Matsushima

Nach einer langen und harten Woche bei 25-30 Grad und einer recht hohen Luftfeuchtigkeit, war es nun am Samstag nur gelegen ein wenig an die Frische Luft zu gehen. Die Woche verbrachte ich zwar nur im gut klimatisierten Büro, sodass ein Sonnenbrand die geringste meiner Sorgen war, ein wenig Abwechslung allerdings kann sicher nie schaden.
Daher fragte ich nun zwei neue Bekannte, einen Franzosen und einen Japaner, ob sie mit mir einen Ausflug zur Bucht Matsushimas machen wollten, und ob sie mir diese, quasi als „“local“ guides“ zeigen könnten.
Nundenn ging es in überraschend angenehmer Hitze bei ca. 30 Grad los zur Sendai Station. Bevor diese jedoch erreicht werden konnten, wurden wir auf ein kleines, 30 Stöckiges Gebäude aufmerksam und machten uns nun auf dem Weg zum Treppengehäuse. Nagut, ich gebe es ja zu, wir haben vielleicht doch eher den Aufzug mit Aussicht an der Glasfassade genommen.

Mir war zwar im Vornherein bewusst, das ich mich im Zentrum der Stadt ca. 14 Kilometer von der Küste entfernt befinden würde, dass diese aber tatsächlich bis auf einen winzigen Schimmer am Horizont kaum erkennbar war, überraschte mich dann doch ein wenig negativ. Die Aussicht war aber trotzdem (fast) einzigartig. – Fast gegenüber gibt es das „Westin“, ein weiteres Hochhaus mit Aussichtsplattform, um also die Einzigartigkeit des Ausblickes zu bestätigen, muss ich mir auch diese Aussicht erst einmal anschauen.

Nun machten wir uns also auf den Weg nach Matsushima. Matsushima ist eine Sammlung kleiner Inseln in der gleichnamigen Bucht welche ungefähr 30~45 Minuten mit der S Bahn von Sendai entfernt ist. An der gleichnamigen Stadt angekommen, war nun also unsere erste Amtshandlung das Aufladen meiner Suica Karte, einer Karte um kontakt und Ticketlos von einer Station bis zur nächsten zu fahren, und danach das Sammeln des Stationsstempels. Während der Japaner nicht wusste, dass es hier diese gibt, wusste der Franzose nicht, dass es welche für Bahnhöfe gibt, meinte aber, dass es auch welche für Tempel gibt, was ich wiederum nicht wusste. Dementsprechend haben wir alleine an dieser Stelle unseren Horizont um einiges erweitert und ich stempelte auch diesen in mein neues Stempelbuch ein.

Der rechte Stempel scheint eine weiter Variante des noch nicht gesammelten Sendaieki Stempels zu sein, welcher dem Stempel Matsushimas auf der rechten Seite ähnelt. Und ja, auf dem Stempel rechts ist ein kleiner Samurai mit dem Zeichen des Date Klans zu sehen, der „Banane“ wie ich es zu nennen Pflege.

Matsushima wird neben Amanohashidate und Miyajima – Der Ort mit dem im Wasser stehenden Torii Tor – als einer der drei schönsten Orte Japans gewertet. Schon Matsuo Basho, der größte Poet der Edo Periode hatte einiges über dieses außergewöhnliche Fleckchen Erde zu berichten:

松島やああ松島や松島や
bzw:
Matsushima ya / aa Matsushima ya / Matsushima ya
oder:
Matsushima ah! / A-ah, Matsushima, ah! / Matsushima, ah!
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Matsushima

Nun ich finde es schade, dass wir in Deutsch nicht auch ein wenig Japanisch hatten, diese Aussage hätte selbst ich sicher interpretieren können. Aus Zeitgründen werde ich dies aber wie immer dem Leser überlassen.

Nun wie war aber nun mein Eindruck dieser Bucht, die mit ihrer Wucht einen der wichtigsten Poeten der Japanischen Geschichte umhaute?
Nun sie ist, wie man auf den Bildern hoffentlich erkennen kann, wunderschön. Die Luft ist leicht salzig und durch das wiederkehrende schimmern des Lichtes durch den teils Wolkenbedeckten Himmel, wirken die Wellen, das Wasser und auch die Bäume als würde man sie in einem sanften Traum besuchen. Klingt vielleicht etwas Kitschig, aber besonders die Inseln erinnern mich an den Süden, Italiens und bringen dadurch eine Ruhe mit, wie man sie nur in der Natur finden kann.
Einige Inseln wurden wahrscheinlich in vergangenen Jahrhunderten als Tempel, Schreine oder auch Gedenkstätten benutzt welche vielleicht den Verstorbenen oder den Göttern gewidmet waren.
Einige wenige sind auch über Brücken mit dem Festland verbunden, sodass es uns möglich war diese sehr einfach zu erreichen.

Die roten Brücken allerdings, welche uns über eine kleine Insel zu einem Tempel führten, währen in Deutschland sicher nicht so gebaut worden. Einmal abgesehen von der Brüstung die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unter 1,10m ist, wäre es für Kleinwüchsige oder Kleinkinder sicher ohne Probleme möglich gewesen in den Lücken im Boden zu verschwinden um einen kleinen Tauchgang im darunter liegenden Wasser durchzuführen.

Die Tempelanlage auf dieser zweiten kleinen Insel allerdings, war ein echtes Schmuckstück an welcher die Handwerker ihr Können ohne Einschränkungen zeigen konnten, um, unter anderem, die Zwölf Tiere des Tierkreises in den Balken ebenjener zu verewigen.

Nachdem wir es nun geschafft hatten an der Akabaschi (赤橋, 赤 – aka – rot, 橋 – hashi – Brücke) (Fukuura Brücke) anzukommen, haben wir leider den Übertritt auf die andere Seite um nur einige wenige Minuten verpasst. Während dies nun enttäuschend klingen mag, so bietet es einen Grund bei noch besserem Wetter wieder einmal zurückzukehren um auch die dahinter liegende Insel zu erkunden.

Ich kann nun also mit voller Zuversicht sagen, dass die kleinen Inseln auf jeden Fall einen Besuch wert sind und muss selber einen weiteren vornehmen, um auch ein vollständigeres Bild dieser Bucht zu erhalten.

2 Kommentare

  1. Helga Fernau

    Lieber Jacob,
    vielen Dank für den wieder sehr ausführlichen Bericht. Mit einem Atlas bin ich Dir zu den Inseln gefolgt.
    Ja, solche Brücken, wie die wunderschönen roten, sind in Deutschland undenkbar. Man geniert sich hier nicht einmal Denkmale mit sogn. Sicherheiten zu verschandeln. Auch wenn in den letzten 200 Jahren nie ein Mensch zu Schaden kam.

    • admin

      Es ist gut möglich, dass die kleineren der Brücken sogar relativ neu sind, da einige anscheinend durch den Tsunami 2011 entweder beschädigt oder zerstört wurden. Also wären sie wahrscheinlich sogar so neu gebaut/ renoviert /restauriert worden, was ebenfalls in Deutschland undenkbar wäre. Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich auch besonders langsam über die zwei gegangen bin die die kleinen Kinderfallen als Boden hatten.
      Aber in Deutschland ist es trotzdem schade, wenn es nach so langer Zeit umgebaut werden muss.

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