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Mein erster Arbeitstag

Ich betrat heute um Punkt 9:13 das Universitätsgebäude um erstaunt feststellen zu müssen, das das Labor bis auf die Sekretärinnen leer war und ich der Einzige war, der zu solch früher Stunde angetreten war. Natürlich könnte das auch damit zusammenhängen, dass die anderen Studenten des Labors teils Vorlesungen hatten oder vielleicht ausgeschlafen haben, ich möchte aber auch erwähnen, dass mir im vorraus gesagt wurde, dass es frühstens um 10/11 Uhr los ginge. Nun bemerkte ich beim betreten des Raumes bereits, dass für mich nun auch ein Namensschild an einer Tafel angebracht war, an welcher jeder angeben konnte, ob er gerade da, weg, oder nur kurzfristig aus dem Labor gegangen war. Man rechnet also vollständig mit meinem regelmäßigen Erscheinen.
Nun baute ich an meinem neuen Platz den Rechner auf und fing an zu arbeiten. Glücklicherweise wurde diese durch die singenden Klänge und Melodien der schweren Baugeräte begleitet, welche direkt nebenan arbeiteten. AUf meine Konzentration hatte dies jedoch überraschenderweise keinen allzu großen Einfluss gehabt und ich will mir nicht vorstellen müssen wie es mit gesunden Ohren zu ertragen wäre.

Das ist eine Uhr. Verrückt das die schwarzen Striche immer auf die Nummern zeigen, die gerade auch die Uhrzeit hat. Was wohl der Nachfolger dieser, die Uhr 2 kann?

Nun alsbald begab ich mich auch mit einem Mitarbeiter zum Mittagessen, die anderen waren so spät erschienen, dass sie noch keinen Hunger hatten, und ging zu einem kleinen traditionellen Geschäft in dem es die folgende, leckere Mahlzeit für 1000 Yen gab. Ich würde an dieser Stelle gerne einmal angeben, dass dies das erste auf diesem Blog gezeigte Gericht ist welches auch Reis enthält. Es ist hierbei noch hinzuzufügen, dass es sich um Hambaga – Hamburger handelt. Ja, in Japan ist einiges schon anders, aber die Hamburgerbulette war besser als in Deutschland. Und ja, das Gelbe ist tatsächlich eine Wassermelone, mir war vorher auch nicht bewusst, das es die in dieser Farbe gibt. Vielleicht gibt es auch blaue oder rote?
Da ich mit Essstäbchen konfrontiert wurde, muss man fairerweise sagen, dass selbst einige Profis noch etwas von mir lernen könnte. So war es mir nur nicht möglich eine Fliege mit diesen zu fangen, da es keine in diesem Restaurant gab. Sonnst hätte ich das ohne Zweifel bestimmt geschafft.

Montag – 月曜日 – Getsuyoubi – auf Japanisch bedeutet wortwörtlich übersetzt so viel wie „Monat“tag. Da der Sonntag passend dazu als 日曜日 – Nichiyoubi – „Tag“tag bedeutet, kann man wohl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass in diesem Land, ähnlich wie in Deutschland, der Montag als ein längerer Tag angesehen wird als der Sonntag. Verstänflicherweise würde ich einmal behaupten.
Für mich ging dieser Tag jedoch erstaunlicherweise recht schnell vorbei und ich erreichte sogar einige kleine aber Feine Fortschritte die mich nun ein wenig weiter gebracht haben.

Ein Lieferwagen mit Kätzchen den ich nur im Vorbeifahren für euch aufnehmen konnte. Nein, ich habe noch nicht gesucht wofür das steht, da müsstet ihr euch wohl leider einen Japaner einfliegen lassen der euch das übersetzt.

Um diesen Tag abzurunden, holte ich mir in einem zentraler gelegtem Restaurant eine Portion Reiscurry mit Eistee. Dieser war, anders als ich erwartete, tatsächlich ein Tee mit Eis. Es scheint hier essenstechnisch tatsächlich so zu sein, dass in den meisten Nahrungsmitteln nicht die Hälfte aus Zucker besteht, wie es teilweise in Deutschland der Fall ist. Um trotzdem meinen Körper nicht direkt unter Schock zu setzten war es daher nötig, die Zuckerzufuhr almählich über Cola und andere Zuckerhaltige Getränke über die letzten Tage Schritt für Schritt herunter zu fahren. Ich habe gehört, dass der kalte Entzug nicht so gesund ist. Aber ich bin nicht abhängig und kann aufhören wann immer ich will. Nur will ich halt gerade noch nicht.

