Ja, ich hatte bereits die Chance ein Feuerwerksfest im Sommer zu sehen, wie aber wäre es mit etwas Nachspeise, oder wohl er einem richtigen Hauptgang der mich bis zu Silvester satt halten sollte?
So ein Zufall aber auch, denn am 31.8 würde es in 大曲 – Omagari (大 – おお – oo – groß, 田 – た – ta – Feld) in der 秋田 – Akita (秋 – あき – aki – Herbst) Präfektur ein Feuerwerk geben was alles was ich bisher gesehen habe in den Schatten stellen sollte und dazu noch eines der drei großen Feuerwerke des Landes ist.
So machten wir, ein Franzose am Steuer, ein Italiener und ich uns auf die Reise ein für 24h gemietetes Auto um 13 Uhr entgegenzunehmen um die doch relativ weite Reise von ca. 220km anzutreten.
Gleich nachdem wir einige Meter gefahren waren, hielt es das Auto für eine gute Idee den folgenden „Song“ abzuspielen: Beep, Beep, Beep, Beep, Beep, Beep, … … Beep. Ich meinte zwar direkt, dass wir wieder zurück fahren sollten um heraus zu finden warum das Auto meint diese überaus komplexe Musik abzuspielen, allerdings gab es leider nicht mehr die Möglichkeit dazu, da wir mittlerweile schon auf den „Expressway“, die japanische Autobahn gefahren waren. Für die Benutzung dieser muss man auch für die gefahrene Strecke eine Gebühr bezahlen, ich meine das es so um die 880 Yen gewesen sein müssten.

Dieser Kasten (vorne, Weiß, Scheinwerfer mit grauem Star) bewegte uns. Vorsichtshalber saß ich hinten, ich habe zwar vollstes Vertrauen in unseren Fahrer, wollte aber im Fall der Fälle kein Teil der Knautschzone sein.
Die Japanisch Autobahn hat eine Höchstgeschwindigkeit von 80km/h, selten drei, manchmal zwei, aber in Regionen mit geringerer Dichte auch gerne einmal nur eine Spur pro Richtung. Obwohl nun also nur eine relativ geringe Entfernung von 220km/h zurück gelegt werden muss, erscheint die Reise doch erst mal etwas länger zu werden als man es gerne wahr hätte. Und dann noch dieses nervige Gepieppieppiepe, was ist denn da vorne am Steuer los?

An der ersten Autobahnraststätte angehalten die wir finden konnten, holten wir uns erst einmal etwas zu essen und inspizierten dann so genau wie möglich die Leuchten und schauten welche Knöpfe man hier alles so im Auto verbaut. Da es anscheinend etwas mit der Bremse zu tun hatte (anscheinend langsame Beschleunigung), wurde auch etwas an den Pedalen rum getreten. Und schwups, die „Musik“, die uns bisher begleitete verstummte zu unserer Erleichterung und wir konnten endlich die Reise weiterführen.

Das links unten gelegene Pedal sollte man empfehlen falls man eher minimalistische Techno“musik“ mag
Ab und zu sah man Reisfelder welche von kleinen Häusern umgeben waren, steile Berge voller Bäume welche diese umgaben und Brücken welche uns den Weg über die Bäche und Flüsse erleichterten.
Aus zwei Spuren wurde nun eine Spur während eine Irre Anzahl an Pfeilen uns mitteilten das wir bitte nicht auf der Spur fahren sollten die langsam in die andere übergeht.
Ich hatte ja vorher gesagt, dass es eine Richtgeschwindigkeit von 80km/h gibt, allerdings weiß ich aus gesicherter und bestätigter Quelle und meiner womöglichen Möglichkeit das Tacho zu sehen, dass die Autos auf dem Expressway statt 80, gerne mal mit 100/110 km/h, bis zu 120 km/h durch die Gegend bretterten.






Nach einer langen Fahr in Omagari angekommen, war es nun eine etwas kompliziertere Aufgabe, einen Parkplatzu zu finden. Nagut, eigentlich war das wohl eher der einfache Teil, Parkplätze gibt es in dieser Stadt fast wie Sand am Meer, selbst leere Parkplätze sind trotz der vollen Straßen noch zu sehen. Das wahre Problem ist eher gewesen einen Parkplatz zu finden an welchem es uns auch erlaubt ist zu parken. Beim Hineinfahren in den Ort haben wir leider eine Stelle verpasst an der wir für 3000 Yen hätten parken können, allerdings war uns klar, dass dieser Parkplatz schon längst voll gewesen wäre, sollten wir versuchen zu diesem zurück kehren.
An einem leider vollen Parkhaus vorbei sahen wir die festlich gekleideten Menschenmassen aus dem Bahnhof in die Stadt Richtung Fluss strömen. In einer der Seitengassen dann versuchten wir unser Glück einen leeren Parkplatz zu besetzen, allerdings antworteten uns die Anwohner nur だめ – dame – nein während einer seine Arme und Hände nutzte um ein diagonales „X“ zu formen. Er muss gedacht haben das wir des japanischen nicht mächtig wären, was bei mir allerdings sehr zutrifft. Woher wir hätten wissen sollen welche Parklätze „DAME“ sind und welche „OK“ sind, wussten wir allerdings nicht.
Außerdem haben wir bis auf uns keinen anderen Ausländer gesehen, dafür aber auch andere Japaner die den Parkplatz des Lawsons, eines 24/7 Konbinis, für das Fest nutzen wollten. Nachdem sie fast schon von einem Lichtschwert, äh, Leuchtstabträger abgewimmelt wurden mussten sie sich aber doch einen neuen Parkplatz suchen.

