Ein Wochenende an der frischen Luft

Es klingt vielleicht überraschend, der heutige Tag hat sich aber plötzlich wie ein absoluter Urlaubstag angefühlt. Die Sonne schien in einem hellen, gelbblonden Licht, die Wolken waren quasi nicht vorhanden und auch die Luftfeuchtigkeit, welche in letzter Zeit ein wenig am Rad gedreht hat, war heute kaum bemerkbar.


Da es viele unterschiedliche Attraktionen in Sendai gibt, dachte ich mir, dass es vielleicht an der Zeit wäre einen Zoo zu besuchen.
Nach nur einer kurzen U Bahnfahrt von 10 Minuten also stand ich vor einem kleinen Zoo, welcher zwar einen sehr schöne Gestaltung für die Besucher hat, aber für meine ungeschulten Augen etwas zu kleine Gehege für die Tiere vorzuweisen hat.


Natürlich ist einem dies unterbewusst für die Elefanten, Zebras, Giraffen oder Nashörner auch bewusst, jedoch bemerkt man spätestens bei den Greifvögeln, dass ein Käfig von höchstens 8-12 Kubikmetern ein wenig klein sein könnte. Auch bei den Waschbären die sich im Kreis drehen als würden sie für jede Runde im Käfig eine Minute Freiheit erlangen fragte ich mich schnell, ob ich lieber etwas anderes hätte anschauen sollen.
Die Gitter der Affen und Lemuren waren so dicht, dass es zwar für die Augen möglich war kleine Gestalten in den Käfigen, fast schon wie Schatten, wahrzunehmen, für meine Kamera gestaltete sich diese Aufgabe aber etwas schwieriger.
Auch die „Lebensräume“ der Schildkröten oder Schlangen wirkten etwas karg, vermutlich dient dies aber dem Besucher die Tiere ein wenig schneller wahrnehmen zu können. Es kann aber auch sein, dass ich an einem Tag gekommen bin, an dem das ganze Grünzeug zufällig herausgenommen wurde. Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass ich zuvor ähnliche Umstände in einem von mir zuvor besuchtem Zoo/Tierpark/sonsetwas gesehen habe. Höchstens in einer Tierhandlung für Insekten.

Ich hoffe, dass mich die Besuche unter all dem dichten Grün überhaupt erkennen können! Nicht das das Stöckchen oder die par Steinchen im Weg sind!


Durch die Hitze wirkten einige Tiere besonders betroffen und suchten sich andere Beschäftigungen. Für den Eisbären war dies ein „Spaziergang“ von der linken Seite des Geheges zur rechten Seite und von dieser aus wieder zurück. Der Gute muss ein echter Wanderer sein, ich bin mir sicher, dass er diesen Weg schon vorher besonders gut geübt hat.

Vor allem für bedrohte Arten könnte ich eine art Zoo verstehen, aber wenn mehr Platz für die Besucher als für die Insassen, äh, ich meine natürlich Zootiere, ist, dann fragt man sich, vor allem heutzutage, wo sich doch jeder die Tiere in Filmen, Dokumentationen, oder in Internet anschauen kann, ob überhaupt noch die Notwendigkeit einen Zoo zu besuchen besteht. Auf der anderen Seite wäre natürlich aber die Soziale Bindung welche sich zwischen den Kindern und Eltern bzw. Großeltern in einem Zoo entwickelt. Schwieriges Thema, vielleicht sehen die Zoos der Zukunft anders aus. Spätestens aber nachdem die meisten Tierarten ausgestorben sind.