Ein kleiner, stimmungsvoller Tempel auf meinem weg Zurück.

Jetlag goodbye?

Nachdem es so schien, als hätte ich die letzten Tage mit einem Jetlag zu kämpfen, wachte ich nun wohl erholt um halb acht auf. Einer guten Zeit um in den Tag zu starten. Zumindest wenn Ich in Deutschland wäre. Hier war es nämlich schon 14:30 und ich musste erschreckt feststellen, dass ein großer Teil des Tages bereits verstrichen war.
Wäre wenigstens etwas Sonne am Himmel gewesen, wäre ich auch wieder länger nach draußen gegangen um meinem Sonnenbrand wieder etwas Sonne zu gönnen, er erholte sich ja schon langsam wieder.
Also tat ich das, was der Deutsche am Wochenende am liebsten tut und saß mich an den Schreibtisch um den Papierkram, welcher über die letzten Tage angefallen war, noch einmal durch zu gehen und zu sichern.

Da der weitere Ablauf des Tages gemeinhin als enttäuschend für den Leser bezeichnet werden kann, würde ich gerne noch etwas über einige kleine Auffälligkeiten der Japanischen Sprache eingehen, welche ich zwar vorher schon kannte, am Samstag jedoch von einem Japaner aus erster Hand bestätigt bekam.
So ist das Wort für Regen und das Wort für Süßigkeiten in beiden Fällen Ame. Ein mal Ame – あめ – 雨 – (Regen) und einmal Ame – あめ – 飴 – (Süßigkeiten). Da auch die Betonung in beiden Fällen identisch ist, könnte es Teils zu Schwierigkeiten in der Unterscheidung kommen. Daher ist meist der Kontext im Japanischen für die Bedeutung der Wörter ausschlaggebend und trägt zwingend zum korrekten Verständnis der Sprache bei.
Nun fragte ich also was „あめ が降っている – Ame ga futte iru“ heißen würde – Fällt hier nun Regen, oder ist es so, dass Süßigkeiten vom Himmel fallen? Beides wäre ohne weiteren Kontext denkbar, wobei der Regen die wahrscheinlichere Option darstellt und Süßigkeitenregen für Diabetiker eher eine Beleidigung darstellen könnte als normaler Regen (aus Regentropfen).

Des weiteren ist auch ein bekanntes Beispiel Hashi – はし – 橋 – Brücke – はし – 箸 – Essstäbchen – Nah an – 八 – ハチ – Hachi – Acht (die Zahl). Hier kommt nun noch dazu, dass die Betonung auch minimale Unterschiede haben kann, wodurch man als Ausländer in einem Restaurant schnell mal fragen könnte ob einem nicht bitte eine Brücke für die Nudelsuppe gereicht werden kann. Auch kann passieren, dass man nach dem Weg fragt und, der Beschreibung folgend, an einem Essstand ankommt. Mir ist das bisher noch nicht passiert aber ich bin mir sicher, dass noch viele Verwechselungen dieser Art auf mich zu kommen werden.

Was? Das Bild passt nicht zum Text? Hier ist also jemand gegen Pikachu. Das höre ich hier aber nicht so gerne.

Im Deutschen gibt es auch viele ähnliche Wörter, unter welchen mir direkt die Acht einfallen würde (Acht – Zahl) oder (Acht – von Achtung).
Ich bin mir relativ sicher, dass es auch noch mehrere gibt, bin aber zu müde um jetzt danach zu recherchieren.

Bilder folgen später noch 🙂

Gut erkannt, ich sitze nicht im Shinkansen sondern bin schon in Sendai. Dies ist aber ein Bild der Size, welche eine Königliche Beinfreiheit haben, sodass man diese ohne Probleme verstauen kann. Die in die obere Ablage zu bringen ist immer so umständlich.

