.

Der rechte Stempel scheint eine weiter Variante des noch nicht gesammelten Sendaieki Stempels zu sein, welcher dem Stempel Matsushimas auf der rechten Seite ähnelt. Und ja, auf dem Stempel rechts ist ein kleiner Samurai mit dem Zeichen des Date Klans zu sehen, der „Banane“ wie ich es zu nennen Pflege.

Matsushima wird neben Amanohashidate und Miyajima – Der Ort mit dem im Wasser stehenden Torii Tor – als einer der drei schönsten Orte Japans gewertet. Schon Matsuo Basho, der größte Poet der Edo Periode hatte einiges über dieses außergewöhnliche Fleckchen Erde zu berichten:

松島やああ松島や松島や
bzw:
Matsushima ya / aa Matsushima ya / Matsushima ya
oder:
Matsushima ah! / A-ah, Matsushima, ah! / Matsushima, ah!
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Matsushima

Nun ich finde es schade, dass wir in Deutsch nicht auch ein wenig Japanisch hatten, diese Aussage hätte selbst ich sicher interpretieren können. Aus Zeitgründen werde ich dies aber wie immer dem Leser überlassen.

Nun wie war aber nun mein Eindruck dieser Bucht, die mit ihrer Wucht einen der wichtigsten Poeten der Japanischen Geschichte umhaute?
Nun sie ist, wie man auf den Bildern hoffentlich erkennen kann, wunderschön. Die Luft ist leicht salzig und durch das wiederkehrende schimmern des Lichtes durch den teils Wolkenbedeckten Himmel, wirken die Wellen, das Wasser und auch die Bäume als würde man sie in einem sanften Traum besuchen. Klingt vielleicht etwas Kitschig, aber besonders die Inseln erinnern mich an den Süden, Italiens und bringen dadurch eine Ruhe mit, wie man sie nur in der Natur finden kann.
Einige Inseln wurden wahrscheinlich in vergangenen Jahrhunderten als Tempel, Schreine oder auch Gedenkstätten benutzt welche vielleicht den Verstorbenen oder den Göttern gewidmet waren.
Einige wenige sind auch über Brücken mit dem Festland verbunden, sodass es uns möglich war diese sehr einfach zu erreichen.

Die roten Brücken allerdings, welche uns über eine kleine Insel zu einem Tempel führten, währen in Deutschland sicher nicht so gebaut worden. Einmal abgesehen von der Brüstung die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unter 1,10m ist, wäre es für Kleinwüchsige oder Kleinkinder sicher ohne Probleme möglich gewesen in den Lücken im Boden zu verschwinden um einen kleinen Tauchgang im darunter liegenden Wasser durchzuführen.

Die Tempelanlage auf dieser zweiten kleinen Insel allerdings, war ein echtes Schmuckstück an welcher die Handwerker ihr Können ohne Einschränkungen zeigen konnten, um, unter anderem, die Zwölf Tiere des Tierkreises in den Balken ebenjener zu verewigen.

Nachdem wir es nun geschafft hatten an der Akabaschi (赤橋, 赤 – aka – rot, 橋 – hashi – Brücke) (Fukuura Brücke) anzukommen, haben wir leider den Übertritt auf die andere Seite um nur einige wenige Minuten verpasst. Während dies nun enttäuschend klingen mag, so bietet es einen Grund bei noch besserem Wetter wieder einmal zurückzukehren um auch die dahinter liegende Insel zu erkunden.

Ich kann nun also mit voller Zuversicht sagen, dass die kleinen Inseln auf jeden Fall einen Besuch wert sind und muss selber einen weiteren vornehmen, um auch ein vollständigeres Bild dieser Bucht zu erhalten.

Die beste Uni Japans

Nachdem ich nun nach zwei weiteren Arbeitstagen meinem wohlverdienten Wochenende entgegen blicken darf, habe ich wieder einmal sowohl Zeit als auch Grund um aus dem sich in fast schon greifbarer Nähe befindlichen Land namens Japan zu berichten.
Die Bauarbeiten waren die Letzten beiden Tage überraschend ruhig. Da das neue Gebäude der Universität bereits im nächsten Jahr, pünktlich zum 90. Bestehen des RIEC (Research Institute of Electrical Comunication). Ob es bis dahin auch fertig werden kann, könnt ihr anhand des bisherigen Fortschritts sicher ganz gut bewerten.

Ja, bei so wenigen Baumaschinen weiß ich auch nicht wie sie teils den ganzen Tag Lärm machen können. Vielleicht spielen sie mit einer Boombox Baumaschinengeräusche ab…wer weiß.

