Was? Es sind schon drei Wochen?

Heute vor genau drei Wochen kam ich hier in Japan am Haneda Airport in Tokyo, der Hauptstadt Japans an. Ich musste mich in dieser Zeit vielen Herausforderungen stellen und diese fast immer erfolgreich meistern. Es kommt mir nicht so vor als wäre ich schon seit einer so langen zeit hier in Japan. Ich habe bisher wie auch berichtet viel neues gesehen, viele Menschen kennen gelernt und auch neue Freundschaften geschlossen. Ich weiß nun nicht mehr was ich im vornherein genau erwartet habe, aber bisher ist wirklich alles besser gelaufen als ich es hätte wünschen können. Ich würde von mir selbst behaupten, dass ich größtenteils sehr blauäugig und naiv an die ganze Sache herangegangen bin, was sich aber nicht bemerkbar gemacht hat, da die Universität mit dem International Support Center eine unglaublich gute Unterstützung bietet, welche mir vor allem an Anfang sehr viel Unsicherheit genommen hat. Sicher, die Familie wird auch vermisst, aber es ist ja nicht so als wäre ich am anderen Ende der Welt – Oh, naja heutzutage ist doch alles irgendwie anders, oder? Nachdem man in den Zeiten des Internets kostenlos in Echtzeit über Bild und Ton miteinander in Kontakt treten kann, wirken diese enormen Distanzen, für die ein hochmodernes Flugzeug mehr als einen halben Tag braucht, plötzlich ein wenig kürzer.
Nachdem es anfangs natürlich meine oberste Priorität war ein wenig die Stadt und Umgebung kennen zu lernen, so musste ich dies teils auf die Wochenenden verschieben, da ich tagsüber jeden (Wochen)Tag im Labor anwesend war und sein werde. So habe ich bisher schon ein wenig der näheren Umgebung Sendais, Kizuna Matsuri, das Fest der Zusammenhalt nach dem großen Östlichen Erdbeben, die „Ruinen“ des Schlosses Date Masamunes, sein Mausuleum in dem auch andere Mitglieder des Date Klans liegen, die Bucht Matsushimas mit einigen ihrer Tempel und Brücken, und auch die vielen unterschiedlichen Tempel in den Bergen Yamaderas gesehen. Ich würde sagen, dass sich diese kleineren Ausflüge soweit gelohnt haben und ich in Zukunft mehrere, ähnlich dieser machen sollte.

Die Ruinen 青葉城 (Aoba-jō), 青- ao – Blau, 葉 – ha – Blatt, 城 – shiro – Schloss des wörtlich übersetzten, Schloss der blauen Blätter.

Eine kleine Insel in der Bucht Matsuhimas über eine rote Brücke verbunden mit dem Festland.

Ein von Natur gefüllter Blick auf die Tempel Yamaderas.

Im Labor konnte ich mehrere Vorträge besuchen, welche teilweise von Studenten gehalten wurde, es gab jedoch auch einen Gastbesuch vom University College London (UCL). Die Gäste des UCLs und ich durften auch an einer Tour des gesamten Labors teilnehmen, welches sich aus mehrere Räumlichkeiten im ersten und fünften Stock zusammen setzt.
Nachdem ich nun also neu in Sendai ankam, und auch einige andere neue Mitglieder in oder vor diesem Zeitraum zum Labor hinzukamen, wurde nun also eine Verfügbarkeitsliste ausgefüllt, in welcher jeder eintrug, wann er für eine Willkommensfeier verfügbar wäre. Diese fand nun also am Dienstag im „Euro 29“ statt, einem kleinen Restaurant in der Nähe einer größeren Einkaufsstraße in der Nähe des Stadtzentrums. Los ging die „Pilgerreise“ als Gruppe im Labor, und nachdem ich am Anfang das Gefühl hatte, das es noch etwas Formal war, so wurde es durch das erste Bier, welches die Gesichter einiger schlagartig rot färbe, schnell recht locker und entspannter. Ob ich mich asozial hab volllaufen lassen? Das ist zwar eine sehr direkte Frage, aber ich muss leider sagen, dass ich keinen Alkohol angerüert habe. Es wäre möglich gewesen „kostenlos – der Preis für den Abend pro Person betrug 3500 Yen“ so viel nachzubestellen bis die Zeit um ist, jedoch konnte ich mir relativ bildlich ausmalen wie eine solche Variante für mich enden würde.
Es gab nun also, treu dem Namen des Restaurants, welches entfernt an eine europäische Bar erinnerte, viele unterschiedliche Speisen. Es gab mehrere Gänge mit je einer Speise pro vier Personen. Dadurch konnte sich jeder das auf seinen Teller packen, was sein Herz begehrt.
Und ja, selbst ich habe mir den Salat genommen, welcher überraschenderweise nach Salat geschmeckt hat. Ja, Geschmäcker kann ich gut beschreiben. Die anderen Gerichte waren auch überraschend nah an ihrem Europäischen Vorbild. So muss ich sagen, dass mir die Chili con Carne und auch der Braten darunter am besten geschmeckt haben. Zum krönenden Abschluss gab es neben Brownies auch noch ein Gruppenfoto vor dem Restaurant. Nun als Deutscher mache ich natürlich gerne Gruppenfotos, jedoch war mir etwas unwohl als plötzlich alle für das Foto den rechten Arm hebten. Zum Glück war die Faust geballt, jedoch war dies trotzdem ein wenig ungewohnt für mich. Der Franzose dachte das gleiche wie ich, so haben wir einen nuen interessanter neuer Kultureller Unterschied entdeckt.