Ich gehe nach draußen und hole mir einen kleinen Sonnenbrand

Da heute und morgen Durchsichtsarbeiten an den Transformern des Katahira Campuses durchgeführt werden, musste ich, an einem Samstag!, schon um 7 Uhr aufstehen, da um 7:30 kein Wasser oder Strom mehr flossen. Zufälligerweise findet aber genau an diesem Wochenende das Kitzuna Matsuri Fest statt, welches man vielleicht ein klein wenig mit dem Zwiebelfest in Weimar vergleichen könnte. Es gibt viele Stände für Essen in allen Formen und Farben, darunter zum Glück aber auch etwas erfrischendes wie verschiedene Eissorten. Zu diesen zählt zum Beispiel Melonice (war leider alle) und ichigokoori (Shaved Erdbeereis). いちご – Ichigo heißt gesprochen sowohl Erdbeere als auch 一 – いち – Eins, 五 – ご – Fünf und 一五 – いちご – ichigo – 1 5. Fünfzehn wäre nun 一十五 – いちじゅうご – ichijuugo.

Die zwei großen Plätze auf welchen das Fest durchgeführt wird waren relativ voll, sodass man teilweise viel Zeit einplanen musste um endlich seine Bestellung ausführen zu können. Während bei Deutschen Festen laut Musik gespielt wird, war dies hier nur auf einem der beiden Plätze der Fall welcher weiter weg von den Häusern auf der anderen Seite des Flusses ist. Teilweise haben sich die Teilnehmer schick gemacht und sind in traditioneller Kleidung, den Kimonos herum gelaufen und haben sich von ihrer besten Seite gezeigt.
Da heute (Samstag) ein Tag des Wochenendes ist, waren auch recht viele Kindern mit ihren Eltern gekommen, damit diese auch am Fest teilnehmen konnten.

Das Kizuna Matsuri (Kizuna – Bindung),(Matsuri = Fest) ist ein Fest, welches zuletzt vor 7 Jahren statt fand und durch die Künstler und Performer die aus der gesamten Präfektur (Ca. ein Japanisches Bundesland) kommen. Ursprünglich war eine Vorform dieses Festes 2011, nach dem großen Östlichen Erdbeben Japans und dem darauf folgenden Tsunami, dem Gedenken der Opfer und auch um die Hoffnung der Menschen der Region wieder zu bekräftigen. Durch den wortwörtlich übersetzten Titel des „Bindungsfestes“ steht der Name und das Fest insgesamt für die Bindung der Menschen der Region welche nach dem Erdbeben und dem Tsunami viel Leid erleben mussten.

Die Stadt Sendai wurde von Date Masamune, dem einäugigen Drachen von OOShuu (Er hatte nur ein Auge) dem Daimyo/Feldherren Sendais, von einem kleinen Fischerdorf herauf bis zu der heute größten Stadt der Tohoku Region gemacht. Er hat in der Tohoku Region großes Ansehen und auf seine Persönlichkeit gibt es viele Anspielungen wie zum Beispiel den Lampen in der großen Einkaufsstraße Aoba-doori. Bitte erinnert mich noch daran ein Bild einzufügen, sonst glaubt mir das ja keiner – so fantastisch wie diese Erlebnisse sind.
Nun zurück zu Date Masamune, dem überregional bekannten Daimyo der unter anderem unter Tokugawa Ieyasu gedient hat. Falls dieser euch nicht bekannt sein sollte, könnt ihr in seinen bekannten Werken wie dem Film „Kamen Rider × Kamen Rider Gaim & Wizard: The Fateful Sengoku Movie Battle“ oder dem Buch „Star Treck – Home is the Hunter“ nachschauen. Kleiner Spoiler: Er war Gründer und erster Shogun des Tokugawa Shogunates welches für ungefähr 265 Jahre geherrscht hat.
Leider ist von der Burg nichts mehr übrig nachdem diese nach einem Feuer größtenteils 1882 und final im zweiten Weltkrieg zerstört wurde.

Hinter den „Ruinen“, ein par Steinen auf dem Boden ebenjenes Schlosses, gibt es auch einen Schrein, den ersten großen den ich bisher erblicken konnte und welchen ich direkt nutzen konnte um auf traditionelle Weise meinen Respekt zu erweisen. Ähnlich wie es in anderen Religionen der Fall ist, hat auch dieser Wasser welches genutzt wird um seine vom schweiß benästen Hände zu säubern damit man im Anblick des Schreins die Folgende Kombo ausführen kann: Glocke läuten, Verneigen, Verneigen, Klatschen, Hände zusammen halten, Beten, Klatschen, Verbeugen. Einige Quellen beschreiben andere Bewegungsmuster, vielleicht verstehen die Oni (Mystische Götter / Geister) in unterschiedlichen Regionen andere Dialekte der Gebärdensprache, diese Kombination wurde mir jedoch von einem Japaner aus Kobe beigebracht.
Natürlich habe ich mir auch einen Talisman geholt. Ich bin zwar nicht abergläubig und das der große Mann in Himmel alles sieht was ich tue halte ich Datenschutztechnisch auch etwas bedenklich, daher ist es einfacher nicht an ihn zu glauben, bei unsichtbaren kleinen Wesen allerdings sieht es ein wenig anders aus. Die könnten nämlich auch beißen.