Heute hat die Temperatur mit 30 Grad Celsius und mit einer Luftfeuchtigkeit von ~50% laut Google, bisher einen, vor allem gefühlte, Höchststand erreicht.
Ich mag die Sonne eigentlich. Und auch die Wärme macht mir normalerweise nicht so viel aus. Ich sitze ja immerhin in einem klimatisierten Büro und schaue ja auch ab und zu vom Bildschirm weg in die weite Landschaft nach draußen. Besonders im 5. Stock hat man eine relativ gute Aussicht. Wenn nur diese Blenden nicht wären die einem immer die Sicht versperren! Jaja, meckern kann man immer. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass diese Universität sehr professionell ist. Sehr gut ausgestattet ist sie auch, Studenten können Roboter bauen, oder „Roboto“, wie sie teils hier genannt werden. Es gibt auch genug Räume und höhenverstellbare Tische, sodass alle Wünsche die das Herz nur begehren könnte, zumindest im Büro, erfüllt sind.
Heute gab es einen Gastvortrag „A Flavor of the Future of Multisensory Interfaces“ von einer Professorin des UCL (University College London) Ich habe mich vorher noch nie gefragt wie ein Computer schmeckt, sicherlich etwas metallig, die präsentierten Themen waren aber vielfältiger und doch auch interessanter als ich es hätte erwarten können. Aber ich würde einmal behaupten, dass es mir relativ einfach möglich ist mich für vieles zu begeistern. So wurde zum Beispiel in einem Abschnitt des Vortrages eine Methode der Akustischen Levitation dazu genutzt um kleine, reiskorngroße, Bürgerzutaten zuerst schweben zu lassen, um sie dann wie auf der ISS aus der Luft zu essen. Ich meine ich hätte, um kontaktloses Essen zu ermöglichen, vielleicht ein kleines Katapult genommen und mir ein Lätzchen besorgt, aber ich bin auch kein Experte was das angeht.

Ein Blick aus dem Fenster, kurz vor dem Vortrag, der aus der Ferne angereisten Gäste. – Ein wenig erinnert es mich nun doch an New York – New York

Des weiteren wurde die Tohoku University, an welcher ich mich hier gerade befinde, heute bzw. jetzt schon gestern, zur besten Universität Japans ausgewählt, welche dadurch Forschungsgelder in der Höhe von 10兆円 bekommen hat. Ziemlich cool oder? Also das man statt 10,000,000,000,000 einfach 10兆 – 10Billionen – schreiben kann. 円 – En – Yen bedeutet auch Kreis beziehungsweise steht es auch für die in Japan genutzte Währung.
Sicher, diese hohe Geldmenge ist natürlich auch ein Segen, welcher sicher nun über etliche Jahre verteilt auf die Universität ausschütten wird. Ja, das scheint mir nun beim genaueren Lesen doch eine relativ hohe Menge zu sein. Vor einigen Monaten, sicher um den Oktober letzten Jahres herum habe ich bereits gehört, dass die Tohoku University mit der Tokyo University und einer weiteren um den ersten Platz kämpft. Ich meine aber mich zu erinnern, dass die Tohoku university auch zu diesem Zeitpunkt schon gewonnen hatte. Ob dies nun ein weiterer Sieg, oder nur ein bestätigter ist, kann ich nicht sagen, sich ist jedoch, dass es Sie als Landesbeste auserkoren wurde und eine Menge Unterstützungsgelder bekommen hat/wird/wird gehabt haben.

Falls Bedarf besteht, werde ich auch noch einmal informierter schauen worin diese Universität besser ist als alle anderen, bei dieser beachtlichen Geldsumme allerdings kann es sich nur um die Universität im großen und ganzen handeln.

Eine (christliche?) Kirche mit im modernen Stil direkt neben meinem University Housing auf meinem Rückweg.

Ich gehe zu einem Mausoleum

Nachdem Ich nun regelmäßig zur Uni gehe um meinen Aufgaben nachgehe, wird es sicher so sein, dass die Frequenz der Beiträge unterhalb der Woche abnimmt. Am gestrigen abend, als die Sonnen nun schon langsam unterging und mein Schatten endlich groß genug wurde, sodass auch eine andere Person in ihm hätte stehen können, machte ich mich nun also auf den Weg zum Mausoleum des Date-Clans.