Am nächsten Morgen stand ich nun vor einer verschlossenen Labortür und wunderte mich ein wenig wo alle anderen bleiben. Nachdem ich diese öffnete, mir wurde ja ein Zugang gegeben, wurde mir allmählich klar, dass der Alkohol nicht spurlos an den anderen Studenten und Mitarbeitern vorbeigegangen war.

Ich werde nun auch auflösen was aus der Wäsche geworden ist. Nun nachdem ich genau am Start der Regenzeit diese zum Trocknen aufhing, dauerte es erstaunlicher Weise etwas länger bis diese getrocknet war. Ob die hohe Luftfeuchtigkeit etwas damit zu tun hat, oder ob die T-Shirts bei dieser Hitze auch einfach schwitzen, weiß ich noch nicht. Aber nach einer relativ langen Trockenzeit konnte ich nun herausfinden ob ich sie weiterhin tragen könne, oder ob ich sie als „M“, vormals „L“ verschenken kann.
Nun ja, ich bin mir zwar nicht so ganz sicher, aber es kommt mir schon ein wenig komsch sein, da will ich ehrlich sein. Vielleicht war es nicht die schlauste Idee einfach alles zusammen zu werfen und den Voreinstellungen ohne einen zweiten Blick zu vertrauen. Oder ich bin über Nacht um 1 – 2% gewachsen. Ich weiß es nicht. Aber es kommt mir ein wenig so vor, als wären einige Hemden ein klitze, klitzekleines bisschen kleiner als vorher.
Es kann aber auch sein, dass ich wieder einen Knick in der Optik habe, eine Brille trage ich ja nicht ohne Grund.

Was, das ist eine Fassade und kein Wasser?

Nachdem nun also dieses Problem „gelöst“ war – ja was soll ich denn machen? Alles ausleiern bis es ungefähr wieder so „schlabbrig“ wie vorher ist?, Oder soll ich einfach so tun als würden mir die Hemden nun einfach besser passen? – ging es heute zum zweiten Mal innerhalb der letzten sieben Tage zum Volleyball.
Heute war es nicht in einer kleinen Turnhalle in der Nähe des Bahnhofes, sondern in einer kleinen Turnhalle auf dem Dach einer Schule. Tja, wenn ich damals in einer solchen Halle Sport gehabt hätte, wäre ich vielleicht sogar gerner mal zum Sport gegangen als ich es damals nur wenig gerne tat. Nun zusätzlich gibt es an dieser Schule anscheinend auch einen kleinen Dachgarten was mich zwar ein wenig verwundert hat, aber auch ein klein wenig neidisch gemacht hat. Abgesehen von der natürlich auch beneidenswerten Aussicht zu fast allen Seiten.
Heute versucht ich im Volleyball sogar ein wenig mehr Einsatz zu zeigen, was sich interessanterweise sogar bemerkbar machte. Trotzdem werde ich, falls ich öfters gehen sollte, noch auf absehbare Zeit ein Anfänger bleiben.

Ich habe zu viele Bilder gemacht, hier noch einige, fast zufällig ausgewählte, in zeitlich korrekter Sortierung:

Rückfahrt von der Bucht Matsushimas:

Nachtszene und Blumen an den Straßen Sendais:

Yamadera, Tempel, Natur und Rückfahrt (Tunnel):

4 Kommentare

  1. Helga Fernau

    Lieber Jacob ☺️😊😊
    weiter so, wir lesen mit Interesse und Begeisterung Deine Berichte.
    Das mit der Wäsche passiert nicht nur Anfängern. Aber sortieren nach Temperatur und Farben ist manchmal hilfreich.

    • admin

      Das freut mich aber sehr! Ja, der Wäsche geht es gut, aber ich habe noch einmal gründlich die Waschmaschine unters Mikroskop genommen, und es war tatsächlich nirgendwo eine Temperatureinstellung zu finden. Also es hätte auch gründlich schief gehen können. Das ist ja schon fast so als würde man mit der Wäsche in der Waschmaschine Russisch Roulette spielen wenn man nicht weiß wie lange und vor allem mit welcher Temperatur die da wäscht! 🙂
      Aber die Sortierung habe ich natürlich beachtet.

  2. Elisabeth

    Danke für deinen Bericht. Das weckt Fernweh ❤️ viele liebe Grüße aus Berlin

    • admin

      Gerne doch! Das freut mich aber, dass es den Willen erweckt einmal selber hier zu sein. Ja, ich selber habe zumindest noch kein Heimweh, aber das kommt vielleicht auch noch einmal. Aber zumindest jetzt wenn es hier gerade kein Regen gibt, fühlt man sich hier genau richtig.
      Viele Grüße aus Sendai! <3

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