Jagut und während die Sonne schon fast senkrecht auf mich traf, vergaß ich natürlich meine Schultern und meinen Nacken einem im Infrarotlicht sichtbaren Blackfacing Bodypaint zu geben. Jetzt sehe ich schon ein bisschen dümmlicher aus, aus der Masse stach ich aber aufgrund meine Körpergröße und meinem, einem Ausländer sehr ähnlich wirkendem Aussehen, schon vorher heraus.

Es tut mir leid das ihr es so erfahren müsst, aber auch wenn es nicht so erscheinen mag und schwer zu glauben ist, bin auch ich nur ein sterbliches Wesen welches ab und zu Nahrung benötigt. Diese Suche nach „Nahrung“ hat mich nun also in einen lokalen, japanischen Mc Donald’s geführt, oder wie die Menschen hier sagen in einen Makudonarudo. Normalwerweise fasst man das „Lokal/Restaurant – haha genau, der war gut“ nur mit einer Greifzange an, wenn man es auf keinen Fall vermeiden kann und es „Friss oder Stirb“ heißt.
Nun die anderen Läden der Einkaufsstraße hatten schon zu, daher traf für mich ebendieser Fall ein, weshalb ich mir Sicherheitshalber noch in einem Familimart ein wenig „Nahrung“ geholt habe.
Ich kam also in den Laden der großen gelben Möwe, und bestellte mit fast schon an Zeichensprache anmutender Präzision eine Art größerer Cheeseburger mit scharfer Soße, Potato (Pommes) und Coca Cora (Wofür könnte das nun stehen? – Hausaufgabe für den Leser). Nachdem ich nun dieses Festmahl verspiesen habe, muss ich eingestehen, dass auch hier Nachholbedarf in Deutschland ist, da man sich danach nicht schlecht gefühlt hat wie es normalerweise der Fall gewesen ist.
Ich weiß zwar nicht wie die es hier geschafft haben, dass das Essen dieser Kette essbar war und nicht nach Pappe geschmeckt hat, vielleicht lag es aber auch daran, dass wenig bis keine Pappe in den Bürger gelangt ist und tatsächlich auch Zutaten verwendet wurden um dieses Mahl zu erstellen.
Wenn das Michellin Männchen endlich mal Sterne oder Autoreifen oder was der heute so verteilt, verteilen würde, dann würde dieser Makudonarudo bestimmt etwas abbekommen.
Aber ich hätte mich beim essen fast bekleckert, also gibts einen kleinen Abzug in der B-Note.

Falls wider zu viele Fehler im Text sind, möchte ich nur anmerken, dass ich weder lesen noch schreiben kann. Ich habe hier einen Affen der für mich seit einer Unendlichkeit auf die Tastatur haut und die Blätter ausdruckt. Die Blogeinträge wähle ich zufällig aus dem anfallenden Papierhaufen aus.

Ein Kleiner Ausblick von Sendai Castle auf die Stadt Sendai:

Keine Sorge, als ich Date Masamune mit den Shuriken abgeworfen habe, hatte ich nur nicht vor ihn zu verletzten, daher sah es so aus als hätte ich nicht getroffen. Man macht sich keine Freunde wenn man Volkshelden tötet…

Der Schmuck des Tanabata und des Kizunamatsuri.

Vorbereitung ist die beste Vorbereitung?

