Vorbereitung ist die beste Vorbereitung?

Nachdem ich zurückkehrte, versank ich tief ins Land der Träume, bis ich plötzlich eine Stunde Später wieder hellwach war. Es müssen wohl noch einige Spuren vom Jetlag in der Luft liegen, dies ist aber nicht so problematisch wie die Geräusche des Airconditioners, welcher mir vorher nur als Konzept bekannt war.
„Das ist kein Problem für mich, ich habe nicht umsonst einen Abschluss gemacht nur um jetzt diesen glorifizirten Föhn/Ventilator nicht ausstellen zu können.“ sagte meine eine Gehirnhälfte, während die andere sagte: „Wenn ich da jetzt etwas ändere, dann kann ich das nie wieder rückgängig machen.“.
Also nahm ich mir die Fernbedienung und Tippte die Tasten wie ein Klavierspieler mit kaputtem Metronom. Ungünstigerweise hörte ich kurz darauf ein lautes „Woooosh“ welches sich aber glücklicherweise nach nur 15 Minuten in Stille verwandelte. 5 Minuten Stille. Dann gab die Einheit ihre beste Wiedergabe, bis wieder eine kurze Pause eintrat.
Als mir bewusst wurde, dass meine Handlungen anscheinend „Konsequenzen“ – wer hat sich den dieses Wort ausgedacht? – haben würde, wusste ich, dass ich eine lange Nacht vor mir haben würde.

Nun nach nur wenigen Stunden Bedenkzeit mit kurzen Pausen gefolgt von lauten „Woosh“ Pause „Woosh“ Geräuschen wurde mir klar, dass ich nicht so einfach aufgeben dürfte. Hinzu kam natürlich noch, dass der Raum mit jedem „Woosh“ von einer kühlen Brise erfasst wurde, was dazu führte, dass ich nicht mehr das Gefühl hatte in Sendai zu sein, sondern in viel zu dünner Kleidung auf einem Berg zu wandern meinte.
Schließlich kam ich auf den höchst komplexen und auch kreativen Gedanken die Fernbedienung einfach in die Richtung des Airconditioners zu halten, da ich möglicherweise die ganze Zeit versucht habe die Temperatur der Wand direkt zu steuern.

Nun hat es also doch noch geklappt und ich konnte entspannt von ca. 5 Uhr früh bis 7:40 ausschlafen, da ich ja um 9:30 schon einen Termin hatte, zu welchem mein Erscheinen von unbedingter Wichtigkeit war. Als ich nun die klingelnden Wecker deaktivierte, schloss ich für einen Bruchteil einer Millisekunde mein Augen und schaute erneut, diesmal sehr erstaunt, auf die Uhr um feststellen zu müssen, dass es bereits 2 nach 9 war.

Aber was hat das nun alles mit dem Titel dieses Textes zu tun?
Die Bürokratie in Japan ist meiner Meinung nach noch extremer als die in Deutschland. Es ist notwendig alle relevanten Formulare ausgedruckt dabei zu haben damit gegebenenfalls Änderungen getätigt werden können. Für einige Onlineformulare kann dies zum Beispiel bedeuten, dass Sie komplett online ausgefüllt werden, nur um dann noch einmal großflächig zu ändern und neu zu beschreiben.
Daher ist eine gute Vorbereitung, welche ich zum Glück am vorherigen Abend schon gemacht hatte sodass alle Dokumenten griffbereit waren, von äußerster Wichtigkeit.

Also Deutsche und vor allem als erst kürzlich angereister Cooperative Researcher wäre es von höchster Peinlichkeit, wenn ich einen ersten Eindruck des Zuspätkommens hinterlassen würde. Also beschleunigte ich meine neue Morgenroutine um den Faktor 2, „vergaß“ das Frühstück und eilte so schnell hinaus, wie mich der Wind tragen konnte.
Ungünstigerweise entschieden sich alle Ampeln an diesem Morgen dazu mich mit einem vollem Rot anzulächlen, was mir natürlich missfiel.
Daher musste ich heute eine in Japan unverzeiliche Straftat begehen, welche vielleicht sogar noch härter bestraft wird als Mord: Das übertreten einer Straße beim leuchten einer roten Ampel.“ Nur dadurch, dass ich also Recht und Gesetz gebogen habe war es mir möglich dennoch pünktlich zu erscheinen.

Alsbald konnten auch die Administrativen Vorgänge beginnen, welche fein säuberlich von Raum zu Raum abgearbeitet wurden und von mir sehr, sehr häufig verlangten meinen vollen Namen in Großbuchstaben einzutragen.
Das mag erstmal nach einer Aufgabe für Kleinkinder klingen, jedoch muss ich gestehen, dass auch einer wie ich mehrere Anläufe gebraucht hat, bis ich diese höchst komplexe Aufgabe gemeistert hatte. Während meiner mehrstündigen Lehrzeit kam es nur ein Mal dazu, dass ich ein komplett neues Dokument ausfüllen musste nachdem ich mich bei meinem eigenen Namen verschrieben habe und kleine Buchstaben anstatt Großbuchstaben verwendete.

Während Corona wurde allen Nationen der Spiegel vorgehalten und man hat feststellen können was die Menschen so bewegt. So war es in Deutschland fast ein größerer Volkssport als Fußball das man so viel und so schnell Klopapier sammelte wie nur physikalisch möglich.
In Japan wäre dies sicher weit unten auf der List der essenziell wichtigen Dinge, da man auch an den Toiletten merkt wie weit das Land in der Zukunft ist. Diese haben sowohl beheitzte Sitze als auch andere Technologien, welche wir uns nicht einmal in unseren Träumen vorstellen könnten. So haben sie eine eingebaute Dusche mit Stärkeregelung und auch einen Knopf, welcher Spülgeräusche abspielt ohne die Spülung zu betätigen. Es wäre also teilweise eine Umweltfreundliche Alternative, welche man in Deutschland sicher auch einsetzen könnte. Es gibt noch viele weitere Unterschiede, da ich aber dummerweise diesen Text neu schreiben musste, werde ich diese erst später behandeln.

Auf meinem Rückweg von der PostBank erblickte ich diesen Pinguin in einer Unterführung welche mir bei meinem raschen Hinweg sicher mehrere Minuten an den roten Ampeln erspart hätte. Ich wollte ihn euch nicht vorenthalten:

Diese Treppe der Unterführung hat eine derart Kriminell flache Stufenhöhe, welche in dieser Art und Weise sicher nicht mit den Genfer Konventionen in Einklang zu bringen wäre.

2 Kommentare

  1. Helga Fernau

    Lieber Jacob,
    wir haben gerade beim Lesen schallend gelacht. Ganz super geschrieben. Und außerdem natürlich auch sehr schöne Fotos. Sicherheitshalber habe ich jetzt alles gespeichert in Google. War das richtig??

    • admin

      Vielen lieben Dank! Ja, ich habe mir nun auch vorgenommen den ganzen Kram noch einmal zu sichern. Und ich werde nicht noch einmal probieren das auf dem Handy zum laufen zu kriegen, dann geht es halt nicht. Bevor ich wider alles auf der Seite kaputt mache 🙂

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