Nachdem ich dachte mich schon ein wenig an das Leben in Japan gewöhnt zu haben, so merkte ich heute, wie anders Hiroshima doch ist. Während ich zuvor kaum Ausländer aus westlichen Ländern gesehen habe, tut man sich hier schwer eine Straße zu finden in der sie sich nicht finden lassen.
広島 – ひろしま – Hiroshima – (広 – ひろ – Hiro – breit, 島 – しま – shima – Insel) bedeutet wortwörtlich übersetzt „Breite Insel“. Im japanischen auch…
Ich wachte heute so gegen 8 Uhr auf, was vor allem für mich sehr ungewöhnlich ist. Nachdem ich überlegte noch ein wenig weiter zu schlafen, überzeugte ich mich doch, die „Kälte“ des „Morgens“ zu nutzen um die Stadt zu erkunden.
Das bisschen Japan was ich bisher gesehen hatte, hatte entweder weniger Werbeschilder, oder ich habe mich an die kleine Menge in Sendai bereits gewöhnt und nehme sie nicht mehr als „ungewohnt“ wahr.
Meine Unterkunft hatte ich strategisch ausgewählt indem ich Kosten, sowie Distanz zum Friedenspark so gering wie möglich hielt. Ja, ähnlich wie in Kawaguchiko hatte ich schnarchende Nachbarn, diesmal war es aber auch mir möglich zu schnarc, äh schlafen natürlich.
Trotz der frühen Stunde war die Temperatur sicher so um die 30 Grad und ich hatte Glück, dass die Kaufstraße welche ich entlang ging, überdacht war. Wer hätte denken können, das es vier Grad südlicher auch ein wenig wärmer sein würde?




Monument to Tamiki Hara ————- Denkmal an Takimi Hara
Engraved in stone long ago, ———- Vor langer Zeit in Stein gemeißelt,
Lost in the shifting sand, ————— Im sich bewegenden Sand verloren,
in the midst of a crumbling world, — inmitten einer zerfallenden Welt,
The vision of one Flower. ————- Die Vision einer Blume.
Tamiki Hara —————————— Tamiki Hara
Das erste Mal, das ich die Atombomben-Kuppel (A-bomb Dome) erblickte, ging ich an einem kleinen Friedhof vorbei. Zuerst erblickte ich die Rückseite, hinter welcher dann der Fluss die Kuppel vom Friedenspark trennte. Das Gebäude auf den Bildern zu sehen ist das eine, tatsächlich aber davor zu stehen ist etwas anderes. Schon jetzt habe ich einen Klos im Hals und die Tränendrüsen fangen an zu arbeiten. Die Trümmer sind nicht nur von einem überwachten Zaun umgeben, nein, man hat eine schöne Parkanlage drum herum errichtet welche neben einem kleinen Brunnen auch viele in Stein gemeißelte Gedenkschriften enthält.







Am 6. August 1945 um 8:15 Uhr warfen die Amerikaner, während der letzten Tage des Pazifikkrieges im zweiten Weltkrieg, die erste Atombombe überhaupt, auf Hiroshima ab.
Little Boy, abgeworfen von dem Flugzeug Enola Gay fiel 43 Sekunden bevor sie 600 Meter über Hiroshima und 167 Meter von der Aoi Brücke entfernt das Leben von Millionen und mehr Menschen für immer verändern würde.
Das Fundament des Gebäudes wurde größtenteils vertikal belastet, wodurch ein Großteil dieses, die vernichtende Schockwelle der Bombe überstehen konnte.
Durch all die aufwendigen Restaurationsarbeiten steht es auch heute noch in dem gleichen Zustand wie unmittelbar nach der Explosion. Zu sehen wie dieses Gebäude der Kraft einer Atomexplosion standhalten konnte, während ein überwiegender Großteil der Stadt unwiederbringlich vernichtet wurde ist wirklich unglaublich, unfassbar und man vermag es nicht sich diese Zerstörung vorzustellen.

Eine Ansicht der anderen Flussseite
Ich selbst kann kaum fassen, dass ich hier wirklich in Japan bin. Geschweige denn in Hiroshima. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich hier einmal sein würde und den A-bomb Dome mit meinen eigenen Augen sehen würde.
Von diesem Führt eine direkte Linie über den Fluss, auf die andere Seite, über die Flamme des Friedens zum Kenotaph (Scheingrab) für die Opfer der Atombombe hinter welchem das Friedensmuseum erscheint.
Zu sehen ist zu glauben. So sah ich nun, gehalten von zwei steinernen Händen, die Flamme des Friedens, welche seit dem 1. August 1964 brennen wird, bis sie mit der Vernichtung der letzten Atombombe erlischen wird. Wie weit dieser Tag noch in der Zukunft liegt fragt man sich, ob die Gasreserven der Welt dafür ausreichen werden?






Die Stadt hatte vor dem 6. August ungefähr 255.000 Einwohner. Im Friedensmuseum erfährt man von persöhnlichen Schicksalen, von Kindern, Eltern, Älteren, zukünfitgen Generationen und vor allem von Unbeteiligten, deren Leben, sollten sie es fortführen dürfen, nie wieder normal sein würde. Die Ausstellung fängt mit dem Abwurf der Atombombe an einem runden Projektionstisch an. Um dieses herum verteilt steht eine Schulklasse, die nächste betritt gerade den Raum. Die Kamera folgt der Bombe in die Tiefe, und nachdem der runde Tisch in einen dichten Rauch gehüllt wurde, sieht man statt der vorher bunten Karte, nur noch eine schwarz weiße Übersicht auf welcher sämtliche Hausdächer fehlen und durch Schutt, Asche und Geröll verdrängt wurden.
Je weiter ich durch die Ausstellung gehe, desto schwerer wird die Luft, Bilder der Opfer, gezeichnet und Fotografisch, füllen die Wände aus, der Schmerz wird größer und größer.
Von den Menschen im Zentrum fehlt jede Spur, dafür wird das Leid, nach außen gehend größer und größer.
Die Zeichnungen im inneren zeigen zu Kohle verbrannte Menschen, die folgenden Bilder zeigen mit Menschen überfüllte Flüsse, sodass das Wasser dieses, nicht mehr wahrzunehmen ist.


Ich will die dort vermittelte Grausamkeit nicht noch weiter beschreiben, es ist eine Ausstellung über ein wichtiges Ereignis, was jedem Besucher den Magen umdrehen sollte.


Nachdem der Atomschlag mehr als 80% der Stadt zerstörte, machte sich der radioaktive, schwarze Regen, welcher aus der Asche ebendieser bestand, über die Überlebenden her.
Ich würde mit meiner Beschreibung der Ausstellung dieser nicht gerecht werden. Daher werde ich das auch nicht weiter probieren. Das Friedensmuseum ist eine absolute Empfehlung, sehr ergreifend, sehr lehrreich und sehr anschaulich.


Schatten.

Der schwarze Regen.


Sicht auf die Aoi Brücke vor dem Atomic Dome

„The City Auditorium Changed to a Pool of Blood (oben) (1953)
„The Tenmagawa River as a River of Fire“ (unten) (1954)

Eine Streetcar, breenend auf der Aoi Brücke
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