Nachdem ich zurückkehrte, versank ich tief ins Land der Träume, bis ich plötzlich eine Stunde Später wieder hellwach war. Es müssen wohl noch einige Spuren vom Jetlag in der Luft liegen, dies ist aber nicht so problematisch wie die Geräusche des Airconditioners, welcher mir vorher nur als Konzept bekannt war.
„Das ist kein Problem für mich, ich habe nicht umsonst einen Abschluss gemacht nur um jetzt diesen glorifizirten Föhn/Ventilator nicht ausstellen zu können.“ sagte meine eine Gehirnhälfte, während die andere sagte: „Wenn ich da jetzt etwas ändere, dann kann ich das nie wieder rückgängig machen.“.
Also nahm ich mir die Fernbedienung und Tippte die Tasten wie ein Klavierspieler mit kaputtem Metronom. Ungünstigerweise hörte ich kurz darauf ein lautes „Woooosh“ welches sich aber glücklicherweise nach nur 15 Minuten in Stille verwandelte. 5 Minuten Stille. Dann gab die Einheit ihre beste Wiedergabe, bis wieder eine kurze Pause eintrat.
Als mir bewusst wurde, dass meine Handlungen anscheinend „Konsequenzen“ – wer hat sich den dieses Wort ausgedacht? – haben würde, wusste ich, dass ich eine lange Nacht vor mir haben würde.

Nun nach nur wenigen Stunden Bedenkzeit mit kurzen Pausen gefolgt von lauten „Woosh“ Pause „Woosh“ Geräuschen wurde mir klar, dass ich nicht so einfach aufgeben dürfte. Hinzu kam natürlich noch, dass der Raum mit jedem „Woosh“ von einer kühlen Brise erfasst wurde, was dazu führte, dass ich nicht mehr das Gefühl hatte in Sendai zu sein, sondern in viel zu dünner Kleidung auf einem Berg zu wandern meinte.
Schließlich kam ich auf den höchst komplexen und auch kreativen Gedanken die Fernbedienung einfach in die Richtung des Airconditioners zu halten, da ich möglicherweise die ganze Zeit versucht habe die Temperatur der Wand direkt zu steuern.

Nun hat es also doch noch geklappt und ich konnte entspannt von ca. 5 Uhr früh bis 7:40 ausschlafen, da ich ja um 9:30 schon einen Termin hatte, zu welchem mein Erscheinen von unbedingter Wichtigkeit war. Als ich nun die klingelnden Wecker deaktivierte, schloss ich für einen Bruchteil einer Millisekunde mein Augen und schaute erneut, diesmal sehr erstaunt, auf die Uhr um feststellen zu müssen, dass es bereits 2 nach 9 war.

Aber was hat das nun alles mit dem Titel dieses Textes zu tun?
Die Bürokratie in Japan ist meiner Meinung nach noch extremer als die in Deutschland. Es ist notwendig alle relevanten Formulare ausgedruckt dabei zu haben damit gegebenenfalls Änderungen getätigt werden können. Für einige Onlineformulare kann dies zum Beispiel bedeuten, dass Sie komplett online ausgefüllt werden, nur um dann noch einmal großflächig zu ändern und neu zu beschreiben.
Daher ist eine gute Vorbereitung, welche ich zum Glück am vorherigen Abend schon gemacht hatte sodass alle Dokumenten griffbereit waren, von äußerster Wichtigkeit.

Also Deutsche und vor allem als erst kürzlich angereister Cooperative Researcher wäre es von höchster Peinlichkeit, wenn ich einen ersten Eindruck des Zuspätkommens hinterlassen würde. Also beschleunigte ich meine neue Morgenroutine um den Faktor 2, „vergaß“ das Frühstück und eilte so schnell hinaus, wie mich der Wind tragen konnte.
Ungünstigerweise entschieden sich alle Ampeln an diesem Morgen dazu mich mit einem vollem Rot anzulächlen, was mir natürlich missfiel.
Daher musste ich heute eine in Japan unverzeiliche Straftat begehen, welche vielleicht sogar noch härter bestraft wird als Mord: Das übertreten einer Straße beim leuchten einer roten Ampel.“ Nur dadurch, dass ich also Recht und Gesetz gebogen habe war es mir möglich dennoch pünktlich zu erscheinen.

Alsbald konnten auch die Administrativen Vorgänge beginnen, welche fein säuberlich von Raum zu Raum abgearbeitet wurden und von mir sehr, sehr häufig verlangten meinen vollen Namen in Großbuchstaben einzutragen.
Das mag erstmal nach einer Aufgabe für Kleinkinder klingen, jedoch muss ich gestehen, dass auch einer wie ich mehrere Anläufe gebraucht hat, bis ich diese höchst komplexe Aufgabe gemeistert hatte. Während meiner mehrstündigen Lehrzeit kam es nur ein Mal dazu, dass ich ein komplett neues Dokument ausfüllen musste nachdem ich mich bei meinem eigenen Namen verschrieben habe und kleine Buchstaben anstatt Großbuchstaben verwendete.