Das Tagfeuerwerk hörend machten wir uns schnell auf den Weg, und wie durch einen Zufall sahen wir es nun näher und näher kommen. Am Rande eines großen Feldes dann, trauten wir unseren Augen kaum, als plötzlich doch ein kleines Industriegelände für Autos zu einem Parkplatz umfunktioniert wurde. Zwar kostete uns die Parkgebühr 3500 Yen, jedoch waren wir nur froh endlich einen Parkplatz gefunden zu haben, noch dazu einen mit einer solch phänomenalen Aussicht.

Zu der Zeit zu der wir endlich auf dem Feld ankamen haben wir bereits einen Großteil des Tagfeuerwerks verpasst, aber wenn wir mal ehrlich sind kann man sich die geplatzten Farbbeutel auch sparen, wir sind natürlich für das große Spektakel angereist.
Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass sich die Fahrt schon alleine für die Aussicht gelohnt hat, da es wirklich eine Unglaubliche Beleuchtung gab. Zum einen war es anfangs bewölkt und es hat ein par Tropfen geregnet, zum andren aber wurde durch die Sonne ein unglaubliches Lichtspiel am Himmel vorgeführt in welchem die Wolken Rosarot, Orangegold und Grauweiß tauchte während ein Regenbogen über dem Feuerwerksbereich auftauchte.





Bevor es jedoch mit dem 花火 – はなび – hanabi – Feuerwerk / Feuerblumen losgehen konnte, bestaunte uns, sollte es das Wetter erlauben, vorher noch eine Drohnenshow.
Japan ist ja für viele Naturkatastrophen, real und fiktional bekannt. Real hätten wir zum Beispiel den 台風 – たいふう – Taifuu – Taifun welcher im Süden des Landes mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 km/h Land und Leute verunsicherte und verwüstete. Fiktional gäbe es zum Beispiel ゴジラ – Gojira – Godzilla ist eine weltweit bekannte Kreatur die mit enormen Kräften und Energiestrahlen ganze Städte behandelt, wie ein kleines Kind, das an der Sandburg des Geschwisterkindes eine kleine Renovierung vornimmt. Das es aber auch Insekten gab, und zwar so große, dass sie sogar auf einige Hundert Meter wie ein lärmender Schwarm zu hören waren, als wäre er direkt vor einem, hat mich dann doch kurz verwundert.
Glücklicherweise waren es doch nur eine ziemlich beachtliche Anzahl von Drohnen welche gut 15 Minuten lang Bilder von unterschiedlichen Disneyfiguren an den Himmel zeichneten. Darunter auch Mickey Mouse, Arielle, Die Schöne und das Biest und unter anderem auch den Djin aus Aladin. Zuerst habe ich ehrlich „oh oh“ gedacht als ich einen Kreis als Kopf mit zwei weiteren Kreisen als Ohren am Himmel gesehen habe da ich dachte, dass Disneys Anwälte nun wie Motten vom Licht angezogen werden würden.
Dass man sich eine solch gewaltige Show aber irgendwie finanzieren muss ist mir in diesem Moment nicht durch den Kopf gegangen.
Dabei waren wir Auf der anderen Seite der Bühne und haben quasi nur die „Rückseite“ der Show gesehen und dementsprechend keinen Eintritt zahlen müssen. Das es ein Softwarefehler war der alles nur spiegelverkehrt angezeigt hat, will ich mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit ausschließen.
Da wir alle einen Softwarehintergrund haben waren wir besonders von der Koordinationsfähigkeit und der Genauigkeit der Drohnen beeindruckt, sowas macht man nicht an einem Wochenende, mindestens zwei werden es schon gewesen sein.