Ja, wo wir gerade beim Aussterben sind. Ich meine natürlich nur beim Thema, nicht tatsächlich dabei, ne? Nun nachdem mich dieser Anblick so schockiert hat, dass ich mir schnell noch alles angesehen habe und mich dann weiter auf den Weg machte, dachte ich mir also, dass es vielleicht besser wäre etwas weniger lebendiges zu betrachten.
So hatte ich, lange bevor ich nach Sendai kam, bereits gesehen, dass es ein kleines Museum gibt, in welchem ein eher ungewöhnliches Ausstellungsstück zu finden war. So befindet man sich in diesem ovalen Museum ungefähr fünf Meter unter der Erde und kann in diesem ovalen Gebäude welches um das Ausstellungsstück gebaut wurde, einen 20,000 Jahre alten Wald besichtigen. Das kling nun auf den ersten Blick ein wenig langweilig, jedoch sollte man sich vor Augen halten, dass dieser sogar relativ groß ist. So hat das Gebäude laut Google Maps eine Länge von ca. 54 Metern und eine Breite von ca. 22 Metern. Ein anderes Highlight, neben einem kurzen Film, welcher anschaulich das Leben der entfernten Vorfahren dieser Zeit zeigt, ist allerdings die erkennbaren Überbleibsel des prähistorischen Lagerfeuers, welches diese zurückgelassen haben.
Ob dies aber dazu beitrug, das dies dazu führte, dass uns zur heutiger Zeit das Fleckchen Wald erhalten Blieb, bleibt aber reine Spekulation von meiner Seite.


Des weiteren gibt es auch eine zweite Etage, in welcher in einem kleinen Diorama mittels Hologramm – Glasscheibe im 45 Grad Winkel + Bildschirm – Leben in ebendies gehaucht wird, indem Urmenschen das Lagerfeuer entfachen und die Sonne untergeht. Es mag ehrlich gesagt ein wenig karge klingen diese „Kleinigkeit“ als Anlass zu nutzen ein gesamtes Museum um drum herrum zu errichten, jedoch ist dies aber genau die Genialität. Ich meine was hatten den die Menschen zu dieser Zeit? Handy, Fernseher oder Autos werden es ja wohl kaum gewesen sein. Auch Straßenlaternen werden ihnen nicht dabei geholfen haben im Dunklen den Weg von der Bar wieder nach Hause zu finden. Sie hatten ja nüscht! Das also eine der einzigen Technologien, das wärme und lichtspendendes Feuer, nun aus dieser so entfernten Zeit trotzdem noch so vorzufinden, wie es einst zurückgelassen wurde, grenzt meiner Meinung nach eher an ein Wunder als alles andere.

Das nächste Highlight dieses Museums war nun also die Außenanlage, die ca. 150 x 100 Meter (inklusive Museum und Parkplatz) groß ist und die Vegetation aus dem Gebäude, aber eben in lebendiger Form, enthält. Man bekommt also zuerst einen kleinen Eindruck davon, wie es damals tatsächlich war, nur halt unter der Erde, und danach einen Eindruck davon, wie es damals auf die Menschen jener Zeit gewirkt haben muss. In diesem kleinen Gletscherwald, welcher zur letzten Eiszeit existierte waren überraschend viele Farne und kleine Pflanzen, er wirkte aber trotzdem recht vertraut. Aber er hat nicht zu sehr an die heutige Vegetation erinnert welche ich hier bisher wahrnehmen durfte. Vielleicht liegt dies aber auch daran, dass ich vor allem Bäume am Straßenrand sehen durfte. Besonders für diese aber ist Sendai bekannt. Hier soll es so viel Grün geben wie in keiner anderen Großstadt Japans. Das macht sich natürlich, wie man vielleicht schon in meinen Bildern gesehen hat, bemerkbar.
Ich habe wirklich großes Glück hier zu sein!