Während Corona wurde allen Nationen der Spiegel vorgehalten und man hat feststellen können was die Menschen so bewegt. So war es in Deutschland fast ein größerer Volkssport als Fußball das man so viel und so schnell Klopapier sammelte wie nur physikalisch möglich.
In Japan wäre dies sicher weit unten auf der List der essenziell wichtigen Dinge, da man auch an den Toiletten merkt wie weit das Land in der Zukunft ist. Diese haben sowohl beheitzte Sitze als auch andere Technologien, welche wir uns nicht einmal in unseren Träumen vorstellen könnten. So haben sie eine eingebaute Dusche mit Stärkeregelung und auch einen Knopf, welcher Spülgeräusche abspielt ohne die Spülung zu betätigen. Es wäre also teilweise eine Umweltfreundliche Alternative, welche man in Deutschland sicher auch einsetzen könnte. Es gibt noch viele weitere Unterschiede, da ich aber dummerweise diesen Text neu schreiben musste, werde ich diese erst später behandeln.

Auf meinem Rückweg von der PostBank erblickte ich diesen Pinguin in einer Unterführung welche mir bei meinem raschen Hinweg sicher mehrere Minuten an den roten Ampeln erspart hätte. Ich wollte ihn euch nicht vorenthalten:

Diese Treppe der Unterführung hat eine derart Kriminell flache Stufenhöhe, welche in dieser Art und Weise sicher nicht mit den Genfer Konventionen in Einklang zu bringen wäre.

Wie ich mich mit einem Franzosen zusammen Japaner beim Zocken besiegt habe

Das Gewalt keine Lösung ist lernt man normalerweise im Kindergarten nachdem man Schaufeln und Stöcke genutzt hat um die anderen Kinder, natürlich friedlich, versucht hat von seiner Meinung zu überzeugen. Daher ist eine wichtige Regel fürs soziale Zusammenleben, dass wir uns also nicht wie die Wilden hauen und schlagen.
Doch für alle Regeln gibt es Ausnahmen, und das ist auch bei dieser so.
So ist es möglich andere zu schlagen wenn es sich zum Beispiel um ein Handballspiel handelt welches von zwei gegeneinander antretenden Teams gespielt wird. Die Steuerung ist dabei durch die Controller der Nintendo Switch gewährleistet, welche erkennen können, ob man seinen Arm von Oben nach Unten oder von Links nach Rechts bewegt. Natürlich kann man damit auch alle anderen Bewegungen erfassen und auch die Geschwindigkeit ist ein wichtiger Faktor um möglichst präzise zu spielen.

Durch Zufall spielte nun ich mit dem einzigen Franzosen im Labor in einem Handballteam. Da wir einfach zu gut waren, mussten sich unsere Gegner immer wieder abwechseln, sodass eine neue, bessere Zusammensetzung zustande kam, welche es mit uns aufnehmen konnte. Nachdem wir nun viele Runden hintereinander gewonnen hatten mussten wir natürlich auch wieder ein wenig Rücksicht nehmen. Wir wollten natürlich, dass die Japaner sich nicht allzu schlecht fühlten und haben diese daher die letzte Runde mit 5:0 gewinnen lassen und definitiv nicht weil wir aus Überheblichkeit nicht aufgepasst haben.

Es wurden noch viele weite Spiele gespielt, welche teilweise bis zu 8 Teilnehmer gleichzeitig ermöglichten. Insgesamt waren wir 12 Studenten, daher war auch eine zweite Nintendo Switch Konsole im Raum notwendig. Unter anderem wurde auch Kribys Star gespielt, ein Spiel bestehend aus vielen kleineren Spielen mit einfachen Leveln und einer Bedienung so simpel, dass selbst ich sie beherrschte. Verloren habe ich aber trotzdem.

Von Tokio nach Sendai

Tokio, die wohl größte Stadt der Welt ist für mich, der ja aus Weimar kommt, doch etwas zu groß. Daher ging es heute gegen 10:18 mit dem Hayabus Shinkansen von der Tokio Station aus nach Sendai. Während der Fahrt wurden es Anfangs recht langsam weniger Häuser, bis plötzlich nur noch die Dächer eben diese wie Wellen aus dem Meer Stachen und das gesamte Sichtfeld einnahmen. Langsam wurden diese dann von größeren Flächen, den Reisfeldern ersetzt, bis auch diese zusammen mit ein par vereinzelten Häusern und ein par Bergen nun das Sichtfeld übernahmen.