Das Feuerwerk hatte viele Teilnehmer mit teils sehr kreativen Feuerwerksshows. So konnten wir sehen wie sich die Feuerwerkskörper in Blumen verwandelten, Schneeflocken in Hellblau, und Blau an den Himmel zauberten, oder Kugeln entstanden ließen die zu pulsieren oder rotieren schienen.
Wenn man es nicht gesehen hat und nun nur ließt was ich schreibe, so scheint es vielleicht als wäre ich mal auf den Kopf gefallen. Das bin ich zwar auch, mein Bruder war dabei, allerdings ist dieses unglaublich klingende Feuerwerk so wahr geschehen, wie ich nun hier beschreiben möchte wie es erschaffen wurde.
Die Erstellung des Feuerwerks muss sicher einen enormen Planungs und Managementaufwand erfordert haben, da jede Rakete viele unterschiedliche Farben mit unterschiedlichen Leuchtdauern aufwiesen. Diese müssen dann auch so gepackt werden, dass die richtigen Brennstoffe zur richtigen Zeit nach der Explosion der Rakete abbrennen um die gewünschten Effekte zu verursachen.
Vielleicht werden in den Raketenköpfen viele größere Kugeln gepackt die wie ein Jawbreaker/Gobstopper aus Schichten bestehen welche Eine nach der Anderen vom Feuer verspeist werden. So zumindest könnte man sie schneller in der benötigten Qualität und Quantität herstellen.
Denn eine hohe Quantität wird bei dem letzten der drei größten Feuerwerke hier in Japan auf jeden Fall benötigt.
Dieses Feuerwerk gab es auf der „Linken“ Seite, daher musste ich mich ein wenig an den anderen Zuschauern vorbei biegen um es zu sehen.




Nach jedem Feuerwerk meinte man während einer Kurzen Pause Musik und eine Stimme am Horizont in Richtung Bühne wahrzunehmen, was allerdings gesagt wurde konnten wir nicht entziffern. Dann gab es zwei Raketen, einen lauten Ton, vielleicht eine Art Nebelhorn und zwanzig Sekunden später leuchte der Himmel erneut auf.
Das Feuerwerk zum 七夕祭り – たなばたまつり – Tanabatamatsuri – Tanabatafest war ja, sind wir mal ehrlich, recht ähh, lang gezogen für die Anzahl der Raketen, das hierige allerdings war das genaue Gegenteil. Nicht nur das es mehr Raketen gab und wir einen besseren Platz zum staunen hatten, nein, es gin sogar noch viel länger.
Ich meine, dass es von ca. 19 Uhr bis 21:10 hätte gehen sollen, allerdings „Blitzte und donnerte es noch um 22:10. Vielleicht haben wir uns aber auch nur in den Zeiten geirrt.
Während der Himmel am Anfang etwas bewölkt war und wir sogar den großen Wagen am Himmel auf uns zu fahren sahen, wurde es mit fortschreitender Stunde langsam immer windstiller, was dazu führte, dass der schöne Feinstaub langsam den Himmel, und noch viel schlimmer, den Feuerwerksbereich so dicht schloss, das es schwer war das Geschehen zu sehen.
Einem großen Feuerwerk gegen Ende, dachten wir, würde nun kein zweites mehr folgen, allerdings führte es nur dazu, dass wir gar kein Feuerwerk mehr sehen konnten und es sich auch um eine ungewöhnlich niedrige Gewitterwolke hätte handeln können.
Wir waren uns nun zu später Stunde nicht sicher wann das Feuerwerk vorbei sein würden und so antwortete uns ein Japaner sehr höflich sinngemäß „Hoffentlich bald“.
Ja, das hofften wir auch ein wenig, es ist ja Ähnlich wie mit der Arbeit. Arbeiten macht Spaß, aber müssen Acht Stunden Spaß am Tag denn wirklich sein?


Pyroklastischer Sturm oder nur die Buben vom Dorf die Papas Feuerwerkkiste gefunden haben?
Das Video ist leider stark komprimiert, anders wäre es hier auf der Seite nicht akzeptiert worden.
Der eigentliche Hintergrund ist aber nicht der das wir keine Feuerwerk mehr sehen konnten, sondern das wir die Masse an Autos in der kleinen Stadt gesehen haben und natürlich auch wussten, dass die Rückfahrt im Dunklen auf einem japanischen „Express“-way bedingt schnell sein würde.
Wir kamen also erstaunlich schnell vom vollen Parkplatz auf eine noch vollere Straße und kämpften uns zum Expressway, welcher uns schon mit leuchtenden, blinkenden, definitiv zu bunten und grellen LEDs in Empfang nahm. Ich habe leider kein Video davon gemacht, allerdings hatte ich an meinem ersten Abend in Tokyo eine ähnliche Erfahrung mit der Verkehrsbeleuchtung gemacht. Wer also einen kostenlosen Epilepsie Test machen will muss sich nur auf eine Japanische Straße wagen, er bekommt was er wollte und noch viel, viel mehr. Selbst an den Tankstellen gibt es blau blinkende Kegel und selbst die, die nicht in Gefahr sind von einem Auto erfasst zu werden blinken als würden sie für jeden Zustandswechsel Geld zugesteckt bekommen.
Letztendlich kamen wir aber sehr gut wieder in Sendai an und erholten uns ein wenig für den kommenden Sonntag…
Kleines Nachwort: Ich habe mir soeben einige Videos der Feuerwerke angesehen und muss sagen, dass es wirklich ein unbeschreiblich tolles Fest war. Ich habe auch gerade nachgeschaut und bin wohl etwas zu weit gegangen da ich nun 97 min mehr und 33gb Speicher (Videos in 4k) weniger auf meinem Handy habe als vor Begin der Drohnenshow…
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