Nun nachdem nun der Samstag verging, ging es am Sonntag schon früh um 12:30 auf einen Ausflug, welcher einen Fußweg von ungefähr 3,7 Kilometern entspricht. Mit dabei war der Franzose aus dem Labor, welcher mir diese Schreine auf jeden Fall zeigen wollte, da sie angeblich mit die besten wären die Sendai zu bieten hat. Nachdem ich nun diese auch gesehen hatte, muss ich sagen, das er damit auf jeden Fall Recht hat!
Aber ich habe hier auch noch nicht zu viele Schreine und Tempel gesehen. Am ehesten hätten sie mich ein wenig an die in Matsushima Bay erinnert.
Erstaunlich war aber auf jeden Fall, dass man mit dem Betreten der Tempelanlage, welche durch einen langen, an den Seiten bewachsenen Weg, mit der Straße verbunden war, sofort dachte, dass man plötzlich mitten im Wald wäre. Die Bäume, Büsche und anderes Gepflantzte, versperrten also so schnell die Sicht, dass man sich wunderte wohin plötzlich die mitlerweise kleineren Häuser der Stadt verschwunden waren.

Der erste Garten/ Tempel war auf jeden Fall der Schönste, jedoch gab es einige Touristen, welche leider etwas laute „Pling Plong“ Musik abspielten und somit ein wenig unpassende Stimmung mit in den Garten mischten, jedoch konnte man ihnen relativ einfach entkommen. Das andere Problem, die hohe Luftfeuchtigkeit von bis zu 95% an diesem sonst so schönen Sonntag, konnte man allerdings nicht so leicht entfliehen.
Trotzdem machten wir uns auf jede der andern Tempelanlagen zu bestaunen. Diese wirkten teils relativ unterschiedlich, und dennoch hatte man das Gefühl, dass sie alle perfekt mit dem Ort verbunden war. Ich würde sogar sagen, dass einige etwas verwunschen wirkten. Fast so, als wären dort tatsächlich einige 神 – Kami – wortwörtlich Gott/Gottheiten/Geister zu hause.

Auch an diesen Tempel sammelte ich fleißig die Tempelstemple, jedoch vergaß ich dummerweise schon wieder mein Stempelbuch, daher muss ich wohl noch einmal zurückkehren.

Nachdem nun alle Tempel erkundet waren, ging es zu späterer Zeit auch wieder zum Volleyball, damit auch dieser Sonntag abgerundet war. Ich muss sagen, dass mir meine Finger dieses Mal ein wenig, fast schon überraschend weniger, Weh getan haben. Vielleicht war ich einfach schon immer gut in dem Spiel und wusste es nur nicht. Vielleicht aber kam der Ball heute seltener in meine Richtung. Tja, wer Weiß?

3 Kommentare

  1. Helga Fernau

    Lieber Jacob,
    und wieder ein erfrischender , informativer Beitrag. Dankeschön, daß du so ausführlich berichtest. Am Ende deines Aufenthaltes sind wir vermutlich sehr mit Sendai vertraut.

  2. I&H

    „Ich habe wirklich großes Glück hier zu sein!“
    Diesen Satz, lieber Jacob, habe ich aus Deinem heutigen Bericht herauskopiert, denn der hat mir besonders gut gefallen. Er hätte an jeder beliebigen anderen Stelle Deiner so vielfältig-bunten Erlebnisschilderungen stehen können. Schon, als Anton in Neuseeland war, habe ich ihm gesagt: „Du lebst meinen Traum“. Das sage ich jetzt wider, dieses mal zu Dir, wenn ich mit großem Interesse Deine Japan-Eindrücke lese. Wir (Großeltern) haben wirklich großes Glück, solche Enkelkinder zu haben. Liebe Grüße in die nahe Ferne, auch von Oma Inge, Dein Opa Heiner. Mahlow, den 1. Juli 2024

    • admin

      Ja, das stimmt allerdings! Mir ist das hier schon oft aufgefallen. Alleine das ich hier mit der Unterkunft so großes Glück habe in bester Lage wohnen zu können. Oder das ich theoretisch jeden Tag ins Labor kommen könnte wann ich möchte. Da der Weg / die Reise ja bekanntlich das Ziel ist, versuche ich meine Zeit hier so gut zu genießen wie ich kann 🙂
      Vielen lieben Dank für die Grüße! Und viele Grüße auch von mir von hier!

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