Wie auch bei den Straßenbahnen/S-Bahnen ist es auch bei den Shinkansen so, dass die Lockführer mit äußerster Präzision halten müssen, da diesmal auf dem Boden Markierungen sind, welche den Eintritt angeben. Rote Pfeile für jene, die zuerst einsteigen und daneben blaue Pfeile die den Anfang einer zweiten Reihe darstellen. Ich weiß zwar nicht warum es so organisiert ist, würde aber mutmaßen, dass die Passagiere der roten Reihe an den Fenstern und in der Mitte der Dreierreihe Platz nehmen, während die Besitzer der Tickets für die Blaue Reihe auf der anderen Seite des Waggons platz nehmen an welcher nur zwei Sitze nebeneinander liegen. Da die Sitzplätze immer in Fahrtrichtung ausgerichtet werden, ist es für das Boardpersonal ab und zu nötig alle Sitze des Zuges umzudrehen. Diese fuhren heute auf meinem Gleis im 15 Minutentakt, die Frequenz ist aber von Gleis zu Gleis unterschiedlich. Zur roten und blauen Markierung sei jedoch noch gesagt, dass dieses System auch hier von allen Gästen ohne Probleme respektiert wird und zuerst alle der roten und danach alle der blauen Markierung einsteigen.

Die Fahrt mit dem Zug, anders als der Flug, vergingen wie im Flug. Nach nur 1,5 Stunden erreichte ich nun meine Zielstadt Sendai in welcher ich nun für die nächste Zeit an der Tohoku University als Cooperative Researcher meine Arbeit erledigen werde. Vom Bahnhof wurde ich vom Personal der Uni abgeholt und direkt zum University Housing des Katahira Campus gebracht. Nachdem es in Tokio heute morgen eher bewölkt, aber keinesfalls kalt war, nahm mich nun in Sendai die Strahlende Sonne ohne jegliche Wolken am Himmel entgegen.

Im UH (University Housing) angekommen, machte ich mich gleich darauf meine Sachen einzuräumen und zu bestaunen, dass dieses Zimmer doppelt so groß wie das gestrige Hotelzimmer ist. Abgesehen davon ist es nur ca. 5min zu Fuß vom RIEC (Research Institute of Electrical Communication) Gebäude entfernt, was wie ich später erfahren sollte, eine sehr gute und zentrale Lage in der Stadt ist.

UH Katahira

Als alle Koffer entleert waren, nicht in den Müll, sondern in den Schrank, ging es für mich auch schon wieder los zum vorher genannten RIEC Gebäude. Um dieses zu erreichen muss ich in gerader Linie quer über den Campus gehen bis ich es zu meiner rechten Seite hinter dem Südtor erblicken kann. Das Gebäude ist recht modern und bietet so vielen, vielen Mitarbeitern und Studenten Platz für die unterschiedlichsten Forschungsarbeiten.

In diesem Gebäude wurde ich direkt sehr freundlich in Empfang genommen und herum geführt und mit (fast) allen Anwesenden Mitarbeitern und Studenten des Professors vertraut gemacht. Für mich wurde sogar kurzerhand ein Namensschild für ein kleines Fach an einem Schuhschranke erstellt, sodass es mir möglich war in die zur Benutzung freigegebenen Latschen zu schlüpfen. Es scheint hier in vielen Innenräumen so zu sein, dass man die Schuhe auszieht bevor man diese betritt.

Von den Studenten und Mitarbeitern wurde ich sehr freundlich in Empfang genommen, teils schon recht höflich, teils aber auch sehr vertraut wie man es aus Deutschland kennen würde. Nachdem sie erfahren hatten, dass ich das Glück habe direkt so zentral am Katahira Campus wohnen zu können, beschrieben sie mir, dass sie ca. 20 Minuten bis zum RIEC Gebäude benötigen, da sie vom Aobayama Campus kommen. Teils müssen sie auch noch bis zu sieben Minuten einen Berg hoch laufen.
Nachdem nun die Vorstellungsrunde und die kurze Besprechung des Cooperative Research Projekts beendet waren, wurde ich schon auf einen Spieleabend der Studenten im Labor eingeladen zu welchem ich mich nachher aufmachen werde.