Aufmerksame Leser wissen natürlich sofort, dass damit der lokale Volksheld, Daimyo und Samurai Date Masamune genannt ist, welcher aus dem kleinen Fischerdorf Sendai eine große, prächtige und mächtige Stadt gemacht hat, welche wir auch heute noch sehen können. Natürlich hat er dies nicht nur alleine geschafft, seine Nachfahren haben sein Werk weiter geführt und sich auch um den Aufbau der Stadt bemüht. Es ist auch so, dass heutzutage noch ein direkter Nachfolger des Clans existiert, welcher in der Präfektur Miyagi (die Hauptstadt Miyagis ist Sendai) lebt.

Wie immer im Leben, war auch ich ein wenig spät und stand so for der verschlossenen Tür des Mausoleums. Trotzdem hatte ich, durch das durch die Baumwipfel scheinende Licht der untergehenden Sonne, einen besonders ruhigen Besuch des Mausuleums, welches ich zu dieser Zeit ganz alleine bestaunen konnte. Das die Tür dabei abgeschlossen war, hat mir nur einen Grund gegeben zu späterer Zeit noch einmal hinzugehen, gelohnt hat es sich jedoch allemal.

Die Stufen beim Herabsteigen wirkten jedoch wenig sicher und so ließ ich mir genügend Zeit. Ich hatte es nicht auf der ToDo-Liste mir schon in der ersten Woche meine Beine zu brechen.

Stimmt, es ist ja nun schon eine Woche her das ich in Japan angekommen bin. Nun von den allseits bekannten Touristenattraktionen habe ich zwar noch nicht viel mitbekommen, trotzdem würde ich sagen, dass ich schon einiges erlebt habe. Am meisten allerdings habe ich mich darüber gefreut, wie freundlich und herzlich ich hier aufgenommen wurde und wie viel Unterstützung und Geduld die Japaner doch mit sich bringen. Das soll nicht heißen, dass ich mich nicht bemüht habe, jedoch wäre es sicher um einiges schwerer gewesen, wenn die Leute bei Kommunikationsproblemen weniger Geduld gehabt hätten.

Ja, Kommunikationsprobleme, ne? Hat man in Deutschland auch. Da muss man ja nur nach Sachsne farn und djon kaman sich nichmer fersten ne?
Eine ähnlich interessante, aber tatsächlich positive Erfahrung machte ich nun heute, als ich mir nach einer Laborführung, die für eine andere Partneruniversität geplant war, an die ich mich aber anschließen konnte, an einen wöchentlichen Meeting teilnehmen durften an dem es Vorträge zum momentanen Stand der Dinge in einigen kleinen Forschungsbereichen gibt. Ich bin mir nicht sicher ob ich hier über den Inhalt schreiben kann/darf, wer aber an diesen Themen interesse hat, darf gerne auch eine Fortbildung auf eigene Hand über Google vornehmen.
Nun saß ich also bei diesen beiden Vorträgen ein einer U förmigen Sammlung Tischen und hörte gespannt den Vorträgen zweier Japaner zu.
„Also dann haben wir hier …. …. … .. und so können wir…. .. . .. . .“ Nun das ungefähr war mein Verständnis dieser, da sie im Fließenden Japanisch, in einer Geschwindigkeit die Eminem neidisch machen würde, gehalten wurden. Glücklicherweise gab es parallel auch Folien in Englischer Sprache, der ich mittlerweile relativ mächtig war. Außerdem wurde die Stimme des Präsenters in Echtzeit von Japanisch zu Englisch übersetzt und an einem Bildschirm angezeigt. Dass diese jedoch nicht ganz fehlerfrei war, konnte ich daran erkennen, das da stand: „My pants are fire“, auf der Folie aber keine Hosen zu sehen waren. Mehrere ähnliche andere Übersetzungsfehler gab es dann auch. Oder es ist so, dass mein Verständnis, oder genauer, mein Unverständnis der Sprache völlig falsch ist.
Es war aber leicht zu erkennen, dass es in beiden um Roboter handelten, welche unterschiedliche Forschungsfragen zur Interaktionen in und außerhalb der virtuellen Realität beantworten sollten.

Generell scheint es so zu sein, dass die Japaner Roboter und alles was damit zu tun hat mehr mögen als es in Deutschland der Fall ist. Während es zwar in Deutschald vorreiter der Prothesentechnik gibt z.B. Ottobock, so ist es hier bisher so gewesen, dass die Roboter eher fahrenden Kisten mit Funktionen, riesigen Mechs, oder kleine Roboter sind die eigenständig laufen können. Einige davon muss ich jedoch erst noch persöhnlich treffen. Oder lieber auch nicht, ein selbstfahrendes Auto zum Beispiel möchte man auf der Straße ja auch nicht treffen. Oder anders herum.

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