Der zweite erste Eindruck

Nachdem ich nun gestern an der Tokyo Station angekommen bin musste ich mich erst einmal im unterirdischen Komplex der Station zurechtfinden. Diese hat nämlich ein sehr weit und verflochten wirkendes Netzwerk aus Gängen welche entweder mit kleinen Läden oder teilweise noch mehr Gängen bestückt waren. Es hat dabei nicht unbedingt geholfen, dass eines meiner beiden Gepäckstücke relativ unhandlich war und dadurch die Navigation durch die mit Menschen befüllten Bereiche etwas schwerer wurden. Auch war es zu dem Zeitpunkt so, dass ich keine Mobilen Daten und auch kein W-lan eingestellt hatte. Ich wusste lediglich, dass ich den Yaesu Exit nehmen sollte, was aber durch die unmengen an anderen Ausgängen, Wegen und sonstigen Beschriftungen ein klein wenig komplizierter wurde.

Nachdem ich nun aber doch mal auf die Idee kam das öffentlich W-lan Netz zu nutzen, wurde der Weg viel klarer und mir viel zu meinem erstaunen auf, dass ich wohl doch am richtigen Yaesu Exit war. Es gab natürlich nicht nur einen, sonderen einen Nord, Central und sicherlich auch einen South Yaesu Exit.

Der Weg zum Hotel hingegen gestaltete sich Problemlos, da dieses eine Straße Weiter um die Ecke in einem relativ schmalen Gebäude versteckt, jedoch durch die hellen Reklamen an der Fassade gut sichtbar war.

Zu dieser Zeit wurde es auch schon so langsam dunkel, daher machte ich mich auf den Weg einmal die historisch anmutende Fassade der Tokio Station zu finden welche, so sagte mir eine Sicherheitskraft, genau auf der entgegenliegenden Seite des Yaesu Exits war.

Auf meinem Weg habe ich einige Baustellen gesehen an welchen, wahrscheinlich im Schutze der Nacht, hart gearbeitet wurde. Wie kann man am besten im Dunkeln arbeiten? Richtig, indem man sich eine Art Ballon mit Lichtquelle direkt über die Arbeitsfläche hängt.
Abgesteckt waren sie von Pylonen die bei einem Epileptiker einen Anfall auslösen könnten, da sie rot geblinkt haben. Das alleine klingt vielleicht noch nicht wirklich überzeugend, allerdings steht ein Pylon meist nicht alleine und so verwandelt sich eine abgegrenzte Baustelle schnell in einen Partybereich (gut ich glaube sie waren synchronisiert). Die richtige Partyausrüstung haben auch die „Einweiser“ welche in blauen Jacken und mit Helm versuchen die „Mengen“ – es waren zu der Zeit nur wenige auf den Straßen – zu bändigen in dem sie mit roten und blauen „Lichtschwertern“ die Fußgänger einweisen und sicher an den bereits abgesperrten Bereichen vorbeiführen.

Leider wurde ich aber während des ersten Abends auch direkt abgezogen als ich mir an einem Automaten einen frisch gepressten Orangensaft für 350 Yen holen wollte. Der Automat hat nämlich leider vergessen, dass der Saft auch in einen Becher müsste bevor ich diesen hätte trinken können. Nun gut, das Rückgeld gab es immerhin trotzdem, daher kann ich es dem Automaten zumindest bis zu einem gewissen Grad verzeihen. Aber immerhin hat er mir auch eine tolle Animation gezeigt, wie weit mein frisch gepresster Orangensaft nun gerade ist oder eher sein sollte. Die letzten par Sekunden gibt es hier:

Nun weiter aber zur Tokio Station, dem highlight des Abends. Die Station wurde erst 1914 gebaut und liegt sehr Zentral. Unter anderem auch der Kaiserpalast soll hier in der Nähe liegen. Diesen werde ich aber in nächster Zeit erst einmal nicht besuchen werden, da es in kurzer Zeit über den Shinkansen von der Tokio Station aus nach Sendai gehen wird. Insgesamt war die Atmosphäre an diesem Abend aber sehr ruhig, entspannt und die Japaner haben sich teils auch in Gruppen aufgemacht um ihren Feierabend zu genießen.

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